Ein 1. Mai, der kein Spaß mehr war

Jägersburg. "Bis jetzt haben wir weit über 40 Einsätze gezählt." Am Samstagabend gegen 18 Uhr zieht Wolfgang Rech, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes, rund um das traditionelle Feiern von Jugendlichen am Jägersburger Weiher eine ernüchternde Zwischenbilanz. "Das ist deutlich mehr als im vergangenen Jahr

Jägersburg. "Bis jetzt haben wir weit über 40 Einsätze gezählt." Am Samstagabend gegen 18 Uhr zieht Wolfgang Rech, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes, rund um das traditionelle Feiern von Jugendlichen am Jägersburger Weiher eine ernüchternde Zwischenbilanz. "Das ist deutlich mehr als im vergangenen Jahr." Wer gehofft hatte, das schlechte Wetter am Morgen hätte zu einer Entspannung der schwierigen Situation führen können, der wurde enttäuscht: Weniger Leute, genauso viel Arbeit - das war die erste Bewertung der Einsatzkräfte schon am Mittag gewesen. Wolfgang Rech: "Es sind zwar weniger Jugendliche hier. Die zählen allerdings zum ,harten Kern'". Und der tat, was er in jedem Jahr tut: trinken, nicht selten bis zum Umfallen. Um die Mittagszeit mussten die Einsatzkräfte im Minutentakt "ins Krisengebiet der Liegewiese", so ein Polizeibeamter, ausrücken. Mit einem kleinen Radfahrzeug wurden die besonders stark alkoholisierten Jugendlichen dort eingesammelt und zum Behandlungszelt des DRK gebracht. Auch die Beamten der Polizeibezirksinspektion unter der Führung von Polizeioberkommissar Frank Pusse konnten schon am Mittag eine Rechnung aufmachen, die sich wohl keiner so gewünscht hatte: "Bis jetzt haben wir sechs Alkoholvergiftungen, eine ,normale' Körperverletzung und zwei gefährliche Körperverletzungen durch Schläge mit Bierflaschen." Gefühlt sei die Lage, so Pusse, schlechter als in den vergangenen Jahren. Denn noch vor einem Jahr war es so, dass das kühle Regenwetter größere Trinkorgien verhinderte. Das war am vergangenen Samstag leider nicht der Fall. "Wir hatten einiges zu tun. Dazu gehörte, dass wir zwei Personen in Gewahrsam nehmen und auch auch Platzverweise aussprechen mussten." Und gegen 13.30 Uhr befürchtete Pusse, dass es mit dem besser werdenden Wetter für die Beamten der Homburger Polizei, die teils auch in Zivil unterwegs war, sowie für die Kollegen von der Diensthundestaffel noch herausfordernder werden würde. Eine Einschätzung, die auch Wolfgang Rech vom DRK teilte. Und beide sollen Recht behalten. Gegen 18 Uhr, eigentlich die Zeit, zu der das Treiben in der Regel sein Ende nimmt, war von eben jenem Ende noch wenig in Sicht. "Es ging dort auch später noch recht hektisch zu", ließ die Homburger Dienststelle auf Nachfrage telefonisch verlauten. Und auch Wolfgang Rech war um 18 Uhr weit entfernt davon, abzurücken. "Ich war mit Sicherheit noch ein bis zwei Stunden im Einsatz." Eben diese zwei Stunden später packte das DRK am 1. Mai dann endgültig seine Koffer und baute seinen Stützpunkt am Jägersburger Weiher ab. Die Bilanz, die Wolfgang Rech und seine Mitstreiter ziehen mussten: 47 behandelte Personen, "davon zwei Drittel mit Problemen nach übermäßigem Alkoholgenuss. Der Rest waren Stürze, Schnittverletzungen und Platzwunden." Auch die Polizei zog am Abend des 1. Mai eine ernüchternde Schlussrechnung. 16 Strafanzeigen, meist wegen Körperverletzung und Beleidigung, wurden gestellt, insgesamt drei Personen wurden in Gewahrsam genommen. Besonders bitter die Schilderung von Frank Pusse: "Die Sanitäter mussten öfter durch die Polizei geschützt werden, weil ihnen bei ihren Hilfeleistungen Flaschen entgegenflogen."

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