Ein Blick über die Grenze

St. Ingbert. Alte knorrige Bäume, schmale hölzerne Brücken und verwitterte Steine am Wegesrand. Wer gerne in der Natur unterwegs ist, vielleicht auch ein bisschen Abenteuergeist mitbringt und sich für die Geschichte seiner Heimat interessiert, der kann ab sofort auf dem Grenzsteinweg wandern. Für Rainer Henrich, Vorsitzender des St

 Terrier Flummi thront auf einem der Originalgrenzsteine aus dem Jahr 1768, die den neuen Wanderweg säumen. Fotos: Evelyn Schneider

Terrier Flummi thront auf einem der Originalgrenzsteine aus dem Jahr 1768, die den neuen Wanderweg säumen. Fotos: Evelyn Schneider

St. Ingbert. Alte knorrige Bäume, schmale hölzerne Brücken und verwitterte Steine am Wegesrand. Wer gerne in der Natur unterwegs ist, vielleicht auch ein bisschen Abenteuergeist mitbringt und sich für die Geschichte seiner Heimat interessiert, der kann ab sofort auf dem Grenzsteinweg wandern. Für Rainer Henrich, Vorsitzender des St. Ingberter Heimat- und Verkehrsvereins, waren die Grenzsteine zwischen St. Ingbert und Sulzbach schon seit Jahren von großer Bedeutung. "Schon als Schulleiter bin ich öfter an den Grenzsteinen vorbeispaziert", erinnert sich Henrich. Schließlich hat er begonnen, sich stärker mit den Steinen zu beschäftigen. "Hans Lauer hat in einem Heft mit dem Titel "Von Stein zu Stein" über deren Geschichte geschrieben."Die Idee für den Wanderweg ist vor ungefähr zwei Jahren entstanden. "Die Stadt St. Ingbert hat die Idee aufgegriffen und das interkommunale Projekt Grenzsteinweg zusammen mit Sulzbach umgesetzt", erklärt Kulturamtsleiter Stefan Ruffing. Auch für ihn ist der Erhalt der Grenzsteine als "Denkmäler der Geschichte" wichtig.

Der in dieser Woche offiziell eröffnete Grenzsteinweg startet in der Nähe der Oberen Anlage. Dort gibt eine Schautafel einen Überblick über den Weg und die Geschichte der Region, für die auch die Grenzsteine stehen. Die Abkürzung S.I. auf den Steinen steht für St. Ingbert, S. für Sulzbach. Auch die Jahreszahl, in der die Steine aufgestellt wurden, ist in den Stein gemeißelt. Ebenso die laufende Steinnummer. Eine Zeichnung von Kunsterzieher Dieter Trost auf der Schautafel erklärt die Symbolik.

Rainer Henrich hält der neuen Wanderkarte eine Karte aus dem Jahr 1768 gegenüber. Hier sind alle Grenzsteine eingezeichnet. Heute - sofern noch erhalten - stehen sie noch immer an der markierten Stelle. "Zum Glück sind noch einige Steine aus dem Jahr 1768 erhalten", sagt Anton Wagenknecht vom Heimat- und Verkehrsverein. Zusammen mit Rainer Henrich ist er den Weg mehrmals abgegangen und hat die Steine mit entsprechenden Schildern markiert. "Einige Steine mussten in den folgenden Jahrhunderten auch ersetzt werden."

Der Grenzweg führt von Grenzstein Nummer 9, der unmittelbar vor der Schautafel steht, bis hin zu Grenzstein Nummer 15. Unterwegs kommen die Wanderer vorbei an einer Industrieanlage, ehe der Weg wieder in den Wald führt. Es geht rauf und runter sowie über kleine Brücken, die beim Hinüberschreiten ein bisschen wackeln. Doch das ist durchaus gewollt, wie Förster Bodo Marschall erklärt. "Wir haben den Weg unter landschaftsästhetischen Gesichtspunkten hergerichtet. Er sollte urig sein und ein Gefühl von Wildnis vermitteln." Insgesamt ist der Weg eher schmal gehalten, ebenso die Brücken. "Das Darübergehen soll ein Erlebnis sein", so der Förster.

Insgesamt ist die historische Grenze zwischen Sulzbach und St. Ingbert neun Kilometer lang - von Elversberg bis nach Rentrisch. Zwischendrin übernehmen Bachläufe die natürliche Grenzmarkierung. Mit dem eröffneten Grenzsteinweg ist ein Teil dieser Strecke nun für Wanderer vorbereitet worden. Doch der Weg soll künftig noch erweitert werden. "Die Verträge sind bereits geschlossen", sagt Henrich. "Der Weg wird über Rentrisch bis hin nach Ensheim als Wanderweg hergerichtet."

Im Laufe der Jahrhunderte gab es verschiedene Hoheitsgebiete, die an diese Grenze stießen. Bis 1793 markierten die Steine die Grenze zwischen der Grafschaft Von-der-Leyen und dem Fürstentum Nassau-Saarbrücken und von 1816 bis 1919 die Grenze zwischen Bayern und Preußen. "Ein Jahr lang war Rentrisch sogar Grenzstation zwischen Deutschland und Frankreich", erklärt Wagenknecht. Ab 1814 trennten die Grenzsteine Frankreich von Deutschland.

AUF EINEN BLICK

 Förster Bodo Marschall, Anton Wagenknecht und Rainer Henrich vom Heimat- und Verkehrsverein, Dieter Trost und Kulturamtsleiter Stefan Ruffing an der Wandertafel des Grenzsteinwegs.

Förster Bodo Marschall, Anton Wagenknecht und Rainer Henrich vom Heimat- und Verkehrsverein, Dieter Trost und Kulturamtsleiter Stefan Ruffing an der Wandertafel des Grenzsteinwegs.

St. Ingbert ist um einen Wanderweg reicher. Dieser Tage wurde der Grenzsteinweg eröffnet. Es ist der erste Teil eines Weges, der entlang der historischen Grenze zwischen St. Ingbert und Sulzbach führt. Die Grenzsteine an der Strecke stehen für ein Stück Geschichte in der Region. Der Grenzsteinweg startet an Stein Nummer neun in der Nähe der Oberen Anlage. Der Weg ist ein interkommunales Projekt von St. Ingbert und Sulzbach, für das sich der St. Ingberter Heimat- und Verkehrsverein stark gemacht hat. Hergerichtet wurde der Weg von den Saarforst-Mitarbeitern. evy

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