Drei Mann gegen eine One-Man-Show

Muss die Nordsaarland-Straße gebaut werden? Klein: Ja. Es wird nicht ohne diese Nordumfahrung gehen. "Ich habe niemanden im Saal gesehen, der eine geeignete Hose trägt, um mit dem Rad nach Hause zu fahren. Eine Seilbahn können wir uns nicht leisten. Aber wir brauchen eine zweite Überquerung der Saar

Diskussion der OB-Kandidaten am Montag in der Merziger Stadthalle (von rechts): die Moderatoren Wolf Porz, SZ, und Thomas Gerber, SR, die Kandidaten Alfons Lauer, SPD, Manfred Klein, CDU, Michael Rauch, Grüne, und Patrick Maurer, FDP. Foto: Rolf Ruppenthal

Diskussion der OB-Kandidaten am Montag in der Merziger Stadthalle (von rechts): die Moderatoren Wolf Porz, SZ, und Thomas Gerber, SR, die Kandidaten Alfons Lauer, SPD, Manfred Klein, CDU, Michael Rauch, Grüne, und Patrick Maurer, FDP. Foto: Rolf Ruppenthal

Muss die Nordsaarland-Straße gebaut werden?

Klein: Ja. Es wird nicht ohne diese Nordumfahrung gehen. "Ich habe niemanden im Saal gesehen, der eine geeignete Hose trägt, um mit dem Rad nach Hause zu fahren. Eine Seilbahn können wir uns nicht leisten. Aber wir brauchen eine zweite Überquerung der Saar. Ich habe mit Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich dafür gesorgt, dass die neue Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Regierungserklärung ein eindeutiges Ja zum Bau dieser Straße sagt.

Lauer: Ja. Wir müssen diese Straße bauen, um den Stau ein für alle Mal zu verbannen. Denn die Hochwaldstraße ist nicht für 23 000 bis 25 000 Autos gebaut. So viele rollen täglich über diese Straße. Wenn der ehemalige Ministerpräsident Peter Müller und die jetzige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer dafür sind, warum bauen wir sie dann nicht?

Maurer: Ja. Meine Position ist klar. Da gab's nie ein Wanken. Ich bewerbe diese Straße mit Vehemenz.

Rauch: Nein, sie muss nicht gebaut werden. Wir sind derzeit noch gegen eine Nordumgehung Merzig. Wir wollen erst auf die neue Verkehrsführung durch die Innenstadt warten - ebenso auf das Ergebnis des Umweltverträglichkeits-Gutachten der Nordumfahrung. Diese Trasse wird nur von weniger als 20 Prozent genutzt und kostet 20 Millionen Euro. Statt auf den Bau weiterer Straßen zu setzen, sollten wir uns lieber auf den ÖPNV und auf das Rad konzentrieren.

Gibt es Pläne für einen Tunnel unter der Ell?

Lauer: Ja. Ein Mitarbeiter hat untersucht, ob es möglich ist, einen Tunnel von Brotdorf zu bauen. Das Fazit: Es hätte den Stau nicht wesentlich verringert, da die meisten Autos aus dem Hochwald kommen. Und zu viel Geld hätte es auch gekostet.

Wie soll die Verkehrssituation in Merzig gelöst werden?

Klein: Ein stauendes Auto pustet mehr mehr Schadstoffe in die Luft als ein fahrendes Auto. Daher brauchen wir eine Lösung. Es muss jetzt losgehen. Seit Jahren wurden nur Gutachten erstellt und kein Meter gebaut.

Lauer: spätestens im Frühjahr kommenden Jahres muss es losgehen. Mit einem System aus sieben intelligenten Ampeln lässt sich das Problem lösen. Dieses System ist besser als Kreisel, wie uns ein Gutachter bestätigt hat.

Maurer: Intelligente Ampel-Systeme sind zwar aufeinander abgestimmt, dass der Verkehr flüssig fließt, jedoch habe ich meine Zweifel daran. Wir müssen es aber auf jeden Fall ausprobieren und dann nachbessern, wenn nötig.

