Dillingen ist mehr als die Hütte

Dillingen. "Ich glaube, es gibt sehr viele Dillinger, die noch Schätze im Keller und unter dem Dach haben", spricht Armin Jost mögliches historisches Material an. "Aber wenn sie gestorben sind, wird vieles weggeworfen."Was derzeit noch an Informationen über die Vergangenheit der Stadt vorhanden ist, das trägt seit Jahren die Dillinger Geschichtswerkstatt zusammen

 Die Mitglieder der Dillinger Geschichtswerkstatt, (jeweils von links) in der hinteren Reihe: Rudi Spies, Armin Jost, Rüdiger Beres; in der vorderen Reihe: Günther Bellmann, Johannes Dräger, Stefan Reuter, Arnold Hector. Foto: Johannes A. Bodwing

Die Mitglieder der Dillinger Geschichtswerkstatt, (jeweils von links) in der hinteren Reihe: Rudi Spies, Armin Jost, Rüdiger Beres; in der vorderen Reihe: Günther Bellmann, Johannes Dräger, Stefan Reuter, Arnold Hector. Foto: Johannes A. Bodwing

Dillingen. "Ich glaube, es gibt sehr viele Dillinger, die noch Schätze im Keller und unter dem Dach haben", spricht Armin Jost mögliches historisches Material an. "Aber wenn sie gestorben sind, wird vieles weggeworfen."Was derzeit noch an Informationen über die Vergangenheit der Stadt vorhanden ist, das trägt seit Jahren die Dillinger Geschichtswerkstatt zusammen. Jost ist Vorsitzender der derzeit achtköpfigen Gruppe, die bislang drei Bücher veröffentlicht hat. Das erste Buch "Dillingen im Zweiten Weltkrieg" erschien 2002, etwa zwei Jahre nach Gründung der Geschichtswerkstatt. Deren Ursprung geht zurück auf einen Gesprächskreis der ersten Dillinger Seniorenmoderatorin. Sie wollte Leute mit Wissen über die Geschichte der Stadt finden. Und zum Zweiten Weltkrieg gab es noch viele Zeitzeugen. Der Gesprächskreis zerfiel, die Geschichtswerkstatt baute auf dem vorhandenen Material auf. "Aber es war von Anfang an klar, dass wir nicht nur dieses eine Buch machen", erklärt Jost. 2006 folgte "Der Westwall". Ein nahe liegendes Thema, wenn man die schweren Kämpfe 1944/45 im Raum Dillingen betrachtet.

Doch mit beiden Büchern kam auch so ein bisschen das Image von Kriegsfans auf. "Wir schauen uns deshalb genau an, wen wir aufnehmen", betont Jost. Und dass die Themenbandbreite wesentlich größer ist, zeigte 2010 das Buch "Die Alte Pfarrei - Geschichte der Pfarrei St. Johann Dillingen".

Neuestes Projekt ist die Geschichte des aus Dillingen stammenden Madagaskar-Forschers Josef-Peter Audebert (1848-1933). Zur Erinnerung an Audebert hatte die Geschichtswerkstatt einen Antrag bei der Stadt gestellt. Ein Platz am Industriehotel an der Saarlouiser Straße soll nach dem Forscher benannt werden. Vielleicht schon im Frühjahr, wenn die Straße dort umgebaut ist. "Das Buch ist fertig, es muss dann nur noch in Druck gehen", sagt Jost.

Für 2013 ist zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht ein Buch über die jüdischen Einwohner Dillingens geplant. Die Stadt habe geholfen, dafür Material zu sammeln. Den Anstoß hatte das Projekt "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig gegeben. Ein weiteres Thema ist Dillingen im 1. Weltkrieg als Bombardements die Hütte schwer getroffen hatten.

Reizen würde es Jost, auch einmal Dillinger Künstler darzustellen, so ab 1840. "Denn wir sind hier eigentlich eine Künstlerkolonie." Ein Beispiel sei der jüdische Komponist Siegfried Alkan (1887-1942). "Seine Stücke waren beliebt bei der preußischen Kronprinzessin, aber alle Kompositionen sind wohl verloren gegangen." Die acht aktiven Mitglieder der Geschichtswerkstatt treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat im Museum Pachten.

gws-dillingen.de

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