Ein Duell mit Asafa Powell

Saarbrücken. Olympiasieger Asafa Powell sprintet über den Tblisser Platz. Der Jamaikaner vor dem Staatstheater in Saarbrücken? Nein, es ist nur ein Pappkamerad, der auf einer Schiene immer wieder die 20 Meter "sprintet". Genauso schnell wie sein menschliches Pendant ist er aber trotzdem

Saarbrücken. Olympiasieger Asafa Powell sprintet über den Tblisser Platz. Der Jamaikaner vor dem Staatstheater in Saarbrücken? Nein, es ist nur ein Pappkamerad, der auf einer Schiene immer wieder die 20 Meter "sprintet". Genauso schnell wie sein menschliches Pendant ist er aber trotzdem. Nach 2,89 Sekunden überquert der ehemalige Weltrekordler aus Pappe die Ziellinie beim Bewegungscamp des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Das Camp ist seit Mai auf Deutschland-Tour. Saarbrücken ist die sechste und letzte Stadt auf der Tour.Ganz ohne Leistungsdruck Doch Powell ist noch nicht müde. Schüler aus dem ganzen Saarland treten gegen den Jamaikaner an. Einer der jüngsten Gegner, den Asafa je hatte, ist der dreijährige Jean-Luca Pileggi. Wie ein Profi sprintet er aus dem Startblock und überquert die Ziellinie - nach sechs Sekunden - drei Sekunden langsamer als Powell. Ingesamt gibt es auf dem Tblisser Platz zehn Stationen - und eine Ruhezone. Fred Eberle, Präsidiumsmitglied des DLV, ist der Initiator der Veranstaltung, will Bewegung und Koordination mit Spaß verbinden. Alles auf der Basis der Leichtathletik: Laufen, Springen und Werfen. "Wir wollen den Kindern die Leichtathletik auf kleinstem Raum nahe bringen", erklärt Eberle. "Durch diese Erfahrung soll die Neugierde und das Interesse für den Sport geweckt werden", sagt Eberle. Der Trainingseffekt lässt sich schon nach zwei bis drei Läufen feststellen. Ungeübte Kinder steigern ihre Leistung nach kurzer Übungsphase und kommen Asafa Powell näher. Neben dem Sprint begeistert auch der Watussi-Sprung. Er erinnert an Hochsprung, ist aber ein altes Ritual des Watussi-Stammes aus Ruanda. Die Jungen dieses Stammes, die es schaffen, ihre eigene Körperhöhe zu überspringen, nehmen die Stammesoberen in den Kreis der Männer auf. Marcel Lamour (15) von der Pallotti-Förderschule gelingt dies noch nicht. Er überspringt 1,65 Meter. Seine Größe: Geschätzte 1,73 Meter. Seine Lehrer Sabine Munkes und Torsten Podevin sind dennoch von der Veranstaltung begeistert: "Das Angebot ist abwechslungsreich, hier gibt es keinen Leistungsdruck. Unseren Schülern fällt es oft sehr schwer, sich zu konzentrieren. Das funktioniert im Rahmen dieser Veranstaltung sehr gut", erklärt Torsten Podevin. Auch Behinderte sind mit Begeisterung dabei. Die Förderschule Lernen Friedrichsthal ist gleich mit drei Klassen angereist, auch eine Behindertengruppe vom LC Schmelz ist am Start. Sie sind mit dem gleichen Eifer dabei wie Lisa Schorr und Susanne Hahn, zwei erfolgreiche Saarsportlerinnen und WM-Teilnehmerinnen in Berlin. DLV-Vizepräsident und Chef des Saarländischen Leichtathletik-Bundes, Werner Zimmer (Foto: rup), sagt über die beiden: "Vorbilder sind wichtig - vor allem wenn sie so erfolgreich und gut aussehend sind wie Susanne und Lisa." Die Marathonläuferin Hahn und die Sprinterin Schorr, beide vom SV schlau.com Saar 05, probieren die Stationen aus und haben dabei genauso viel Spaß wie die Schüler. Lisa Schorr erklärt die Station "Bungy Running" zu ihrer neuen Lieblingssportart. Die 27-Jährige lässt sich an einem dehnbaren Seil festbinden und versucht, so schnell und so weit wie möglich zu rennen, bis das Seil sie wieder zurück zieht. "Das macht verdammt viel Spaß", sagt Schorr, die kurz darauf mit Susanne Hahn und Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz Glücksfee spielt.Erfolg für Birgit KonecyAlle Teilnehmer hatten die Möglichkeit, in einer Lotterie Turnschuhe zu gewinnen, die sie sich selbst designen dürfen. Auch gute Leistungen belohnt der DLV. So gewinnt Birgit Konecy, Mathematik- und Französisch-Lehrerin der Erweiterten Realschule Ludwigspark in Saarbrücken, den Titel der sportlichsten Lehrerin. Ihre Schüler jubeln ihr zu. Die sportlichste Stadt der DLV-Tour ist übrigens Dresden. Ganz knapp muss sich Saarbrücken mit dem zweiten Platz geschlagen geben. Da nützt es auch nichts, dass Britz die Mitarbeiter des gegenüberliegenden Finanzministeriums auffordert, ihre Arbeit niederzulegen und mitzumachen. Und Asafa Powell? Auch der hätte hier seinen Spaß gehabt. "Vorbilder sind wichtig - vor allem wenn sie so erfolgreich und gut aussehend sind wie Susanne und Lisa." Werner Zimmer

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