Ein ganz normaler Freitag?

St. Wendel. Im Alltag lauern sie überall - die Omen, die Glück oder Unglück verheißen. Auch gibt es diverse Sprichworte, hinter denen sich Lebenserfahrungen verbergen. So zum Beispiel auch: "Aller guten Dinge sind drei." Diese Redensart mag heute vielleicht auch dem ein oder anderen abergläubigen Menschen Mut machen

St. Wendel. Im Alltag lauern sie überall - die Omen, die Glück oder Unglück verheißen. Auch gibt es diverse Sprichworte, hinter denen sich Lebenserfahrungen verbergen. So zum Beispiel auch: "Aller guten Dinge sind drei." Diese Redensart mag heute vielleicht auch dem ein oder anderen abergläubigen Menschen Mut machen. Denn heute ist - bereits zum dritten Mal in diesem Jahr - Freitag, der 13. Und vielleicht kann die glückverheißende Zahl drei dem als Unglückstag verschrienen Freitag, den 13., entgegenwirken?Mal Hand aufs Herz, so ein bisschen Aberglaube steckt doch in jedem Menschen. Ob man jetzt einen Talisman trägt, der einem Glück bringt, oder bei Prüfungen nie ohne ein bestimmtes Shirt aus dem Hause geht - die Motivation ist immer die Gleiche: Das Nicht-Kontrollierbare kontrollieren.

"Wir brauchen für alles Erklärungen", bestätigt Ingo Michael Simon, Heilpraktiker für Psychotherapie in St. Wendel. "Auch für das Unheil." Und da kommen eine schwarze Katze oder ein Freitag, der 13., eben manchmal gerade recht. Das menschliche Unterbewusstsein beherrscht zwei Psychotricks, die dem Aberglaube Futter geben. Das ist zum einen die selektive Wahrnehmung. "Wir nehmen genau das wahr, was wir auch wahrnehmen wollen", erklärt Simon. Gehen beispielsweise an einem Tag wie heute Kleinigkeiten schief, dann rückt der abergläubige Mensch diese in den Vordergrund. Glückliche Begebenheiten werden einfach hinten angestellt.

Zum Zweiten gibt es das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung. "Wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben, dann produzieren wir eine Wahrheit, die dazu passt", sagt Simon. Wenn sich jemand beispielsweise einredet, dass ihm am Freitag, dem 13., etwas passiert, er stürzt oder einen Unfall hat, dann steige automatisch das Risiko, dass ihm tatsächlich etwas zustößt.

Dabei ist statistisch bewiesen, dass an einem Freitag, den 13., nicht mehr Unfälle passieren als an anderen Tagen - ganz im Gegenteil. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat die Unfallstatistik der vergangenen drei Jahre ausgewertet und festgestellt, dass an diesen Tagen sogar weniger Unfälle registriert werden, als an anderen Freitagen.

Warum fürchten sich trotzdem so viele Menschen vor der Kombination Freitag und 13? Wo kommt der Aberglaube her? Und wer ist anfällig dafür? Für Simon ist der Aberglaube so alt wie die Menschheit selbst. "Indem wir bei bösen Vorzeichen besondere Vorsicht walten lassen, geben wir uns vermeintliche Sicherheit", so Simon. Das sei auch der Grund, warum viele Menschen einen Talisman bei sich tragen. "Menschen, die kein starkes Selbstbewusstsein haben, verfallen sicher leichter dem Aberglaube", sagt Simon. Da diese Menschen keinen inneren Halt haben, suchen sie Halt in anderen Dingen. Aber auch das Elternhaus, vorgelebte Verhaltensweisen, haben einen großen Einfluss darauf, ob ein Mensch empfänglich ist für den Aberglauben.

Einen gewisses Stellenwert jedenfalls gestehen selbst Unternehmen dem Aberglauben zu, denn viele Pensionen und Hotels verzichten auf die Zimmernummer 13, in größeren Hotels fehlt der 13. Stock und auch bei den meisten Fluggesellschaften sucht man die 13. Reihe im Flugzeug vergebens. "Dadurch wird der Aberglaube aber wiederum bestärkt", sagt Simon. Nach dem Motto: Wenn sich Unternehmen danach richten, muss ja etwas dran sein.

Ein bisschen Aberglaube, das macht Simon deutlich, schadet aber nicht. Wer mit einem Glücksbringer in der Tasche selbstbewusster durchs Leben geht, dem sollte man diese Stütze nicht nehmen. Gefährlich wird der Aberglaube nur, wenn er wirkliche Ängste in den Menschen auslöst und ihr Leben negativ beeinflusst. "Dann kann ein Therapeut dabei helfen, herauszufinden, wie stark jemand im Aberglauben gefangen ist", sagt Simon. "Ich glaube generell, dass Aberglaube ein Angstkontroll-

mechanismus ist."

Ingo Michael Simon, Heilpraktiker für Psychotherapie

AUF EINEN BLICK

Freitag, der 13., ist nicht überall auf der Welt ein Unglücksdatum. In Griechenland beispielsweise gelten Dienstage, die auf den 13. eines Monats fallen als Unglückstage, in Italien Freitag der 17. Dass drei Mal der 13. eines Monats auf den Freitag fällt, ist erst 2015 wieder der Fall. Im kommenden Jahr gilt es zwei, 2014 nur einen Freitag, den 13., zu überstehen. evy

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort