Ein Fußball-Profi im UnterrichtReinert: "Für die Deutschen ist gegen Portugal wohl Endstadion"

Wie bewerten Sie für sich persönlich die vergangene Saison mit dem 1. FC Kaiserslautern?Sebastian Reinert: Die Saison ist für mich wie auch für die gesamte Mannschaft nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir waren selbst überrascht, wie schnell wir da unten dringesteckt haben. Damit hatten wir nicht gerechnet

 So kennen ihn seine Fans: FCK-Profi Sebastian Reinert beim Torjubel. Foto: dpa

So kennen ihn seine Fans: FCK-Profi Sebastian Reinert beim Torjubel. Foto: dpa

 Sebastian Reinert zeigt den Jugendlichen auf dem Sportplatz in Oberthal, wie er mit dem Ball jonglieren kann. Foto: atb

Sebastian Reinert zeigt den Jugendlichen auf dem Sportplatz in Oberthal, wie er mit dem Ball jonglieren kann. Foto: atb

Wie bewerten Sie für sich persönlich die vergangene Saison mit dem 1. FC Kaiserslautern?Sebastian Reinert: Die Saison ist für mich wie auch für die gesamte Mannschaft nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir waren selbst überrascht, wie schnell wir da unten dringesteckt haben. Damit hatten wir nicht gerechnet. Zum Schluss waren wir dann natürlich alle erleichtert. Wann war Ihnen klar: Wir schaffen den Klassenverbleib?Reinert: Eigentlich erst am letzten Spieltag nach dem 2:0. Das war echt ein Herzschlagfinale. Aber wir haben immer an uns geglaubt. Und wurden am Ende dafür belohnt. Das 3:0 gegen Köln war hochverdient.Was haben Sie sich für die kommende Saison vorgenommen?Reinert: Wir wollen natürlich nicht wieder so eine Saison wie die letzte erleben - im Interesse der Fans, der Spieler und der Offiziellen. Wir haben das Zeug dazu, weiter oben mitzumischen. In den letzten Spielen haben wir gezeigt, dass wir nicht in den Tabellenkeller gehören. Welche Rolle spielten Stefan Kuntz und Trainer Milan Sasic beim Klassenverbleib?Reinert: Stefan hat gleich zu Anfang mit jedem Einzelnen gesprochen. Er sagte, wir haben nichts mehr zu verlieren und können befreit aufspielen. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Milan fragte mich beim ersten Freundschaftsspiel, was mit mir los ist. Ich sagte ihm, mir fehlt Selbstvertrauen. Er sagte, er vertraue mir, stellte mich wieder auf - und ich glaube, ich hab ihm das Vertrauen zurückgezahlt. Noch zwei Fragen zur aktuellen Europameisterschaft: Wer wird Europameister, wie weit schafft es die deutsche Mannschaft?Reinert: So wie es im Moment aussieht, würde ich sagen, Holland wird Europameister. Für die deutsche Mannschaft ist gegen Portugal wohl Endstation. Die haben einfach ein zu gutes Mittelfeld. Oberthal. Das Training hat noch gar nicht begonnen, da verlässt Sebastian Reinert schon wieder das Sportgelände. Der Profi des 1. FC Kaiserslautern hat es sich aber nicht anders überlegt. Noch immer will er zwei Schulstunden lang mit den Schülern der Erweiterten Realschule trainieren. Aber das Tor zum Sportplatz ist geschlossen. Und von den Schülern fehlt noch jede Spur. Also lehnt sich der 21-Jährige geduldig ans Geländer - und wartet. Wenige Minuten später kann es dann losgehen. Die Acht- und Neuntklässler sind da, schauen den Profi aus Gronig bewundernd an. Mit dabei auch Lehrer Hans-Peter Schuld - mit Schlüssel für den Sportplatz. Für den Lehrer, seit mehr als 30 Jahren FCK-Fan, ist es nichts Besonderes, den Star so aus der Nähe zu sehen: "Ich war in der Grundschule sein Klassenlehrer, später dann in der ERS." Schon auf dem Schulhof in der Grundschule habe Reinert immer Fußball gespielt - und meistens gewonnen. "Ich habe selten einen Schüler gehabt, der so diszipliniert war - auf dem Sportplatz wie im Unterricht", erzählt Schuld. "Er kam nie ohne Hausaufgaben zur Schule."Immer mal wieder schaue Reinert in seiner ehemaligen Schule vorbei. Und so habe ihn vor etwa drei Monaten die Schulleiterin gefragt, ob er nicht mal mit Schülern trainieren wolle. "Ich dachte, das macht bestimmt Spaß", erzählt Reinert - und sagte sofort zu. Erholt vom Türkei-Urlaub steht er nun vor den Jungs. Die Mädchen und einige Nicht-Fußballer nehmen lieber auf der Tribüne Platz. Die Fußballer aber "brennen drauf, mit ihm zu spielen", sagt Schuld. Das bestätigt auch der 14-jährige Torhüter Dillen Persch aus Namborn, der hofft, "dass ich alle Bälle von ihm halte". Dann grinst er: "Ich habe mich die ganze Woche darauf gefreut."Reinert schnürt seine Fußballschuhe und beginnt mit dem Aufwärmtraining. Er und die Schüler laufen quer über den Platz, erst vorwärts, dann seitlich, langsam, dann schneller. Nach drei Minuten hängen die ersten schon zurück. "Geht's noch?", fragt Reinert. Nach fünf Minuten ist dann Schluss mit Aufwärmen. "Es reicht, sonst seid Ihr schon nach dem Aufwärmen müde", sagt er. Zwei Mannschaften werden gebildet, Reinert verteilt die Leibchen. Die erste Hälfte des Trainingsspiels dominiert ganz klar die Mannschaft, in der der Profi spielt. Immerhin: Persch hält jede Menge Bälle, auch einige von Reinert. Allerdings nicht alle. "Kann viel von ihm lernen"In der zweiten Hälfte zieht sich der Rote Teufel das grüne Leibchen über. Prompt schießt auch dieses Team das erste Tor. Aber dem jetzigen Gegner gelingen, auch ohne Hilfe des Profis, einige Treffer. Reinert kickt mannschaftsdienlich, spielt vor dem Tor oft den Ball quer, ein Schüler kann einschießen. Die Tore zählt niemand mit. "Es siegte die Mannschaft ohne Leibchen", weiß Alexander Wagner aus Steinberg-Deckenhardt, der im Sieger-Team ist. Für ihn war es "ein besonderes Erlebnis, mit Reinert spielen zu können". Schließlich sehe man ihn sonst nur im Fernsehen. Der FCK-Fan spielt selbst in der C-Jugend der SG Blaubach-Diedelkopf und sagt: "Von Reinert kann ich noch viel lernen."Weniger ums Lernen als um den Spaß geht es Daniel Schmidt aus Namborn. Obwohl er eher Gladbach als Kaiserslautern die Daumen drückt, ist es auch für ihn ein besonderes Erlebnis. Schließlich ist auch er Fußballer: Er spielt in der B-Jugend in Hasborn. Stefan Jungen aus Bliesen ist ebenfalls Kicker, und zwar beim SV Bliesen in der B-Jugend-Bezirksliga. Der 15-Jährige hatte am Dienstag anscheinend nur Fußball im Kopf. Seine Utensilien für die Mathe-Arbeit hat er vergessen - aber die Fußball-Sachen waren dabei.

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