Druck auf freiwillige Wehren wächst
Kirkel. "Flächendeckende Präsenz vor allem im ländlichen Raum ist nur durch das Ehrenamt leistbar", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Samstag auf dem Deutschen Feuerwehr-Verbandstag in Kirkel. Dort stand die Frage im Mittelpunkt, ob das Ehrenamt noch leistbar ist
Kirkel. "Flächendeckende Präsenz vor allem im ländlichen Raum ist nur durch das Ehrenamt leistbar", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Samstag auf dem Deutschen Feuerwehr-Verbandstag in Kirkel. Dort stand die Frage im Mittelpunkt, ob das Ehrenamt noch leistbar ist. Zwar ist das Saarland mit seinen ehrenamtlichen 11 000 Wehrleuten noch gut aufgestellt, aber das ist nicht der bundesweite Trend. Also wurde über die Mitgliedergewinnung ebenso diskutiert wie über die Konsequenzen der Bundeswehrreform.Durch die Schließung oder Verkleinerung der Bundeswehrstandorte fehlten in Zukunft starke Reserven vor Ort, erklärte der Bundesinnenminister und meinte: "Ohne hektisch zu werden, wir müssen sehen, welche Auswirkungen das auf den Katastrophenschutz hat." Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hans-Peter Kröger, sprach von einer "gravierenden Situation" und erinnerte an die Katastropheneinsätze der Vergangenheit, an die Hilfe von Rekruten bei Hochwasser an Elbe und Oder, die dort unverzichtbar gewesen sei. "Das wird in Zukunft schwieriger, und auf diese Situation müssen wir uns einstellen", sagte er.
Kröger forderte die Politik dazu auf, das Zivil- und Katastrophenschutzgesetz zu ändern, um der Feuerwehr die Möglichkeit zu geben, vom Bundesfreiwilligendienst zu profitieren, wie es andere Hilfsorganisationen machten. Im Podium am Nachmittag äußerte sich Gerd Friedsam, der Vize-Präsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), allerdings kritisch über das Aussetzen der Wehrpflicht und die Einführung des Freiwilligendienstes. Dadurch seien dem THW bisher jedes Jahr 2500 Ehrenamtliche verloren gegangen. Nun müsse verstärkt um den Nachwuchs geworben werden.
Der Staatssekretär des Saar-Innenministeriums Georg Jungmann (CDU) sah große Chancen über Schulen an Jugendliche heranzukommen. Nachwuchsförderung alleine reiche aber nicht. Zwar sagte Jungmann bei der Stärkung des Ehrenamtes seine Unterstützung zu, warnte aber davor, dass es nicht immer heißen könne: "Der Staat wird es schon richten". Ernst nahm er allerdings die Kritik der Feuerwehr in Richtung öffentliche Hand. Kröger: "Es ist im ureigenen Interesse der öffentlichen Hand, das qualifizierte Ehrenamt im System der helfenden Hände zu bewahren." Stattdessen gebe es Schwierigkeiten bei der Freistellung der Wehrleute während der Dienstzeiten. Außerdem berücksichtige man das Kriterium Ehrenamt zu wenig bei Einstellungen. "Das Ehrenamt fordert ein hohes Maß an Teamfähigkeit, Führungsqualitäten und Verantwortungsbewusstsein", betonte Landesbrandinspekteur Bernd Becker. Klaus Lorig (CDU), der Präsident des Saarländischen Städte- und Gemeindetages, unterstrich diese Qualitäten. "Das Plus Feuerwehr sollte als Einstellungskriterium berücksichtigt werden", sagte er.
Die Freiwillige Feuerwehr in Deutschland ist alternativlos, waren sich alle einig. "Anstatt zu fragen, ob das Ehrenamt noch leistbar ist, sollte man fragen, ob wir uns eine Berufsfeuerwehr leisten können", sagte Kröger. Dazu hatte zuvor bereits der Bundesinnenminister erklärt: "Der Staat ist nicht in der Lage, mit beruflichen Kräften das herzustellen, was die Freiwillige Feuerwehr leistet."