Rauch: Jeder der großen Parteien hatte eine absolute Mehrheit, die SPD bis 1999, die CDU bis 2009. Beide Parteien haben diese Chance vertan.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Innenstadt?

Klein: Ich glaube nicht, dass ein Elektromarkt mit Großgeräten in die Innenstadt gehört. Große Geräte müssen auf einem Hänger transportiert werden. Wir müssen uns endlich einmal darüber Gedanken machen, was fehlt, zum Beispiel ein Spielwarengeschäft. Um ein Geburtstagsgeschenk für ein Kind zu kaufen, müssen wir immer so weit fahren. Dazu brauchen wir eine Analyse des Sortiments, das fehlt. Wir dürfen uns nicht dem Sortiment eines Investors anpassen. Ansonsten hat Merzig viele gute Geschäfte, die von Inhabern geführt werden. Viele Dillinger kommen gerade deshalb nach Merzig und fahren nicht nach Saarlouis.

Lauer: Wir haben kaum Leerstände und sind deshalb Vorreiter im Saarland. Wir haben gute Geschäfte, die von Inhabern geführt werden, und eine wohltuende Abwechslung. Dies müssen wir noch stärker bewerben. Zudem kommt eine Top-Gastronomie. Beides zusammen lockt viele Luxemburger an. Die Kaufkraftbindung bleibt in der Stadt. Aus diesem Grunde kann ich sagen, dass wir keine großen Sünden begangen haben.

Maurer: Es fehlt ein echtes Stadtentwicklungskonzept, das klärt: Was gehört in die Innenstadt, was auf die Grüne Wiese. Das gilt auch für den Wohnungsbau mit Blick auf den demografischen Wandel. Denn wir werden weniger, älter und bunter. Daher müssen wir uns anstrengen, um den Stadtkern für junge Familien attraktiv zu machen, damit sie nicht an den Rand der Stadt ziehen.

Rauch: Die Grüne Wiese wird mehr und mehr relevant, nicht mehr die Innenstadt. Vor Jahren haben wir die Warnung eines Gutachters überhört. Er hatte uns empfohlen, zum Beispiel Kleidergeschäfte in der Innenstadt zu belassen und nicht auf die Grüne Wiese zu bringen. Trotzdem siedelte der Kleider-Discounter "Vögele" sich außerhalb der Innenstadt an. Wir Grüne fordern gebetsmühlenartig einen Stadtentwicklungsplan. Es darf nicht sein, dass Investoren uns diktieren, wie gebaut wird. Es muss umgekehrt sein.

Brauchen wir ein Entwicklungskonzept für die Stadt ?

Klein: Wir haben viele gute Einzelpläne, es fehlt jedoch die Vernetzung. Wir dürfen uns auch nicht nur auf die Kernstadt konzentrieren, sondern müssen alle 17 Stadtteile im Blick haben, damit alle lebens- und liebenswert bleiben.

Lauer: Ein Stadtentwicklungskonzept ist dazu da, um an Fördergelder zu gelangen. Daher sind die Stadtteile im Ilek-Programm. Wir müssen aufpassen, dass wir keine Planwirtschaft machen.

Was passiert mit der Markthalle?

Klein: Wir müssen endlich handeln. Dieses Projekt darf nicht scheitern. Deshalb müssen wir aufhören, uns zu streiten. Wir müssen über unsere Schatten springen und uns einigen.

Lauer: Es gibt einen Investor aus Merzig. Er hat gute Ideen, und ich glaube, dass er das schafft. Duch die Investitionen auf dem Postareal steigt die Markthalle von einer 2B- zu einer 1B-Lage auf.

Maurer: Um keinen Stau zu verursachen, muss die Stadt eingreifen, um die Fläche zu erwerben und herzurichten. Wir dürfen uns das Heft des Handelns nicht aus der Hand holen lassen.

Rauch: Wir sollen den Investor unterstützen. Er ist in der Lage, was zu tun.

Die Stadt als Bauherr?

Klein: Dazu fehlt uns das Geld.

Lauer: Eine städtische Gesellschaft muss einen Ertrag erwirtschaften.

