Ein buntes Reich für Kinder

St. Wendel. Mehr Platz, mehr Licht, mehr Farbe und kürzere Wege. Die Begeisterung in der integrativen Kindertagesstätte der Lebenshilfe in St. Wendel ist allgemein. Kinder und Erzieherinnen fühlen sich in ihrem neuen Kindergarten pudelwohl

 Groß, hell und bunt: Blick in einen Gruppenraum der integrativen Tagesstätte. Fotos: B&K

Groß, hell und bunt: Blick in einen Gruppenraum der integrativen Tagesstätte. Fotos: B&K

St. Wendel. Mehr Platz, mehr Licht, mehr Farbe und kürzere Wege. Die Begeisterung in der integrativen Kindertagesstätte der Lebenshilfe in St. Wendel ist allgemein. Kinder und Erzieherinnen fühlen sich in ihrem neuen Kindergarten pudelwohl. Ende April sind die 87 Kinder und 19 Erzieherinnen in die neuen sechs Gruppenräume eingezogen und haben sich, wie die Leiterin der Tagesstätte Ruth Maier-Kuhnen berichtet, sofort zu Hause gefühlt. Besonders die Kinder hätten von ihrem neuen Reich sofort Besitz ergriffen.Der Bau ist, wie Lebenshilfegeschäftsführer Peter Schön erklärt, rund 700 000 Euro teurer geworden, als berechnet. Ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, auf den man beim Ausschachten gestoßen ist und der beseitigt werden musste, gestiegene Baupreise und feuerschutzrechtliche Vorschriften wie die neue Verbindung zwischen St. Floriansweg und Werkstraße, nennt Schön einige Ursachen der Mehrkosten.

Land, Landkreis und Stadt St. Wendel schießen gemeinsam etwas über drei Millionen Euro zu den Baukosten zu. Den Rest deckt die Lebenshilfe mit Eigenmitteln, Krediten und Spenden ab.

Entstanden sind für dieses Geld sechs große Gruppenräume mit je einer kindgerechten Küchenzeile, einem Ruhe- und einem Förderraum. Alle Räume sind behindertengerecht und barrierefrei eingerichtet. Dazu kommt auf jeder der beiden Etagen ein behindertengerechtes Pflegebad. Denn derzeit sind 28 der insgesamt 87 betreuten Kinder behindert, zum Teil mehrfach schwerstbehindert. Eine 250 Quadratmeter große Sport- und Bewegungshalle, eine Großküche, die auf 350 bis 400 Essen ausgelegt ist und im Oktober in Betrieb geht und das Therapiezentrum, in dem eine Ergotherapie- und eine Krankengymnastikpraxis untergebracht sind, runden das Neubauprojekt ab. Die beiden Praxen sind öffentlich und für jeden zugänglich. Mehr Platz gibt es jetzt auch im Snoezelen-Raum, das Zimmer in dem ein Wasserbett, Licht- und Toneffekte den Kindern helfen, zu entspannen und ihre sensitive Wahrnehmung zu verbessern.

Behindertengerecht bauen, das bedeutet, wie in der neuen Kindertagesstätte zu sehen, nicht nur keine Schwellen, breitere Türen oder tiefer sitzende Lichtschalter. Die Architektin Annette Werle war auch darauf bedacht, das Farbkonzept den besonderen Bedürfnissen der Kinder anzupassen. Auch bei der Auswahl der Materialien wurde sowohl auf Wohnlichkeit als auch auf Belastbarkeit geachtet. Und da Kinder auch mal richtig laut sein dürfen, spielte bei der Gestaltung auch die Akustik eine große Rolle.

"Wir haben jetzt mehr Zeit für die Kinder. Wir können sie jetzt noch mehr in ihrer Entwicklung unterstützen", freut sich Ruth Maier-Kuhnen. Die Chancen der Kinder, der mit und ohne Behinderung, zu verbessern, ein möglichst selbst bestimmtes Leben zu führen, sei das Ziel der Tagesstätte.

Meinung

Anderssein - kein Problem

Von SZ-RedakteurDagobert Schmidt

Wer die strahlenden Gesichter der Kinder in der neuen Tagesstätte der Lebenshilfe sieht, der weiß, dass sich die Investition gelohnt hat. Schon längst haben die Kleinen ihr neues Reich erobert, sind die Annehmlichkeiten, die das neue Haus bietet, schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden. Und doch, so hat man den Eindruck, beeinflussen die lichten, bunten, wohnlichen Räume die Kinder Tag für Tag immer wieder positiv. Die beste Voraussetzung, sie fit zu machen für das Leben, das noch vor ihnen liegt.

 Blick vom Eingang aus. Hier macht es Spaß, auf die Eltern zu warten

Blick vom Eingang aus. Hier macht es Spaß, auf die Eltern zu warten

Aus dem Blickwinkel eines Erwachsenen scheinen die Chancen der Kleinen sehr unterschiedlich, um nicht zu sagen ungerecht verteilt. Die Kleinen sehen das anders. Für sie ist Kind Kind, mit Behinderung oder ohne. Scheu vor dem Anderssein kennen sie nicht oder verlieren sie rasch. Wenn sie sich auch nur einen Teil dieser Haltung bewahren, dann macht jedes von ihnen die Welt ein wenig besser.

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