Diskussion über Drogenpolitik Drogen im Saarland: Verbot, Freigabe oder Regulierung?

Saarbrücken · Experten diskutierten auf Einladung der Linken über die Zukunft der Drogenpolitik. Einig waren sie sich darüber, dass Aufklärung schon in den Schulen nötig ist.

 Soll Cannabis legalisiert werden? Auch darüber diskutierte die Expertenrunde.

Soll Cannabis legalisiert werden? Auch darüber diskutierte die Expertenrunde.

Foto: dpa/Arne Immanuel Bänsch

Bei der Drogenproblematik hält das kleine Saarland bezogen auf seine Einwohnerzahl einen traurigen Rekord: Im vergangenen Jahr wurden 29 Drogentote registriert – der höchste Stand seit einem Vierteljahrhundert. Und auch in diesem Jahr hat es schon wieder mehrere Drogenopfer gegeben. Grund genug für die Linken im Land, mit Repräsentanten von Ärzteschaft, Polizei, Drogenhilfe und Jugendlichen darüber zu diskutieren, wie die Drogenpolitik der Zukunft aussehen sollte: Weiterhin ein Drogenverbot, die völlige Freigabe von Cannabis oder Regulierung und mehr Prävention? Bei der Suche nach Lösungen redeten sich dabei am Samstag ein paar Dutzend Besucher im Landtagsrestaurant die Köpfe heiß. Ein Patentrezept gebe es nicht, hieß es, zumal noch 80 Prozent unserer Bevölkerung gegen eine Drogenfreigabe seien, und die meisten Politiker nun mal auf Wählerstimmen schielten.

Zu Cannabis, der am weitesten verbreiteten illegalen Droge in Deutschland, sagte der Linken-Abgeordnete Ralf Georgi: „Die Durchsetzung des Drogenverbots ist zwecklos und zu teuer. Sie schädigt Wirtschaft und Konsumenten.“ Er zitierte eine – allerdings nicht repräsentative – Umfrage unter Ärzten, wonach sich inzwischen selbst 53 Prozent der Haus- und Fachärzte für eine Legalisierung von Cannabis aussprechen.

„Kriminalisierung bringt es offenbar doch nicht so“, meinte auch der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, Dr. Josef Mischo. Er plädierte für mehr Prävention schon in der Schule und sprach von „sensationellen Erfolgen“ bei der Behandlung Rauschgiftsüchtiger mit Ersatzstoffen wie Methadon (Substitution). So seien 60 Prozent der substituierten Opiat-Abhängigen wieder erfolgreich in Arbeitswelt und Gesellschaft integriert.

„Viele Todesfälle von Drogenkonsumenten haben mit Begleiterscheinungen des Verbots zu tun“, meinte der Polizist und Linken-Politiker Frank Tempel. Illegale Drogen seien die Hauptfinanzierungsquelle der organisierten Kriminalität in Europa. Die Folge davon: „Heroin hat nur einen Reinheitsgrad von 10 bis 15 Prozent.“ Der Rest sei gefährlicher Schrott.

Weitgehend Einigkeit herrschte unter den Diskutierenden, dass über die Gefahren von Drogen schon viel eher in den Schulen aufgeklärt werden müsse. „Es geht nicht um Freigabe, es geht um Regulierung“, sagte Peter Becker, Geschäftsführer der Drogenhilfe Saarbrücken. Und ein Vertreter der Grünen Jugend Saar mahnte gleichermaßen: „Wir müssen lernen, dass Drogenkonsumenten keine schlechten Menschen sind.“ Oftmals treibe sie Kriminalisierung nur noch mehr in die Isolation und zu noch höherem Drogenkonsum.

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