Rauch: Wir dürfen uns ihm aber nicht ganz in die Hand geben.

Was hat der OB

falsch gemacht?

Klein: Es ist eine One-Man-Show. Alle Erfolge in Merzig sind nur mit dem Namen Alfons Lauer verbunden. Ob Veranstaltungen, Tourismus, Bad oder Kultur: Mehr als 300 Mitarbeiter haben dabei mitgeholfen. Aber Erfolge sind immer Chefsache. Und die Fehler machen immer andere.

Lauer: In der Kommunalverwaltung ist nichts niemals der Verdienst von einem alleine. Fragen Sie mal die Verwaltung, ob das alles eine One-Man-Show ist. Die Erfolge sind in meine Amtszeit gefallen. Ich halte auch den Kopf hin, wenn etwas schief geht.

Maurer: Gut, er ist jetzt 17 Jahre im Amt. Das ist ein bisschen wie bei Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl. Nach so langer Zeit ist man nicht mehr so offen für Neues. Da können auch mal Ideen fehlen. Mir fehlt etwas im Bereich der Wirtschaftsförderung.

Rauch: Wir müssen Menschen integrieren. Es gibt keine direkten Fehler, es ist das Gesamtbild, wie es rüberkommt. Der OB ist kein Teamplayer. Er veranstaltet eine One-Man-Show. Es findet kein Dialog statt, und dieses möchte ich ändern.

Wie geht es in

Merzig mit der Wirtschaft weiter?

Klein: Wir müssen weg vom reinen Eventmanagement und weitere Gewerbegebiete ausweisen, damit Unternehmen sich ansiedeln. Die Ausweisung eines Gewerbegebiet reicht da nicht aus.

Lauer: Wir zählen eine Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent, die niedrigste im Saarland. Wir sind Vorreiter in der Wirtschafts-, Familien- und Energiepolitik. Das neue Gewerbegebiet müssen wir bestens bewerben.

Maurer: Wir müssen Arbeitsplätze sichern. Der OB muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Dazu gehören Infrastruktur und ausreichend Betreuungsplätze. Ich warte von einem OB, dass er viel unterwegs ist und wirbt, um Unternehmen in die Stadt zu bringen.

Rauch: Es ist die Nähe von Luxemburg, die uns zugute kommt. Denn viele haben im Großherzogtum ihren Job. Dadurch wird der Arbeitsmarkt hier entlastet.

Was sagen Sie als OB einem Bürger, der keine Windräder vor der Haustüre will?

Klein: Wegen des Lärms der Windräder müssen sie einen Mindestabstand von den Wohnhäusern haben. Dann ist es erträglich. Wegen des Anblicks . . . naja. Aber man kann nicht Energiewende wollen und dann gegen Windkraft in der Nachbarschaft des eigenen Hauses sein.

Lauer: Der Einzige, der in dieser Runde auf Windräder schaut, bin ich. Meine Familie schaut lieber auf Windräder als auf Kühltürme eines Atomkraftwerks. Wichtig ist der Mindestabstand.

Maurer: Man muss abwägen, wo der richtige Platz für die Windräder ist, zum Beispiel wegen der Windstärke. Ein Mindestabstand von der Wohnbebauung ist erforderlich. Aber man kann keine Energiewende fordern und dann nach dem St.-Florians-Prinzip vorgehen: überall hin, nur nicht vor meinem Haus.

Rauch: Ich würde den Kritiker fragen, ob er lieber ein Atomkraftwerk vor seiner Haustüre haben möchte. Wir brauchen die erneuerbaren Energien.

Stand der Breitbandverkabelung fürS Internet in Brotdorf?

Klein: Die Verantwortlichen von Inexio haben mir gesagt, dass es - von Bachem kommend - kein Problem ist, Brotdorf anzuschließen. Ich darf aber nicht totschweigen, dass wir uns verstärkt engagieren müssen.

Lauer: Ich habe alle Ortsvorsteher in dieser Sache angeschrieben. Ich habe von ihnen bis heute keine Antwort. Fast 100 Prozent sind versorgt über Kabel Deutschland. Wir sind an dem Thema dran. Es geht nicht von heute auf morgen.

