Ein Drehbuchautor und die Zwänge des SED-Regimes

Saarbrücken. Von Filmen will man nicht nur hören, man will sie auch sehen. Weshalb zur Einführung der Buchvorstellung mit Drehbuchautor Thomas Knauf im Rahmen des Max-Ophüls-Festivals zuerst Bilder im Künstlerhaus flimmern

Saarbrücken. Von Filmen will man nicht nur hören, man will sie auch sehen. Weshalb zur Einführung der Buchvorstellung mit Drehbuchautor Thomas Knauf im Rahmen des Max-Ophüls-Festivals zuerst Bilder im Künstlerhaus flimmern. Szenen aus seinen DEFA-Filmen der 80er, "Rabenvater" oder "Treffen in Travers", wo sich Corinna Harfouch als Therese vom jakobinischen Revolutionär Georg Forster (Hermann Beyer) scheiden lassen will.Knauf, 1951 in Halle geboren, erzählt und liest darauf seine "Babelsberg-Storys" (Alexander Verlag), von der dortigen Filmhochschule, wo er Film- und Fernsehwissenschaften studierte. Drehbuchschreiben gab's noch nicht, Regie hatte man ihm verboten. Er erzählt, wie er 1980 bei der DEFA als jüngster Drehbuchautor zwischen 23 festangestellten Beinahe-Rentnern landete, und wie seine ersten Filme sämtlich als nicht realisierbar "ausgebucht" wurden.

Der ungarische Regisseur Istvan Szabo habe ihn dann gelehrt keine Kompromisse zu machen. Bei "Die Architekten", einem Film über das Scheitern junger Architekten an der DDR Baupolitik, aus dem eine deutsch-deutsche Vater-Tochter-Trennungs-Szene gezeigt wird, habe er das streng beherzigt und ihn nach langem Kampf mit Regisseur Peter Kahane realisieren können.

Knaufs Buch ist eine ebenso unterhaltsame wie zeitkritische Film- und Geschichtskunde, die festgezurrte, einengende Systeme satirisch durchleuchtet, Erlebnisse in Ost und West festhält und dabei die Kunst des Filmemachens philosophisch betrachtet. Die horizontale Enge der DDR habe Knauf genötigt, ein Anderer sein zu wollen. Alles Filmmaterial wurde von der Partei abgesegnet, man habe sich als nützlicher Idiot mit Willen zur Kunst gefühlt.

Nach dem Ende der DDR ging Knauf nach New York und später nach Berlin, wo er auch heute lebt. Er machte einige TV-Filme, ein Medium, dass ihm trotzdem unlieb ist. "Man liebt entweder die Kunst des Kinos und lebt in ihr. Oder man tut es nicht und sieht fern", meint er.rr

Thomas Knauf, Babelsberg-Storys, Alexander Verlag, 312 Seiten, ISBN 978-3-89581-242-2.

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