Drohbrief-Vorwurf: Verfahren gegen Pfarrer ist eingestelltErleichterung in St. Wendel

Köllertal/Saarbrücken. Seit Juni belastete ein Ermittlungsverfahren die Seelsorgearbeit in der St. Wendeler Pfarreiengemeinschaft, der Inhalt des Verfahrens bezog sich jedoch auf zurückliegende Vorgänge im Köllertal

 Ad acta: Viele Akten bearbeitete die Staatsanwaltschaft in der Angelegenheit Leist/Ittmann.Archivfoto: Torsten Silz/dpa

Ad acta: Viele Akten bearbeitete die Staatsanwaltschaft in der Angelegenheit Leist/Ittmann.Archivfoto: Torsten Silz/dpa

Köllertal/Saarbrücken. Seit Juni belastete ein Ermittlungsverfahren die Seelsorgearbeit in der St. Wendeler Pfarreiengemeinschaft, der Inhalt des Verfahrens bezog sich jedoch auf zurückliegende Vorgänge im Köllertal. Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft wollte herausbekommen, ob etwas an den gravierenden Vorwürfen dran ist, Pfarrer Klaus Leist habe 2010, als Dechant des Dekanats Völklingen, etwas mit angeblichen Drohbriefen gegen seinen damaligen Köllerbacher Kollegen Guido Ittmann zu tun gehabt. Dieses Verfahren ist nun eingestellt, wie Behördensprecher Thomas Reinhardt bestätigt. Es sei "mangels Tatnachweis" ad acta gelegt worden. Reinhardt: "Der Fall lässt sich nicht nachweisen."

Fragen um Fingerabdrücke

Leists Münchner Anwalt Christoph Lerg wertet das Verfahrensende indes als Sieg für seinen Mandanten, spricht von einer "als Rufmord zu qualifizierenden Kampagne, der sich unser Mandant in den letzten Monaten ausgesetzt sah". In seiner Presseerklärung nimmt Lerg erstmals detailliert zu einzelnen Vorwürfen Stellung und will sie so entkräften. Unter anderem den Vorwurf, die vermeintlichen Drohbriefe stammten aus Leists Feder. Zwar seien an Kuverts dessen Fingerabdrücke entdeckt worden. Allerdings habe Leist regelmäßig "in seiner damaligen Eigenschaft als Dechant dem zu seinem Dekanat gehörigen Pfarrer Ittmann eine Vielzahl von Einladungen, Protokollen et cetera zugesandt". Daher könne es durchaus sein, dass diese Umschläge anderweitig für ominöse Briefe benutzt worden seien.

Staatsanwalts-Sprecher Reinhardt bestätigt, dass nicht zu klären war, ob die Schreiben nachträglich in mit Leist in Berührung gekommene Kuverts gesteckt wurden. "Die Straftaten konnten ihm nicht nachgewiesen werden. Es konnte aber auch nicht bewiesen werden, dass er es nicht war." Unterdessen verteidigt Anwalt Lerg den St. Wendeler Pfarrer: "Unser Mandant hält mit Nachdruck daran fest, keines der gegenständlichen Schreiben verfasst und/oder versandt zu haben." In den anonymen Briefen enthaltene Beleidigungen lehne Leist "in der zwischenmenschlichen Kommunikation ab".

Jede Seite interpretiert anders

Pfarrer Ittmann, der den Fall ins Rollen gebracht und Ostern 2011 seine Köllerbacher Gemeinde Hals über Kopf verlassen hatte und mittlerweile in Westfalen arbeitet, warf Leist die Urheberschaft der Schmähbriefe vor. Darin sei ihm gedroht worden, seine Wirkungsstätte zu verlassen. Ausschlag dafür laut Ittmann: Er habe sexuelle Übergriffe Geistlicher auf Minderjährige in seiner Gemeinde publik gemacht, die zu jener Zeit bereits verjährt waren. Anwalt Lerg kontert, es fänden sich in den Briefen "an keiner Stelle ein Hinweis auf Vorgänge in Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch oder der angeblichen Vertuschung sexuellen Missbrauchs". Vielmehr stünden die Briefe im Bezug zu Ittmanns innerhalb der Kirchengemeinde umstrittener Entscheidung, die dortige Begegnungskirche aus Kostengründen zu schließen. Außerdem sei nur in einem von neun Briefen von einer Drohung gegen Ittmann auszugehen.

Damit lässt es Ittmann nicht bewenden: "Die von Rechtsanwalt Lerg in seiner Presseerklärung dargelegten Sachverhalte sind allesamt falsch." Darum habe sein Anwalt "Widerspruch gegen die staatsanwaltliche Entscheidung eingelegt".

Anders Klaus Leist. Er will sich trotz Rückfrage nicht zu dem Rechtsstreit äußern und lässt über seinen Anwalt mitteilen: "Mein Mandant möchte nichts anderes als seine Ruhe und insbesondere ein Ende der Rufmordkampagne." Er beabsichtige auch nicht, wegen der Drohbriefvorwürfe einen Rechtsstreit gegen Ittmann oder andere zu führen.

Noch nicht zu Ende

 2003 kam Guido Ittmann als Vikar in die Gemeinde Herz Jesu Köllerbach. Als er dort 2006 als Pfarrer eingeführt wurde (Foto), stand Ittmann (rechts) noch neben dem damaligen Dechant Klaus Leist (Hintergrund). Foto: Becker & Bredel

2003 kam Guido Ittmann als Vikar in die Gemeinde Herz Jesu Köllerbach. Als er dort 2006 als Pfarrer eingeführt wurde (Foto), stand Ittmann (rechts) noch neben dem damaligen Dechant Klaus Leist (Hintergrund). Foto: Becker & Bredel

Dennoch kündigt der Jurist an, er wolle die Verbreitung unwahrer Tatsachenbehauptungen verhindern; so auch von Interneteinträgen, die er als solche ausgemacht habe. St. Wendel. Obwohl der einstige Köllerbacher Pfarrer Guido Ittmann ankündigt, die Sache gegen Klaus Leist erneut aufrollen zu wollen, zeigt sich Henning Gramlich erleichtert. Der Vorsitzende der St. Wendeler Pfarreiengemeinschaft sagte zum Abschluss des jetzigen Verfahrens, für Pfarrer Leist "und uns ist das sehr positiv. Das Verfahren war eine große Belastung. Nun können wir endlich unsere normale Arbeit machen". Die Gemeinde stehe hinter ihrem Seelsorger. hgn

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