Ein halber Saarländer aus Namibia

Hirstein · Er spielte Fußball in Hirstein, war bei der Jugendfeuerwehr, ging in Namborn zur Schule. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte Operi Tjakuapi im Saarland. Heute arbeitet der Namibier als Reiseleiter.

 Operi Tjakuapi verbrachte seine Kindheit in Hirstein. Heute ist er Reiseleiter in Namibia und begleitete zuletzt die Vize-Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Petra Bosse-Huber (r.). Foto: Frank Vollmer

Operi Tjakuapi verbrachte seine Kindheit in Hirstein. Heute ist er Reiseleiter in Namibia und begleitete zuletzt die Vize-Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Petra Bosse-Huber (r.). Foto: Frank Vollmer

Hirstein. In Namibia hat die deutsche Kolonialgeschichte Spuren hinterlassen. Das ist auch für Touristen noch heute an Straßennamen wie "Talstraße" und "Gartenstraße" abzulesen, an Gebäude-Inschriften wie "Kaiserliches Postamt", an der überall erhältlichen Schwarzwälder Kirschtorte und der deutschsprachigen Tageszeitung. Aber dass ein Herero in perfektem Deutsch erklärt, er sei "ein halber Saarländer", ist selbst in Namibia höchst ungewöhnlich. Bei einem Besuch der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland in Namibia lernte epd-Redakteurin Marlene Grund den Namibier Operi Tjakuapi kennen, der Teile seiner Jugend in Hirstein verbrachte.Operi Tjakuapi ist heute Reiseleiter, der Gruppen und Einzelpersonen durch Namibia und das südliche Afrika begleitet. Der humorvolle 35-Jährige spricht fließend Englisch, Afrikaans und Deutsch und ist eine lebende Enzyklopädie, wenn es um die Pflanzen- und Tierwelt Namibias, um Alltag und Geschichte des Landes und um die vielen unterschiedlichen Ethnien geht. Der Vater von zwei Kindern ist aber auch auf der Suche nach Zeugnissen seiner eigenen saarländischen Geschichte und nach früheren Bekannten und Freunden.

Mit seinen Eltern, den Missionaren Salomon und Susanna Tjakuapi, kam er 1987 als elfjähriger Junge ins Saarland. Die Familie lebte in der Friedenbergstraße in Hirstein, erinnert sich Operi, der ebenso wie seine jüngeren Geschwister die Grundschule Namborn besuchte. Operi integrierte sich leicht in das Leben in einem für ihn völlig fremden Land. Alles war anders, als gewohnt, auch die Menschen verhielten sich hier völlig anders als in seiner Heimat, die damals noch unter dem Apartheidssystem litt, berichtet er. So erlebte er erstmals ältere Damen, die dem kleinen dunkelhäutigen Jungen gerne über den Kopf strichen und ihn mit Süßigkeiten versorgten.

Wie die meisten Namibier ist auch Operi Fußballfan und trat dem Fußballclub TuS Hirstein bei. Lachend erzählt er, dass er die "schwarze Perle" des Vereins genannt wurde und man ihm versicherte, er bringe "Farbe in die Mannschaft". Auch bei der Jugendfeuerwehr Namborn machte er mit und war dabei, als das Team 1988 in Celle deutscher Jugendmeister wurde. "Leider habe ich keinerlei Unterlagen mehr aus der Zeit, weder Schulzeugnisse noch Fotos. Auch die Kontakte und Freundschaften mit Gleichaltrigen gingen verloren, als ich wieder in Namibia war", sagt er bedauernd.

Wer sich an Operi Tjakuapi und seine Eltern erinnert und noch Dokumente aus dieser Zeit hat, kann sich gerne an die St. Wendeler Redaktion der Saarbrücker Zeitung wenden. Alle Schreiben werden nach Namibia weitergeleitet und der frühere Namborner Bub wird dann Kontakt aufnehmen. epd

Die Adresse: SZ-Redaktion St. Wendel, Mia-Münster-Straße 8, 66606 St. Wendel, Fax: (0 68 51) 9 39 69 59, E-Mail: redwnd@sz-sb.de. Stichwort: Operi.

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