Drei Minuten als eisige Ewigkeit

Heiligenwald. Ein herrlicher Wintertag: Sonne satt, Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, die Landschaft in ein sattes Weiß gehüllt. Optimale Bedingungen für ein kurzes Bad im Itzenplitzer Weiher? Ein idyllisches Gewässer im Naherholungsgebiet von Heiligenwald. Auf solche Gedanken sind wohl die Wenigsten gestern gekommen

 Badespaß im ein Grad kalten Wasser: für Zuschauer und Eisschwimmer gleichermaßen ein großes Vergnügen. 25 Badegäste und 2000 Neugierige zählten die Veranstalter. Foto: Heike Theobald

Badespaß im ein Grad kalten Wasser: für Zuschauer und Eisschwimmer gleichermaßen ein großes Vergnügen. 25 Badegäste und 2000 Neugierige zählten die Veranstalter. Foto: Heike Theobald

Heiligenwald. Ein herrlicher Wintertag: Sonne satt, Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, die Landschaft in ein sattes Weiß gehüllt. Optimale Bedingungen für ein kurzes Bad im Itzenplitzer Weiher? Ein idyllisches Gewässer im Naherholungsgebiet von Heiligenwald. Auf solche Gedanken sind wohl die Wenigsten gestern gekommen. Diese 25 Hartgesottenen allerdings schon, die sich das ganz spezielle Vergnügen des Eisschwimmens nicht entgehen lassen wollten. Die Merchweiler Seelöwen und der Radiosender "bigFM" hatten zu diesem ungewöhnlichen Bad bei zwei Grad Celcius Lufttemperatur eingeladen.

Stetiger Zulauf

Das Bild glich dem einer Volkswanderung, das sich gestern im Naherholungsgebiet zeigte. Etwa 2000 Neugierige wollten sich das Spektakel am Itzenplitzer Weiher nicht entgehen lassen. "Damit haben wir wieder eine Steigerung zum Vorjahr", sagte Knut Meierfels, Geschäftsführer von "bigFM". Das Neujahrs-Eisschwimmen in Heiligenwald habe sich zum großen Event gemausert. Nicht nur der Besucheransturm wächst von Mal zu Mal. "Wir haben mit fünf Eisschwimmern angefangen", erklärte Meierfels. Das war 2006, als eine Handvoll Mitglieder der Merchweiler Seelöwen in das eiskalte Wasser des Itzenplitzer Weihers sprang. Heute darf jeder mitmachen, der glaubt, seine körperliche Verfassung reicht aus, um den Wassertemperaturen von knapp über null Grad trotzen zu können.

"Man sollte aber vorbereitet sein und sich nicht überschätzen", riet Helmut Jochem aus Illingen. Der 56-Jährige freute sich riesig auf den Spaß. Er ist routinierter Eisschwimmer und gehört bereits zu den Wiederholungstätern beim Neujahrs-Eisschwimmen. Zwei Magnesiumtabletten habe er vorab genommen. "Um möglichen Wadenkrämpfen vorzubeugen", wie er meinte. Eisschwimmen sei gesund, sei gut für den Kreislauf und stärke das Immunsystem. Das waren für Matthias Kartes und Lara Bost zwar nicht die Kriterien, weswegen sie unbedingt dabei sein wollten, aber es sei gut zu wissen, dass sie damit auch ihrer Gesundheit etwas Gutes tun. "Ich wollte eigentlich nur herausfinden, wie das ist", sagte Lara. Mit 16 Jahren war sie die Jüngste im Team. "Wenn du keinen findest, der mitmacht, gehe ich mit", habe Kartes zu seiner Stieftochter gesagt. Und das musste er dann auch tun, denn Lara fand in ihrem Umfeld niemanden, der Spaß an dem Eisbad hatte. Skeptisch blickten die Neulinge kurz vor dem Startschuss auf das Loch in der etwa 20 Zentimeter dicken Eisfläche auf dem Weiher. Ein Zurück gab es zu diesem Zeitpunkt für sie allerdings nicht mehr.

Gelassen ging Pierre Weidmann aus Saargemünd an die Sache heran. Während sich die Eisschwimm-Truppe mit einer Runde um den See warm lief, saß er auf seinem Campingstuhl, nichts an, außer seiner Badehose, und wartete darauf, dass er endlich ins Wasser darf. "Ich bin abgehärtet", sagte er. Wenige Augenblicke später war es dann soweit, die Truppe, die mittlerweile vom Warmlaufen zurück war, stürzte sich, nur mit der Badehose bekleidet, ins ein Grad kalte Wasser.

Jubelschreie oder eher Reaktionen auf die Kälte? Das, was die Eisschwimmer aus sich heraus schrien, war wohl eine Mischung von beidem. Kurzes Plantschen, eine Polonaise für die Zuschauer, nochmals ein kurzes Plantschen und dann war der Spaß auch schon wieder vorbei.

Knappe drei Minuten hielten die Härtesten durch. Für die Sicherheit sorgten die Feuerwehr und die Strömungsretter des DLRG Illingen, Christian und Max. Alle kamen sie wohlbehalten aus der eisigen Kälte zurück, alle sichtlich erleichtert, erfrischt und mit einem durchaus zufriedenen Lächeln im Gesicht. "Super", ein Fazit, das quer durch die Reihen zu hören war. Bei Minusgraden und Atemwölkchen.

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