E Kimbsche Muggefugg unn e Schdigg Gweddschekuuche

Muriel Serf aus Püttlingen-Köllerbach fragt, welche Bewandtnis es mit dem Wort „Bobbes“ habe, womit der Allerwerteste von Kleinkindern bezeichnet werde. Antwort: Ich bin sehr dankbar für diese Frage, denn zu meiner großen Überraschung stellte ich fest, dass es sich um ein ureigenes rheinfränkisches Wort zu handeln scheint.

Ich fand es weder im Rheinischen Wörterbuch noch in den moselfränkischen Wörterbüchern des Saarlandes, wohl aber in den (rheinfränkischen) Wörterbüchern von Quierschied, Saarbrücken, St. Ingbert und Werschweiler. Wir finden dort als Übersetzung Popo sowie Podex und auch die Verkleinerung "Bobbesje". Das Wort ist weit verbreitet. Im sechsbändigen Frankfurter Wörterbuch gibt es den "Boppes" als "kindersprachlich: Hinterteil". Im Pfälzischen Wörterbuch musste ich eine Weile suchen, bis ich unter "Buppes3 = Gesäß" fündig wurde.

Wolfgang Legleitner aus Gersweiler beschäftigt sich mit der Herkunft von "sellemols". Er schreibt: "Die Worterklärungen im Saarl. Mundartlexikon sind mir bekannt, doch finde ich für die Silben ‚sel-le‘ keine Erklärung." : Vor einigen Jahren schrieb ich, dass "sellemòòl(s)" eine Mundartform für "selbigen Males" sei und fuhr fort: "Selbig ist ein veraltendes Demonstrativpronomen aus dem spätmittelhochdeutschen ‚selbic‘ = derselbe. Es bezieht sich auf eine vorher genannte Person oder Sache. Wir gebrauchen auch heute noch in unseren Mundarten ‚sell‘ oder auch ‚dersell, diesell, dassell‘, die dem deutschen ‚der-, die-, dasselbe‘ entsprechen." Im Saarbrücker Wörterbuch finden wir als einen Beispielsatz dazu: "Die Millersch sinn nòò Schbaanje gefahr; dieselle hanns emò gudd! (Müllers sind nach Spanien gefahren; die haben es gut!)"

Bernd Müller aus Quierschied weist darauf hin, dass unser Mundartwort "Grumbeer" wörtlich Grundbirne bedeutet, wohingegen die Franzosen die Kartoffel "pomme de terre" nennen, wörtlich Erdapfel. Dem ist hinzuzufügen, dass es auch viele deutsche Gegenden (Sachsen, Thüringen und andere mehr) gibt, wo man die Kartoffeln als Erdäpfel bezeichnet. Ich darf an dieser Stelle die Namen der Kartoffel in anderen Sprachen wiederholen, die ich vor 15 Jahren aus dem Buch "Europa in 23 Sprachen - 1000 Wörter bildhaft dargestellt" hier veröffentlicht hatte: "dänisch: Kartoffel; englisch: potato; italienisch: patata; kroatisch: krompir; niederländisch: aardappel; bulgarisch: kartofi (Mehrz.); russisch: kartofjel; serbisch: krompir, spanisch: patata; türkisch: patates."

Hans-Peter Spelz aus Beckingen-Haustadt kennt das Wort "Kómb" in dem Beispielsatz: "Ém Kómb gefft de Wäsch égewaaescht" (Im ‚Kómb‘ wird die Wäsche eingeweicht). Dazu erklärt er, dass der "Kòmb" ein viereckiges gemauertes Becken in der Waschküche sei. Im Rheinischen Wörterbuch hat "Kump II" mehrere Bedeutungen, die Hauptbedeutung ist "Stein-, Zementtrog". Das kann ein Futtertrog fürs Vieh oder ein Wasserbehälter zur Viehtränke sein; aber auch andere Gefäße, wie große Schüsseln, werden als "Kump" bezeichnet. Im Pfälzischen Wörterbuch finden wir unter "Kumpf" das Mundartwort "Kumbe", worunter alle möglichen Gefäße verstanden werden. Die Verkleinerung von "Kumbe" ist "Kimbsche". Das erinnert mich an meine Ferienzeit "sellemòòls" im pfälzischen Glantal; wenn eine Nachbarin zum "Maaie" (Plauderstündchen) kam, wurden ihr "e Kimb-sche Muggefugg unn e Schdigg Gweddschekuuche" (ein Tässchen Muckefuck und ein Stück Zwetschenkuchen) angeboten.

Hinweis: Fragen und/oder Tipps können Sie per E-Mail an heimat@sz-sb.de schicken.

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