Drei Generationen stehen auf einer Bühne

Reisbach · Der Musikverein Reisbach ist selbst 92 Jahre alt und vereint Musiker in jedem Alter. Der Jüngste ist 15, der älteste 73. Gemeinsam spielen sie Blasmusik-Versionen von Rock- und Pop-Hits.

 Alt und Jung im Musikverein: Eric Philippi, Alfred Hedrich und Norbert Schuh mit seiner Tuba (von links). Foto: Jenny Kallenbrunnen

Alt und Jung im Musikverein: Eric Philippi, Alfred Hedrich und Norbert Schuh mit seiner Tuba (von links). Foto: Jenny Kallenbrunnen

Reisbach. Die einen haben Zahnspangen, die anderen Falten. Aber ein Blasinstrument spielen alle. Im Musikverein Reisbach sitzen bei Konzerten regelmäßig drei Generationen zusammen auf der Bühne. Eric Philippi ist 15 und spielt seit sechseinhalb Jahren Trompete. Alfred Hedrich ist 57 und spielt Klavier; im Orchester ist sein Instrument der Taktstock. Norbert Schuh ist 73. Sein Lieblingsinstrument ist die Klarinette. "Aber ich bin 1,83 Meter groß und zwei Zentner schwer. Deshalb spiele ich dann doch Tuba", sagt er. Und das schon seit 55 Jahren. Eric ist der jüngste des großen Orchesters, Schuh der Älteste. Das Durchschnittsalter der 48 Vereinsmitglieder liegt bei gerade mal 26 Jahren.Ein Instrument zu lernen ist ein sinnvolles Hobby, sagt Musikpädagoge Hedrich. Der Dirigent des großen Orchesters ist außerdem Leiter des Jugendorchesters. Der Verein setzt auf musikalische Früherziehung: Seit 1996 laufen in der Kita St. Marien Reisbach Kurse. Daneben gibt es im Verein einen Blockflötenkurs, eine Schülergruppe, ein Jugendorchester und natürlich das große Orchester.

Der Musikverein Reisbach wurde 1920 gegründet und spielt regelmäßig zu Vereins- und Sommerfesten. Höhepunkt im musikalischen Vereinsjahr ist das Jahreskonzert im Advent. Um die stets gefüllte Lohwieshalle zu beeindrucken, sind Konsequenz und Übung notwendig, sagt Hedrich. Ist er ein strenger Dirigent? Hedrich überlegt noch, Eric sagt: "Ja!" Deshalb übt der Neuntklässler auch jeden Tag zwei Stunden Trompete.

38 gemeinsame Proben gibt es im Jahr. Hedrich verleiht sogar Preise für die wenigsten Fehlstunden. Norbert Schuh ist der aktuelle Rekordhalter: Bei jeder Probe 2011 war er anwesend. Die Motivation: "Die Musiker spielen Musik, die ihnen gefällt. Viele Vereine machen Musik nur für ihr Publikum", sagt Hedrich. "Aber erst wenn es den Leuten auf der Bühne Spaß macht, können die Zuhörer auch ihren Spaß haben."

Hedrich will weg von der traditionellen Blasmusik, von Märschen und Polka. Er mag lieber Rock und Pop. Seine Experimentierfreudigkeit hat er etwa mit dem Konzert "Heavy Metal meets Brass" im Jahre 2011 widmete sich der Reisbacher Verein der Musik von Alan Parsons, 500 Zuhörer kamen in die Lohwieshalle. Ansonsten spielen sie Queen, Metallica, Santana, Joe Cocker, Filmmusik. Gibt es etwas, das er nicht ausprobieren würde? "Nein", sagt Hedrich. Und ab und zu gebe es auch mal etwas Ufftata-Musik. Ist schließlich Tradition.

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