Ein Geschenk des Sonnenkönigs

Saarlouis. 325 Jahre sind die Gobelins im Saarlouiser Rathaus alt, ebenso die dazugehörigen zwölf Barockstühle. Sie sind ein Geschenk von Ludwig XIV. aus dem Jahre 1687. Damals wurde noch immer an der sieben Jahre zuvor gegründeten Festung Saarlouis gebaut, obwohl sie offiziell bereits 1686 als vollendet galt

 Eine Hälfte des großen Gobelins von Ludwig XIV. im heutigen Rathaus. Foto: Stadtmuseum Saarlouis

Eine Hälfte des großen Gobelins von Ludwig XIV. im heutigen Rathaus. Foto: Stadtmuseum Saarlouis

Saarlouis. 325 Jahre sind die Gobelins im Saarlouiser Rathaus alt, ebenso die dazugehörigen zwölf Barockstühle. Sie sind ein Geschenk von Ludwig XIV. aus dem Jahre 1687.Damals wurde noch immer an der sieben Jahre zuvor gegründeten Festung Saarlouis gebaut, obwohl sie offiziell bereits 1686 als vollendet galt. Und selbst für 1689 schreibt Hans-Jörg Schu, ein Kenner der Saarlouiser Geschichte, von "vielen Baulücken". Deshalb hafte der Stadt noch immer der "Charakter des Unvollendeten" an. Die Stadt aufzuwerten war wohl mit ein Grund für die Anordnung des Sonnenkönigs, den Gerichtssaal im alten Saarlouiser Rathaus mit Gobelins auszustatten. Dabei handelte es sich ursprünglich um einen breiten Wandteppich und zwei schmälere Teppiche.

Diese mit Blumenmustern versehenen Gobelins sollen aus der königlichen Manufactur D'Aubusson stammen, deren Stempel eingewebt seien. Ergänzt wird das Ensemble durch zwölf Barockstühle aus einer Tischlerwerkstatt in Metz. Sie sind mit dem gleichen Gobelinstoff bezogen.

Untergebracht waren diese Objekte im 1685 vollendeten zweigeschossigen Rathaus der Festungsstadt. Das befand sich an der Nordecke des Großen Marktes, heute steht dort eine Buchhandlung. Informationen der Stadt zufolge ist 1909 vergeblich versucht worden, die Gobelins an einen Amerikaner zu verkaufen. 1919 wurden Teppiche und Stühle von den französischen Besatzungstruppen beschlagnahmt. 1922 kam es zur Rückgabe an die Stadt.

Den alten Gobelinsaal beschreibt die Saar-Zeitung am 21. Dezember 1937. Demnach schmückte der große Teppich die Längswand des Sitzungssaales. Die gegenüberliegende Wand war durch zwei Türen und einen Kamin unterteilt. Beiderseits des Kamins hingen die zwei schmäleren Gobelins. Zur Gesamteinrichtung gehörten noch die barocken Stühle. 1934 sei laut Saar-Zeitung dieser Saal instand gesetzt worden. Wegen einer schadhaften Decke, die einzustürzen drohte. Einige Jahre zuvor wären die als "künstlerisch sehr wertvoll" eingeschätzten Wandteppiche "fachmännisch und sorgfältig" erneuert worden.

1944 gegen Kriegsende konnten Teppiche und Stühle im Schloss Dagstuhl in Sicherheit gebracht werden. Allerdings gab es dort große Schäden.

Deshalb scheint später eine Reparatur der Objekte erfolgt zu sein, womöglich in Paris. Einem Vermerk im Stadtmuseum zufolge soll der Gobelinsaal nach Kriegsende im alten Saalbau wieder aufgebaut worden sein, denn das frühere Rathaus war zerstört.

Für das neue Saarlouiser Rathaus war ein eigener Raum für die Teppiche und Stühle eingeplant. Bei der Einweihung im Jahr 1954 kamen zu den Geschenken des Sonnenkönigs weitere hinzu.

Vier Teppiche hängen im heutigen Gobelinsaal des Rathauses. Dabei hatte Ludwig XIV. seiner Stadt nur drei geschenkt. Klärung bringt ein altes Foto, auf dem der große Teppich in voller Breite zu sehen ist. Demnach wurde er nach dem Krieg in zwei mittelgroße Gobelins zerteilt. 325 Jahre sind nicht spurlos an den Stühlen vorübergegangen. Manche Sitzfläche zeigt abgewetzte Stellen, mit Löchern im Stoff. Derzeit wird untersucht, wie eine angemessene Instandsetzung aussehen könnte. Auch soll erstmals der kulturhistorische Wert festgestellt werden.

Der Gobelinsaal kann zu den Öffnungszeiten des Saarlouiser Rathauses besichtigt werden.

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