Klein: Sind bei den Kanalarbeiten Mechern-Silwingen Leerrohre zur Vorbereitung für Breitbandkabel verlegt worden?

Lauer: Wo es Sinn macht, werden bei Kanalbaumaßnahmen und Ähnlichem Leerrohre mitverlegt. Letzte Maßnahme dieser Art war der vor einigen Monaten fertiggestellte Fuß- und Radweg zwischen Merzig und Harlingen. Dort hat die Telecom, so die Auskunft des Tiefbauamtes der Stadt Merzig, ein Leerrohr verlegt.

Kandidaten werden zu Moderatoren und stellen Fragen an ihre Konkurrenten

Lauer: Herr Rauch, was zeichnet Sie aus, um OB zu werden?

Rauch: Ein hohes Maß an Teamfähigkeit. Ich sehe mich als Moderator in der Stadtverwaltung. Ich bin kooperativ.

Rauch: Herr Lauer, nach dem Klimaschutzkonzept müssen Schadstoffe reduziert werden. Wie wollen Sie das mit der Nordumgehung erreichen?

Lauer: Die Nordumgehung ist Schadstoff sparend. Wir brauchen mehr erneuerbare Energien. Im Übrigen wird der vierte Solarpreis in der Merziger Stadthalle verliehen.

Klein: Herr Maurer, wie schaffen wir aktive Lösungsansätze zum demografischen Wandel, ohne den Bürger Angst zu machen?

Maurer: Es ist eine schöne Sache, dass wir älter werden. Wir müssen die ehrenamtlichen Helfer und die in den Familien fördern und Anlaufpunkte schaffen, wo sie Hilfe erhalten.

Maurer: Herr Klein, wie wird die wirtschaftliche Situation mit Ihnen als OB aussehen?

Klein: Die wirtschaftliche Situation wird sich positiv entwickeln. Alle Rahmenbedingungen sind gut. Ein wesentliches Problem ist es, Fachkräfte zu finden. Merzig ist sehr fachkräfteorientiert. Wir müssen den Runden Tisch, der am Montag in Saarbrücken tagte, in die Kommunen tragen. Fachkräfte aus dem Ausland sind keine Lösung. Wir können Senioren nicht von rumänischen Arzt behandeln lassen, wenn Arzt und Patient sich nicht verstehen. Wir brauchen Konzepte, um Fachkräfte zu bekommen.

Wie sieht Merzig 2019

mit Ihnen als OB aus?

Klein: Es wird eine soziale Stadt mit 17 gleichberechtigten Stadtteilen sein. In allen Orten können die Menschen alt werden, da sie ein Netzwerk vorfinden, in dem Menschen sich engagieren und sich kümmern. Merzig wird wirtschaftlich und politisch stark sein.

Lauer: Wir werden Vollbeschäftigung haben, eine gute Verkehrssituation, und in Sachen Umwelt werden wir top sein.

Maurer: 2019 werden wir wirtschaftlich super da stehen, wir haben die soziale Umwelt verbessert. Und auch der Fußballverein wird in einer höheren Liga spielen.

Rauch: Wir haben uns ökologisch weiter entwickelt, erzeugen den Strom aus erneuerbare Energien, und wir werden keine Nordsaarlandstraße haben.

Wie geht die Wahl am Sonntag aus?

Klein: Ich setze auf einen Kantersieg.

Lauer: Es wird keine Stichwahl geben.

Maurer: Es gibt eine Stichwahl, und ich bin dabei.

Rauch: Es gibt eine Stichwahl. Ob ich dabei bin, entscheiden die Wähler.

Wenn Sie am Sonntag wieder gewählt werden und in drei Jahren Ihre Partei die Chance hat, die Landesregierung zu stellen, gehen Sie dann nach Saarbrücken? Sie waren doch mal ministrabel?

Lauer: Ich bin doch kein Job-Hopper. Ich bleibe in Merzig. Aber ich bin immer noch ministrabel.

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