Ein „Backenzahn“ aus Buntsandstein

Busenberg · Die Burgruine Drachenfels im Dahner Felsenland ist etwas ganz Besonderes. Gekrönt wird die einstige Festungsanlage von einem riesigen „Backenzahn“, der sogar zu erklimmen ist.

Die Burgruine Drachenfels kann man nicht übersehen - ob man nun von Dahn oder von Bad Bergzabern her kommt. Biegt man von der Bundesstraße in den Fahrweg zum Weißensteiner Hof und zur Hütte des Pfälzerwald-Vereins ab, lohnt sich ein kurzer Halt. Hinter einer Wiese erhebt sich ein 367 Meter hoher bewaldeter Hügel, den der "Backenzahn" krönt. So nennt der Volksmund den Turmfelsen der Ruine, die unter den Felsenburgen des Wasgaus und der Nordvogesen eine der eindrucksvollsten ist.

Steile Treppen, Durchgänge, Kammern und Plattformen wurden dem 150 Meter langen Buntsandsteinfelsen abgetrotzt. Die Felsen wurden in mehreren Bauphasen mit Mauerwerk (etwa Buckelquadern) oder wohl auch mit Fachwerk umbaut. Das ist alles weitgehend verschwunden, etwas Fantasie schadet also nicht. Aber so romantisch das auf den Besucher heute wirken mag: Wirklich angenehm dürfte der Aufenthalt hier oben nicht gewesen sein.

Anfänge sind unklar

Wie bei so mancher Burg der Gegend sind auch in diesem Fall die Anfänge nicht ganz klar. Entstanden ist sie wohl im späten 12. Jahrhundert, ehe 1209 mit den Brüdern Konrad und Wilhelm von Drachenfels erstmals ein nach ihr benanntes Geschlecht urkundlich erwähnt wurde. Vermutet wird, dass die Anlage als Grenzburg des Benediktinerklosters Klingenmünster errichtet wurde. Über die Namensgebung kann man nur spekulieren. Im später mehrgeschossig überbauten Halsgraben kann man an der Wand des ehemaligen Burgsaals das eingeritzte Bild eines Drachen erkennen. Ob die Abbildung schon vor dem Bau der Burg vorhanden war und ihr den Namen gab, oder ob sie erst später auf die bereits vorhandene Bezeichnung verweisen sollte, ist nicht geklärt.

Jedenfalls bekamen die Besitzer, nachdem sie sich zu Raubrittern entwickelt hatten, 1335 mächtigen Ärger. Straßburger Truppen äscherten die Burg teilweise ein, im Besitz der gleichnamigen Ritter blieb sie aber noch bis 1344. Es folgten die Eckbrechte von Dürkheim. Sie stellten gegen Ende des Jahrhunderts die Anlage vollständig wieder her.

Allerdings blieben auch sie nicht lange Alleinbesitzer. Nach und nach wurde der Drachenfels zu einer sogenannten Ganerbenburg, was zu erheblichen Aus- und Umbauten führte. Zeitweise sind 25 Anteilseigner nachgewiesen, darunter Kaiser Maximilian. Dass seit 1510 auch ein gewisser Franz von Sickingen Miteigentümer war, hatte für den Drachenfels fatale Folgen. Weil sich der streitbare Franz, der später im Zuge dieser Auseinandersetzung auf seiner Burg Nanstein bei Landstuhl den Tod fand, auf eine Fehde mit dem Kurfürsten von Trier und der Pfalz sowie dem Landgrafen von Hessen eingelassen hatte, wurde auch die Wasgauer Felsenburg von deren Truppen belagert. Der Burgvogt und seine acht Knechte übergaben sie kampflos. Obwohl sie nie eine "sickingensche Burg" gewesen war, wurde sie geschleift und ein Wiederaufbau verboten.

