Ein Arbeitszimmer ist kein Privatsalon

Homburg. Auf dem Schreibtisch von Professor Wolf-Ingo Steudel steht eine frische weiße Blüte in einer hohen Vase. Das ist schon alles, was der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums an Dekoration in seinem Arbeitszimmer vorweisen kann

 Professor Wolf-Ingo Steudel, der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums, in seinem Arbeitszimmer. Der Neurochirurg legt keinen Wert auf räumliches Repräsentieren, ein Arbeitszimmer muss für ihn vor allem sachlich gestaltet sein. Foto: Thorsten Wolf

Professor Wolf-Ingo Steudel, der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums, in seinem Arbeitszimmer. Der Neurochirurg legt keinen Wert auf räumliches Repräsentieren, ein Arbeitszimmer muss für ihn vor allem sachlich gestaltet sein. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Auf dem Schreibtisch von Professor Wolf-Ingo Steudel steht eine frische weiße Blüte in einer hohen Vase. Das ist schon alles, was der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums an Dekoration in seinem Arbeitszimmer vorweisen kann. "Und die habe nicht mal ich besorgt, sondern meine Referentin ", erklärt der Neurochirurg, der vor einem Jahr den ärztlichen Chefsessel in Gebäude 1 auf dem Campus bezogen hat. Verändert hat er fast nichts, "das Mobiliar meines Vorgängers, Professor Hans Köhler, war so gut wie neu", betont Steudel, "lediglich andere Bilder habe ich aufgehängt".Und auch da ist Steudel bescheiden. Nicht Kunstwerke zieren die Wände, sondern Erinnerungen, die ans Homburger Uniklinikum geknüpft sind: Eine Foto-Collage, die ihm seine ehemalige Abteilung zum Abschied zusammengestellt hat - Bilder aus 19 Jahren Neurochirurgie, von seiner Antrittsvorlesung im Jahr 1992, über Feste, Ausflüge, Kongresse, bis zu seinem Abschied und dem Umzug ins Direktionsgebäude.

Ein Gruppenbild des Vereins der Freunde des Universitätsklinikums und eine Luftaufnahme des Homburger Campus' vervollständigen den Wandschmuck, "mehr muss es nicht sein". Ohnehin pflegt Steudel ein "professionelles Verhältnis" zu seinem Arbeitszimmer, er sei nie auf die Idee gekommen, sich ein zweites Heim mit Grünpflanzen und Privatfotos einzurichten.

"Ich trenne Beruf und Arbeit", betont er, "ich nehme keine Akten mit nach Hause, und ich bringe auch keine privaten Dinge ins Büro". Zwei persönliche Gegenstände hat Steudel schon, aber auch die sind eng an die Arbeit geknüpft: eine originelle Bronze-Eule, die er zum Antritt als ärztlicher Direktor bekommen hat "und die immer auf dem Schreibtisch steht, um mich zu gemahnen, weise Entscheidungen zu treffen".

Und einen goldfarbenen Kubus, der Excellence Award von Medica - ein Preis, den die weltgrößte Medizinmesse in Düsseldorf verleiht. Steudel bekam ihn im November 2011 für das weltweit erste Funkimplantat zur Langzeitmessung des Hirndrucks, "damit beschäftige ich mich schon seit 25 Jahren und nun, nach meiner Emeritierung, bekomme ich dafür einen Preis", amüsiert er sich.

Der goldene Würfel steht allerdings an der äußersten Ecke des Schreibtisches, damit er die Arbeit nicht behindert. Steudel legt keinen Wert auf einen besonderen PC, er besitzt das Standardgerät, das alle Mitarbeiter im Haus haben, nebst einem kleinen privaten Computer, "der ist nicht ans Netz angeschlossen ist, den benutze ich nur als Schreibmaschine."

Ist ihm der Umzug ins Direktionsgebäude schwer gefallen? "Nein, ich kannte ja alles. Allerdings war mein Büro in der Neurochirugie größer." Das lag daran, dass es auch als Besprechungszimmer mit Patienten oder Kollegen diente. Dafür stehen Steudel nun einige Extra-Räume zur Verfügung. In seinem jetzigen Direktionsbüro ist höchstens ein Sechs-Augen-Gespräch möglich. Was mag er an seinem Arbeitszimmer? "Ich sehe nach vorne auf den Eingangsbereich und bekomme jeden Vorgang sofort mit, ich blicke auf der Seite ins Grüne und habe den ganzen Tag Sonne. Das freut mich, auch im Sommer, wenn es warm wird." Eine Klimaanlage, so viel steht fest, will sich Steudel nicht zulegen: "In den OP-Räumen sind Klimaanlagen unumgänglich, aber im Alltag mag ich sie nicht."

Auf einen Blick

So unterschiedlich wie die Menschen, so unterschiedlich auch ihr Verhältnis zum Arbeitsplatz. Während sich die einen mit Zimmerspringbrunnen und Duftlampe einen eigenen Wellness-Bereich auf der Arbeit einrichten, bevorzugen die anderen jeden Abend eine leer gefegte Tischplatte und keine Spur ihres Privatlebens. Wir stellen in loser Folge verschiedene Arbeitsplätze vor, von der Kneipenküche über die Autowerkstatt bis zum Chefsessel im Unternehmen. maa

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