Diskussion „Glückauf im Wandel“ „Unter Tage gab es keine Grenzen“

Ensdorf · Die Menschen im Saarland und in Lothringen sollten trotz Sprachbarrieren neugieriger aufeinander sein, um so deutsch-französische Freundschaft in der Nachbergbau-Ära voranzutreiben.

Das hat der Europa-Bevollmächtigte der Saar-Regierung, Roland Theis (CDU), am Mittwochabend bei der 6. Talkrunde des RAG-Konzerns – „Glückauf im Wandel: Deutschland, Frankreich und der Nachbergbau“ – auf dem Gelände der ehemaligen Grube Duhamel in Ensdorf gefordert. Bei dem Experten-Dialog ging es um die Weiterentwicklung deutsch-französischer Wirtschaftsbeziehungen sowie um die kontrovers diskutierte Frankreich-Strategie des Saarlandes.

„Unter Tage gab es keine Grenze...Saarländer und Lothringer waren in der Vergangenheit aufeinander angewiesen und sind es auch heute“, sagte der RAG-Regionalbeauftragte im Saarland, Uwe Penth: „Hier wird zusammen grenzüberschreitend gearbeitet – auch in Zukunft“.

Dorothe Hahn vom Club des Affaires Saar-Lorraine und zugleich Personalchefin des Saarlouiser Rolladenbauers Lakal berichtete, in ihrem Unternehmen seien 70 Prozent der Beschäftigten Franzosen mit meist sehr guter Schulbildung. Wegen mangelnder Deutschkenntnisse arbeiteten die aber oft nur als Verpacker oder Lkw-Fahrer. Hahn kritisierte, dass die Frankreich-Strategie des Saarlandes nicht durch eine Deutschland-Strategie für Mehrsprachigkeit in Lothringen unterstützt werde. „In Frankreich heißt es, Deutsch ist etwas komplizierter als Englisch – da lernen wir lieber Englisch“, sagte Gerard Bruck, Vorsitzender des Bergbaumuseums Les Mineurs Wendel in Petite-Rosselle.

Über gemeinsame Zukunftsenergie- und Umweltschutzaktivitäten – etwa mit Photovoltaikanlagen auf ehemaligen Bergbauflächen – berichtete Michael Pietsch, Geschäftsführer der zur RAG gehörenden Montansolar GmbH. Während Lakal-Personalchefin Hahn meinte, in einem Vierteljahrhundert werde es das Saarland als eigenständiges Bundesland gar nicht mehr geben, fragte Moderatorin Susanne Gaschke in die Runde: „Warum kommen denn so viele Spitzenpolitiker in Berlin aus dem kleinen Saarland ?“ Staatssekretär Theis erntete daraufhin den Lacher des Tages, als er antwortete: „Wegen des eklatanten Fachkräftemangels in der Bundespolitik – der trifft nicht nur eine Partei“. Sachlich ergänzend fügte er an, es sei wohl die besondere Dialogfähigkeit, die die Saarländer auszeichne.

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