Ein hart erkämpfter Weg nach oben

Ottweiler/Völklingen. Wenn man das, was man jetzt tut, gut macht, kann man es sehr weit bringen. "Schritt für Schritt, Treppe für Treppe" hat Ahmad Ardestani seinen Weg bestritten - mit einer ihm eigenen Hartnäckigkeit. Heute ist der gebürtige Iraner Chefarzt der Gefäßchirurgie an der Marienhaus-Klinik in Ottweiler. Der Weg dorthin war "sehr schwierig"

 Dr. Ahmad Ardestani ist die Karriereleiter beständig emporgestiegen - bis zum Chefarzt. Foto: mwi

Dr. Ahmad Ardestani ist die Karriereleiter beständig emporgestiegen - bis zum Chefarzt. Foto: mwi

Ottweiler/Völklingen. Wenn man das, was man jetzt tut, gut macht, kann man es sehr weit bringen. "Schritt für Schritt, Treppe für Treppe" hat Ahmad Ardestani seinen Weg bestritten - mit einer ihm eigenen Hartnäckigkeit. Heute ist der gebürtige Iraner Chefarzt der Gefäßchirurgie an der Marienhaus-Klinik in Ottweiler. Der Weg dorthin war "sehr schwierig". Ardestani wollte in Europa studieren - dass es Deutschland wurde, war Zufall, ein Cousin seines Vaters lebte in Saarbrücken. Der 18-jährige Ahmad verließ den Iran 1985 - als das Land sich mit dem Irak bekriegte. Den Vater, der in Isfahan eine Arztpraxis betrieb, und die Familie musste er zurücklassen. "Ich hatte großes Heimweh. Daheim anzurufen, kostete damals fünf Mark pro Minute", sagt Ardestani. Erst acht Jahre später klappte ein erster Besuch.Zunächst jedoch spielte der ehemalige iranische Juniorennationalspieler Ardestani Fußball in einer Oberligamannschaft in der Pfalz und lebte bei der Familie des Trainers. "Da konnte ich das Heimweh ein wenig kompensieren." Die deutsche Sprache zu lernen, war die erste Hürde. "Zuerst musste ich pfälzisch lernen, das war noch schwieriger als saarländisch, und dann kam erst Hochdeutsch", sagt Ardestani mit einem Zwinkern. Wegen einer Verletzung an der Leiste musste er den Traum vom Profifußball dann aufgeben. Er holte das Abitur nach und studierte Medizin in Homburg.

Nebenjobs fürs Studium

Aber auch Zweifel gab es. "Nächte, in denen man nicht schläft und überlegt, etwas anderes zu machen." Doch dann denkt er an seinen Vater, der sich immer gewünscht hatte, dass Ahmad Medizin studiert. Der Vater erleidet drei Herzinfarkte - nur einmal trifft Ahmad ihn noch. Er stirbt zwei Wochen vor seiner letzten Staatsexamensprüfung, ohne dass Ahmad ihn nochmal sieht. Ahmad lernt bis zu zwölf Stunden am Tag, finanziert das Studium durch Nebenjobs. Im Rückblick sieht er diese Zeit dennoch als "eine der schönsten".

Damals war die Konkurrenz unter Studenten und Assistenzärzten größer und härter, sagt Ardestani. "Heute können sich Assistenzärzte aussuchen, wo sie hinwollen. Wir aber mussten uns beweisen und viele Überstunden machen, um aufzusteigen." Die Familie ist ihm wichtig - seine Frau ist ebenfalls Ärztin und Iranerin. Während seines praktischen Jahres im städtischen Klinikum Neunkirchen kam das erste Kind zu Welt, das Geld reichte gerade so.

Integriert zu sein, ist ihm wichtig. Zwar verzichtet die Familie nicht auf iranische Bräuche, doch sie feiert Weihnachten. "Ich habe mich entschieden, in Deutschland zu leben. Ich muss mich anpassen, wenn ich ein gutes Leben haben will", sagt Ardestani. Allerdings erwarte er vom Staat auch, dass Ausländer integriert werden.

Aufbauarbeit in Völklingen

Seinen Facharzt für Chirurgie schließt Ardestani in Zweibrücken ab. 2004 geht er nach Völklingen, wo er in der Marienhaus-Klinik St. Michael eine gefäßchirurgische Weiterbildung absolviert und später beim Aufbau der Gefäßchirurgie als Oberarzt beteiligt ist. 2009 folgt die Beförderung zum Chefarzt nach Ottweiler.

Einmal im Jahr reist die Familie zum Urlaub in den Iran. Dort zu leben kann er sich nicht mehr vorstellen - wegen der politischen Situation. "Die Integration im Iran wäre für mich wahrscheinlich schwieriger als hier", meint der 44-Jährige.

Ohne Freude an der Arbeit, sagt Ardestani, wäre seine Karriere nicht möglich gewesen. 60 bis 70 Stunden pro Woche sind keine Seltenheit. Ebenso wichtig war die Unterstützung seiner Frau, die sich um die beiden Kinder kümmerte und die jetzt eine eigene Praxis eröffnen will. Dass Patienten Probleme mit seiner Religion hätten, sei sehr selten. "Viele denken eher, dass der sehr gut sein muss, sonst käme er als Ausländer nicht in so eine hohe Position."

Zur Person

Dr. Ahmad Ardestani wurde 1966 in Isfahan geboren. Er kam 1985 mit 18 Jahren nach Deutschland. Zunächst spielte er Fußball in der ersten Amateurliga, dann studierte er Medizin in Homburg. Sein praktisches Jahr verbrachte er in Neunkirchen, danach war er Arzt im Praktikum in Wadern, anschließend Assistenzarzt in Hermeskeil. In Zweibrücken machte er den Facharzt für Chirurgie. 2006 wird er Oberarzt der Gefäßchirurgie in Völklingen. Seit 2009 leitet Ardestani als Chefarzt die Gefäßchirurgie in Ottweiler. mwi

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