Wegen Documenta-Ausstellung in Kassel Saarländer stellt Strafanzeige gegen Bundeskulturministerin Claudia Roth

Die Documenta in Kassel muss sich aktuell mit Antisemitismus-Vorwürfen herumschlagen. Grund ist das Kunstwerk einer indonesischen Gruppe. Ein Saarländer hat deshalb jetzt Anzeige gestellt – auch gegen die Bundeskulturministerin der Grünen.

Documenta-Ausstellung in Kassel​: Saarländer zeigt Claudia Roth an
Foto: dpa/Uwe Zucchi

Die Documenta in Kassel, eine der bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst, schlägt sich mit Antisemitismus-Vorwürfen herum (die SZ berichtete). Denn obwohl das kritisierte Kunstwerk der indonesischen Gruppe Taring Padi nach massiven Protesten bereits abgehängt ist und sich die Künstler entschuldigten, kommt auf die Verantwortlichen der alle fünf Jahre stattfindenden Veranstaltung jetzt juristischer Streit zu.

Saarländer Gilbert Kallenborn aus Dillingen erstattete bei der hessischen Staatsanwaltschaft in Kassel Anzeige. Die Ermittlungsbehörde bestätigte mittlerweile den Eingang. Nach Angaben des Dillinger Juden sieht er den Straftatbestand der „antisemitischen öffentlichen Volksverhetzung“ für gegeben.

 Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Staatsministerin für Kultur und Medien

Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Staatsministerin für Kultur und Medien

Foto: dpa/Boris Roessler

Im Fokus seiner Anzeige stehen gleich mehrere Beteiligte: zum einen Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann sowie Kassels Oberbürgermeister Günter Geselle (SPD). Außerdem wirft er dem Kuratorium aus Indonesien vor, an der judenfeindlichen Darstellung Schuld zu tragen.

Wie der Dillinger in einer schriftlichen Stellungnahme mitteilt, hat er nun auch Strafanzeige gegen Bundeskulturministerin Claudia Roth (Grüne/Bündnis 90) erstattet. Hintergrund: „vorsätzliche wissentliche Duldung und Förderung von Antisemitismus“ bei der Ausstellung in Kassel.

Gilbert Kallenborn macht sich immer wieder gegen Verunglimpfung des Andenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft stark. Zuletzt hatte er die Saarbrücker Staatsanwaltschaft eingeschaltet, nachdem Flugblätter von Impfgegnern im Umfeld von Stolpersteinen in St. Ingbert aufgetaucht waren. Darin setzten die Verfasser ihre eigene Lage mit den im Dritten Reich (1939 – 1945) verfolgten und ermordeten Nazi-Gegnern gleich. In den Boden eingelassene Bronzesteine erinnern dort an deren Schicksal. Kallenborn im Februar gegenüber der SZ zur Impfgegner-Aktion: „Ich fühle mich als Jude selbst davon betroffen.“

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