Was noch übrig geblieben war, wurde, wie in solchen Fällen üblich, eifrig als Steinbruch genutzt. Die Busenberger Pfarrkirche besteht ebenso wie das 1778 von Freiherr Franz Christoph Eckbrecht von Dürkheim im Ort errichtete "Schlösschen" zum großen Teil aus Steinen des Drachenfels. Aber auch der verbliebene Rest mit seinen Felsenkammern, teils recht ausgetretenen Steintreppen und heute auch einigen Leitern bietet nicht nur für ausgesprochene Mittelalter-Fans Spannendes. Über mehrere Felsplattformen geht es aufwärts. Oben lockt dann der "Backenzahn" mit der obersten Plattform für die ganz Mutigen. Man sollte da schon schwindelfrei sein, aber der Rundumblick ist dann Belohnung genug: Unten liegt Busenberg, dahinter erhebt sich der 420 Meter hohe Heidenberg mit dem mächtigen Buchkammerfels und den in diesen hineingehauenen Heidenkammern, deren Entstehungszeit und einstige Funktion nicht bekannt sind. Weiter links sind die Dahner Burgen zu sehen. Auf der anderen Seite schweift der Blick über die Waldberge Richtung Nordvogesen.

Während in den oberen "Etagen" von den einstigen Fachwerk- und Steinaufbauten kaum noch etwas zu sehen ist, lassen die Unterburg und der mächtige Torturm noch wesentlich mehr erkennen. Letzterer wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch zwei Rundbogenportale ergänzt. Zu sehen sind die Reste zweier weiterer Türme, eines kleinen Zwingers und zweier Wirtschaftsgebäude. Am Eingang eines Kellers ist die Jahreszahl 1515 zu lesen, in einem weiteren Kellergebäude findet sich der - allerdings verschüttete - Burgbrunnen.

Die Bebauung des westlichen Felsens erfolgte wohl erst in der Spätzeit der Burg. Erhalten sind Reste eines Flankierungsturms mit Maulscharten, Teile des Aufgangs und eine in den Sandstein gehauenen Wachstube. Der Felsen selbst ist nicht zugänglich.

"Lieb und teuer"

Die Ruine gelangte schließlich in den Besitz der Gemeinde Busenberg, der sie im Wortsinn "lieb und teuer" ist. Die auch für Kletterer interessante berühmte Immobilie muss - mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz - permanent saniert werden. Der Ort selbst wurde 1408 zusammen mit Bärenbrunn und Erlenbach als Lehensbesitz der Grafen von Zweibrücken-Bitsch erstmals urkundlich erwähnt. Die Chronik erzählt, dass das Dorf am Ende des Dreißigjährigen Krieges gerade noch fünf Einwohner zählte. Der noch heute zu Busenberg gehörende Weiler Bärenbrunn war sogar "völlig leutlos". Unter den erwähnten Eckbrechten von Dürkheim, deren Herrschaft erst mit der Französischen Revolution endete, blühte der heute rund 1250 Einwohner zählende und zum Kreis Südwestpfalz gehörende Ort wieder auf.

Davon, dass Busenberg im 18. und 19. Jahrhundert eine bedeutende jüdische Gemeinde hatte, kündet noch der außerhalb gelegene jüdische Friedhof. Im Ort findet sich an der Talstraße auch noch das einzige in der Südpfalz erhaltene jüdische Badhaus (Mikwe).

Man kann den Drachenfels auf mehreren Routen gut erwandern. Von der Bundesstraße aus zweigt zudem am Weißensteiner Hof ein schmales Fahrsträßchen ab. Es endet am Parkplatz der Drachenfels-Hütte. Von dort geht es auf kurzem und relativ steilem Weg hinauf zum Burgfelsen. Nach dem Abstieg empfiehlt sich eine Rast in oder bei der Hütte.

 Der Aufstieg auf die oberste Plattform des „Backenzahns“ ist nur etwas für Schwindelfreie. Er wird allerdings mit einer tollen Rundumsicht belohnt. Fotos: W. Storck

Der Aufstieg auf die oberste Plattform des „Backenzahns“ ist nur etwas für Schwindelfreie. Er wird allerdings mit einer tollen Rundumsicht belohnt. Fotos: W. Storck

 Der Zugang zur eigentlichen Burg Drachenfels führt durch einen aus Buckelquadern errichteten Torturm.

Der Zugang zur eigentlichen Burg Drachenfels führt durch einen aus Buckelquadern errichteten Torturm.

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Auf einen BlickAnfahrt: Auf der A 8/B 10 über Pirmasens bis Hinterweidenthal, von dort auf der B 427 über Busenberg bis zur Abzweigung zum Weißensteiner Hof und zum Drachenfels.Öffnungszeiten: Die Burgruine ist frei zugänglich; festes Schuhwerk wird empfohlen.Kontakt: Verkehrsverein, Teichstraße 24, 76891 Busenberg, E-Mail: elmar.dauenhauer@t-online.de. stobusenberg.de

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