Festnahme im Büro des Regionalverbands Saarbrücken Kassierte Behördenjurist für Bordellerlaubnis?

Saarbrücken/Bieskastel  · Ein beim Regionalverband angestellter Ex-Anwalt soll für die Genehmigung von Bordellen kassiert haben. Sein Kumpel beriet die Rotlicht-Unternehmer.

 Mit Beratung von Rotlicht-Betrieben in Saarbrücken, Homburg und Neunkirchen sollen ein Mitarbeiter des Regionalverbandes, der dienstlich für Bordell-Genehmigungen zuständig war, und sein Kumpel Kasse gemacht haben.   Symbolfoto: dpa

Mit Beratung von Rotlicht-Betrieben in Saarbrücken, Homburg und Neunkirchen sollen ein Mitarbeiter des Regionalverbandes, der dienstlich für Bordell-Genehmigungen zuständig war, und sein Kumpel Kasse gemacht haben. Symbolfoto: dpa

Foto: dpa/Andreas Arnold

Ein 45 Jahre alter Angestellter des Regionalverbandes mit Adresse in Blieskastel und sein 55-jähriger Bekannter, ebenfalls aus Blieskastel, sitzen seit Donnerstagnachmittag in Untersuchungshaft. Ein Richter erließ gegen beide Haftbefehle wegen Verdunkelungsgefahr. Ihnen wird unter anderem Bestechung und Bestechlichkeit vorgeworfen. Dies bestätigte Pressestaatsanwalt Dominik Degel auf Anfrage unserer Zeitung.

Der ehemalige Anwalt S., der in seinem Heimatort für die SPD in der Kommunalpolitik aufgetreten ist, wurde an seinem Arbeitsplatz beim Regionalverband festgenommen. Er war beim Gesundheitsamt landesweit für die Genehmigung von Anträgen nach dem Prostituiertenschutzgesetz, also für die Genehmigung von Bordellbetrieben, zuständig.  Die Ermittler gehen nach dem derzeitigen Stand davon aus, dass S. seinem Kumpel K. seit Jahresbeginn die Adressen der Bordellbetreiber, die einen Antrag gestellt hatten, nannte. Der trat dann angeblich dort auf den Plan und bot seine Unterstützung, insbesondere bei der Erstellung von so genannten Betriebskonzepten, gegen Zahlung von Honoraren zwischen 500 und 1000 Euro an.

Als Gegenleistung soll  Behördenmitarbeiter S. einen Anteil des Honorars erhalten haben. Die entsprechenden Etablissements befinden sich, so die Staatsanwaltschaft im Raum Saarbrücken, Homburg und Neunkirchen. Dem Juristen S. wird auch vorgeworfen, dienstlich die Anträge im Sinne der von seinem Kollegen beratenen Betriebe bearbeitet zu haben. Die Fahnder gehen nach SZ-Informationen von elf Fällen aus.

Jurist S. wurde, so die Staatsanwaltschaft, in seinem Büro beim Regionalverband festgenommen.   Bei der Durchsuchung seines Arbeitsplatzes und des Büros einer Mitarbeiterin wurde umfangreiches Beweismaterial, darunter 100 Fallordner zur Genehmigung von Rotlichtbetrieben, beschlagnahmt. In der Wohnung des Ex-Anwaltes in einem Blieskasteler Stadtteil „wurden schriftliche Unterlagen und handgeschriebene Betriebskonzepte sichergestellt“. Dort entdeckten die Ermittler zudem geringe Mengen an Drogen.

Der 55-Jährige K. wurde in seiner Wohnung in Blieskastel verhaftet. Dort wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft Drogen in nicht geringer Menge, Schusswaffen und Sprengstoff beschlagnahmt. Dem arbeitslosen K. wird neben den Korruptionsdelikten auch Drogenhandel in 26 Fällen, vorwiegend in den letzten Monaten im Saarpfalz-Kreis, vorgeworfen. Er soll verschiedene Abnehmer mit Marihuana beliefert haben.

Auf die Spur des Duos kamen die Fahnder offenbar nach einem Hinweis aus dem Rotlichtmilieu.

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