Ein Fest für junge Turner

Homburg. Auf den ersten Blick wirkt es wie das reinste Chaos, was sich da im Sportzentrum Homburg-Erbach abspielt. Knapp 800 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren rennen scheinbar kreuz und quer durch die Halle, lachen, springen, toben oder feuern andere Kinder an, die gerade eine der etwa 20 möglichen Übungen absolvieren

 Die Saarländische Turnerjugend feierte und turnte in Homburg-Erbach mit Kindern aus dem ganzen Saarland.

Die Saarländische Turnerjugend feierte und turnte in Homburg-Erbach mit Kindern aus dem ganzen Saarland.

 Jan-Hendrik Ertz überraschte mit Salti und Schrauben. Der Elfjährige vom TV Altstadt war einer von insgesamt etwa 800 Kindern, die am Sonntag am "Salto-Cup" teilnahmen. Fotos: Oliver Dietze

Jan-Hendrik Ertz überraschte mit Salti und Schrauben. Der Elfjährige vom TV Altstadt war einer von insgesamt etwa 800 Kindern, die am Sonntag am "Salto-Cup" teilnahmen. Fotos: Oliver Dietze

Homburg. Auf den ersten Blick wirkt es wie das reinste Chaos, was sich da im Sportzentrum Homburg-Erbach abspielt. Knapp 800 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren rennen scheinbar kreuz und quer durch die Halle, lachen, springen, toben oder feuern andere Kinder an, die gerade eine der etwa 20 möglichen Übungen absolvieren. Auf den Tribünen sitzen jede Menge Eltern, Verwandte und Betreuer. Auch sie feuern ihre Kleinen an und freuen sich mit ihnen, wenn etwas besonders gut gelingt. Das vermeintliche Chaos hat System, heißt "Salto-Cup" und wird von der Saarländischen Turnerjugend (STJ) bereits seit 1988 veranstaltet. "Er gehört zu den größten Breitensportveranstaltungen im Südwesten", sagt der STJ-Vorsitzende Thorsten Kiesewalter stolz. "Hier geht es nicht um die Leistung oder Wettkampfdruck, sondern darum, den Kindern zu zeigen, wie viel Spaß Turnen machen kann, und sie damit dazu zu animieren, Sport zu treiben." Primär werden also die Kinder und Jugendlichen angesprochen, die sonst nicht zu Wettkämpfen fahren. Eine der jungen Sportler aus insgesamt 37 Vereinen an diesem Tag ist die neunjährige Michelle Ecker vom SSV Homburg-Erbach. Sie schafft beim Seilspringen mehr als 50 Durchgänge in der vorgegebenen Zeit und grinst übers ganze Gesicht. Ihre Vereinskameradin Anna Boussonville zeigt beim Pedalo-Fahren besonderes Geschick und absolviert die Strecke in weniger als zehn Sekunden. "Das hat bis jetzt am meisten Spaß gemacht", sagt sie - und läuft schon wieder weiter zur nächsten Station, dem Standweitsprung. "Für die Kinder ist das alles sehr abwechslungsreich, weil es nicht nur um Turnen geht, sondern auch die Bereiche Geschicklichkeit und Fitness eingebaut sind", sagt Eva Stahl, Trainerin beim SSV Homburg-Erbach. Geschicklichkeit ist beim Hindernis-Parcours wirklich gefragt. Mit einer Stange in der Hand müssen die Kinder beispielsweise balancieren und unter einem Sprungbock hindurch klettern. Oder aber sie haben einen Tennisball auf einem Löffel und müssen mit diesem durch ein Kastenelement am Boden krabbeln, ohne dass der Ball herunterfällt. Spektakulär geht es am Mini-Trampolin zu. Hier zeigen Christian Wack und Jan-Hendrik Ertz, beide elf Jahre alt und vom TV Altstadt, bereits mutige Sprünge. Nacheinander zeigen sie einen Salto - perfekt in den Stand. Jan-Hendrik geht sogar noch einen Schritt weiter und zeigt einen Salto mit einer Schraube. "Aber mehr traue ich mich noch nicht", meint er und läuft wieder zurück, um weiter zu üben. Nebenan balanciert Julia Feld vom TV Heusweiler gekonnt über den Schwebebalken. Sie ist gerade sechs Jahre alt und weiß fast gar nicht, welche Übung sie zuerst machen soll. Kaum vom Balken wieder herunter, zeigt sie am Boden bereits ein Rad. "Das macht Spaß und ist überhaupt nicht langweilig", meint sie. Dann ist sie schon wieder weg. Der Standweitsprung ruft. "Wir sehen uns gerne an, was die Kinder leisten", sagt Martina Schulze stellvertretend für die zahlreichen Eltern in der Halle. Ihre achtjährige Tochter Jana turnt beim TV Mettlach. "Die Kinder trainieren das ganze Jahr über. Hier können sie allen zeigen, was sie gelernt haben. Das ist eine sehr gute Sache und macht die Kinder sehr stolz." Deshalb ist der "Salto-Cup" für viele Vereine ein fester Termin im Kalender. "Ich bin schon zum fünften Mal hier", sagt Marlene Deletz vom TV Saarlouis stolz. "Für die Kinder ist das jedes Jahr ein Höhepunkt", bestätigt Bärbel Dutt-Hanus, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Fünf Disziplinen sollen die Kinder absolvieren, je eine aus den drei Bereichen Turnen, Geschicklichkeit und Fitness, die anderen beiden sind frei wählbar. Ihre Leistungen werden auf einer Laufkarte festgehalten - so kann am Ende der erfolgreichste Verein festgestellt werden. Der erhält dann einen Pokal. Aber beim "Salto-Cup" geht niemand leer aus. "Für die Kinder ist das etwas Besonderes. Sie kommen nach Hause und können sagen: Sieh mal, das hier habe ich bekommen", erklärt Thorsten Kiesewalter, der Vorsitzende der Saarländischen Turnerjugend. "Im vergangenen Jahr hatten wir Medaillen, dieses Jahr gibt es ein Kuscheltier." Und wie auf Kommando kommt die kleine Anna Sutter vom Turnverein Hangard, acht Jahre alt, angereist und zeigt ihre kleine Plüsch-Robbe: "Die ist total süß."

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