Diese drei Männer zieht's nach Berlin

Homburg. Winfried Anslinger ist der Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis 299. Dass er in den Deutschen Bundestag einzieht, hält der 58-jährige evangelische Pfarrer aus Homburg für unwahrscheinlich. Dennoch, so betont er, verbinde er mit seiner Kandidatur sehr wohl eine Botschaft: "Wir müssen energie- und verkehrspolitisch umdenken"

Homburg. Winfried Anslinger ist der Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis 299. Dass er in den Deutschen Bundestag einzieht, hält der 58-jährige evangelische Pfarrer aus Homburg für unwahrscheinlich. Dennoch, so betont er, verbinde er mit seiner Kandidatur sehr wohl eine Botschaft: "Wir müssen energie- und verkehrspolitisch umdenken". Allein schon deshalb sei es wichtig, Farbe zu bekennen. "Ich weiß zwar, dass ich keine Chance habe auf einen Abgeordneten-Sitz, aber ich möchte dennoch für meine Politik möglichst viele Stimmen bekommen." Wofür er steht, macht Anslinger schon ziemlich bald deutlich: "Ich kandidiere gegen die verfehlte Energiepolitik der großen Koalition". Er fordert nicht nur den Ausstieg aus der Atomkraft, sondern auch aus der Kohlekraft. "Wir brauchen diese alten Energien höchstens noch 20 Jahre, dann sollten wir sie ersetzen durch Biogas und Solarenergie." Vom Bau kleinerer Kohlekraftwerke hält er nichts - diese Energiegewinnung müsse gänzlich abgeschafft werden. Ein weiterer Punkt ist die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. "Das muss politisch gewollt werden."

Ralf Reinstädtler erfüllt nicht das Klischee eines verärgerten ehemaligen Sozialdemokraten, den es jetzt aus Trotz zur Linkspartei verschlagen hat. Nein, der 43-jährige gelernte Werkzeugmacher, der sich an der Akademie der Arbeit zum Arbeits- und Sozialrechts-Experten fortgebildet hat, steht nüchtern mit beiden Beinen auf dem Boden und will etwas gestalten, das er "einen Politikwechsel" nennt. Dafür will er in den Deutschen Bundestag einziehen. Polemik ist seine Sache nicht. "Ich will auf eine gerechtere Gesellschaft hinarbeiten", ist sein Ziel. Dafür wolle er sich im Bundestag einsetzen.

Ihn trieben viele Probleme um, die mit dem Sozialabbau der Schröder-SPD erst möglich geworden seien. "Nehmen wir mal die Leiharbeit. Da werden ordentlich bezahlte Arbeitnehmer gegen billige Arbeitskräfte ausgetauscht. Dieses Lohndumping schadet dem Land auf Dauer." Dass Menschen, die 30, 40 Jahre gearbeitet haben, ihren Job verlieren und nun wegen Hartz IV ihre Lebensersparnisse aufbrauchen müssen, "das ist furchtbar, diese Leute werden doch verrückt, die verzehren ihre Zukunft, die sie sich fürs Alter zurückgelegt haben." Das Grundproblem unserer Gesellschaft sieht er darin, dass die Spirale sich derzeit nach unten drehe. Gleichzeitig würden rund zehn Prozent der Bevölkerung eine Art eigenen Staat aufmachen, mit Privatschulen und Privatkassen. Das könne keine Gesellschaft auf Dauer verkraften.

Der 28-jährige Christian Schmitt aus dem Mandelbachtaler Ortsteil Ommersheim lässt sich von der Aussichtslosigkeit seines Unterfangens nicht entmutigen. Der FDP-Spitzenkandidat für den Wahlkreis 299 wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dem nächsten deutschen Bundestag nicht angehören. Das Direkt-Mandat wird er gegen die Kandidaten CDU und SPD, Alexander Funk und Astrid Klug, nicht erringen, und auch auf der Landesliste seiner Partei steht er nicht weit genug vorne. "Damit habe ich kein Problem", erklärt Schmitt auf die Frage, ob sich angesichts der Chancen 40 bis 50 Stunden pro Woche Wahlkampf wirklich lohnen. "Ich lebe für die Politik, nicht von der Politik." Der Nachwuchspolitiker schöpft seine Kraft und Begeisterung aus jüngsten Erfolgen.

Erst 2005 hatte er in der liberalen Brache Mandelbachtal einen FDP-Gemeindeverband zurück ins Leben gerufen. 6,2 Prozent schaffte die Partei bei der Kommuanlwahl, 11,1 Prozent bei der Landtagswahl. "Das sind doch sensationelle Ergebnisse aus dem Stand", freut sich Schmitt. Jetzt gelte es, auch bei der Bundestagswahl in seiner Heimatgemeinde ein gutes Ergebnis einzufahren.

Danach wird sich Christian Schmitt erst recht wieder der mittelständischen Wirtschaft widmen. Nach seinem Studium, das er teilweise in den USA absolvierte, arbeitet der Diplom-Betriebswirt nämlich im Familienbetrieb, einem Landschaftsbau-Unternehmen in Ommersheim.

Vater und Bruder arbeiten draußen an den Baustellen, Christian Schmitt kümmert sich im Innendienst um die Verwaltungsarbeit.

Auf einen Blick

Dem Wahlkreis 299, auch Wahlkreis Homburg genannt, gehören an: der Saarpfalz-Kreis, Teile des Kreises Neunkirchen (Stadt Neunkirchen und Spiesen-Elversberg) sowie Quierschied, Friedrichsthal und Sulzbach. Rund 27 Prozent der Bevölkerung des Saarlandes wohnen in diesem Wahlkreis. Es gibt rund 200 000 Wahlberechtigte. red

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