Drahtseilakt im Rentierschlitten

Saarbrücken. 17 Uhr auf dem Saarbrücker Christkindlmarkt: Überall legen Menschen den Kopf in den Nacken. Gerade schwebt mit einen Funkenschweif der Weihnachtsmann samt seinen Rentieren Rudolf, Donner, Blitz, Komet, Klümpchen und dem Christkind über sie hinweg. Begleitet von Musik und Schellengeläut. Der fliegende Weihnachtsmann ist die Attraktion des Christkindlmarktes

 Gregory Holvoet (kleines Foto links) ist der Fliegende Weihnachtsmann. Zusammen mit dem Christkind, Agata Kozlik, schwebt er über den Christkindlmarkt. Foto: Oliver Dietze

Gregory Holvoet (kleines Foto links) ist der Fliegende Weihnachtsmann. Zusammen mit dem Christkind, Agata Kozlik, schwebt er über den Christkindlmarkt. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. 17 Uhr auf dem Saarbrücker Christkindlmarkt: Überall legen Menschen den Kopf in den Nacken. Gerade schwebt mit einen Funkenschweif der Weihnachtsmann samt seinen Rentieren Rudolf, Donner, Blitz, Komet, Klümpchen und dem Christkind über sie hinweg. Begleitet von Musik und Schellengeläut.

Der fliegende Weihnachtsmann ist die Attraktion des Christkindlmarktes. Jeden Tag gibt es die Show aus Weihnachtsmärchen und Hochseilakt über dem St. Johanner Markt. Doch was viele nicht wissen: Saarbrückens Weihnachtsmann kommt aus Belgien und sieht ohne Mantel und Bart gar nicht aus wie ein Weihnachtsmann-Darsteller.

Gregory Holvoet ist 27 Jahre alt, hat dunkelblondes Haar, Spitzbubenlächeln und einen Dreitagebart. Er ist dieser Typ "Rucksacktourist", der einem an den ungewöhnlichsten Orten begegnet und mit dem man sofort ins Gespräch kommt. Was macht ein Belgier auf dem Hochseil über dem St. Johanner Markt? "Vor drei Jahren habe ich gehört, dass die Stadt eine Weihnachtsmann-Vertretung sucht. Ich war damals Artist beim Zirkus Flic Flac. Ich habe den Weihnachtsmann eine Woche vertreten. Ein Jahr später fragte man mich, ob ich das während der ganzen Vorweihnachtszeit tue. Und das mache ich jetzt", sagt Holvoet.

Gregory Holvoet war lange Motocross-Fahrer, Paradedisziplin Freestyle. Doch nach einem schweren Unfall bei einer Show mit anderthalb Jahren Zwangspause, zwischenzeitlich sogar im Rollstuhl und nach über 25 Knochenbrüchen, hörte er auf mit dem gefährlichen Job. "Jetzt arbeite ich fünf, sechs Monate im Jahr auf einer Bio-Farm in Belgien und 29 Tage als fliegender Weihnachtsmann in Saarbrücken. "Wann immer ich Geld habe, gehe ich auf Reisen. Wenn mein Geld alle ist, komme ich wieder und arbeite. Das habe ich mit meinem Chef in Belgien vereinbart. Gerade war ich in Nepal", sagt Holvoet. Jetzt, im Dezember, klettert der Mann aus Gent in Ostflandern jeden Tag für zwei Vorstellungen auf das rund dreißig Meter hohe Drahtseil und von dort auf sein Spezialmotorrad, das in der Kutsche versteckt ist. Unten steigt währenddessen das "Christkind" zu - dafür wechselt sich ein Geschwisterpaar ab.

Bevor Holvoet und das Christkind in die Kutsche und die darunter hängende Gondel steigen, fegt ein Mitarbeiter Schnee und Eis vom Gerüst, präpariert den Wagen für den Funkenschweif und sichert die Akteure beim Einsteigen. Ist der Fliegende Weihnachtsmann ein Risikojob? "Natürlich ist das gefährlich. Dein Leben hängt dort oben von einem Drahtseil ab. Aber die Leute hier geben sich große Mühe, sichern alles. Wir sind zudem durch Gurte gesichert. Und dann gibt es noch den Tüv", sagt der Belgier und lacht.

Vorige Woche musste die Show wegen des Regens abgesagt werden: "Ich entscheide, wann ich rausgehe und wann nicht", sagt der 27-Jährige.

Greg, wie ihn sein Team nennt, wohnt während des Christkindlmarktes in Bübingen. Der Saarbrücker Verkehrsverein stellt die Wohnung. Als Holvoet als Fliegender Weihnachtsmann begann, fühlte er sich noch ein wenig komisch: "Mit meinem Hintergrund als ,Dirt Bike'-Fahrer (Sportart, bei der mit Mountainbikes über Hügel gesprungen wird, Anm. der Redaktion) war es schon etwas seltsam, aber jetzt genieße ich es, wenn die Kinder winken, lachen und nach der Show Fotos mit mir machen wollen."

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