"Die Zeit der großen Kracher ist vorbei"

Völklingen. Es las sich zunächst alarmierend: mehrere Vorstandsmitglieder zurückgetreten, kurzfristige Neuwahlen. Interner Zwist in der Initiative Völklinger Hütte (IVH)? Nein, beruhigen der frühere Vorsitzende Peter Braun, seine Nachfolgerin Sabine Hoffmann und ihr Stellvertreter Norbert Heckmann im SZ-Gespräch

Völklingen. Es las sich zunächst alarmierend: mehrere Vorstandsmitglieder zurückgetreten, kurzfristige Neuwahlen. Interner Zwist in der Initiative Völklinger Hütte (IVH)? Nein, beruhigen der frühere Vorsitzende Peter Braun, seine Nachfolgerin Sabine Hoffmann und ihr Stellvertreter Norbert Heckmann im SZ-Gespräch. Braun hat sein Amt niedergelegt, weil er es aus beruflichen Gründen nicht mehr so führen konnte, "wie die Initiative das verdient". Die Konsequenz: Suche nach einem neuen Führungsteam, um "die Initiative zukunftssicher zu machen". Haben sie denn noch Aufgaben, die Ehrenamtler - auch jetzt noch, da die Sanierung des Denkmals professionell vorangetrieben wird? Ja, sagt das IVH-Trio. Wobei es da einen Wandel gebe, präzisiert Braun, "von der praktischen Sanierungsarbeit zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Hütte". Damit befasse sich der Arbeitskreis Dokumentationszentrum der IVH, er baue eine Datenbank auf. Gedacht für eine Internet-Veröffentlichung, um Diskussionen anzuregen. Das wird aber dauern. Außerdem möchte die IVH mitwirken dabei, das Denkmal erlebbar zu machen, "für den Bauch". Aber bitte keine Disneyland-Atmosphäre, fügt Braun hinzu. Ist das als Kritik zu verstehen an den Besucher-Attraktionen, die das Weltkulturerbe-Team präsentiert? "Es ist eine freundliche Mahnung", sagt Braun lächelnd. Man dürfe halt die Aussage, die Stimmung einer Anlage nicht gefährden. Und: "Wir haben das Gefühl, dass man mehr Ausstellungsräume braucht, weil wir mal wieder die Gebläsehalle als Ganzes zeigen wollen." Stolz berichtet das Trio von Publikationen. Demnächst kommt der dritte Teil einer Studie über die Lothringer Bergbau-Aktivitäten der Röchlings heraus. Der fürs breite, nicht-spezialisierte Publikum konzipierte Band "Die Völklinger Hütte", 2006 erschienen, sei bereits in der dritten Auflage, "das läuft sehr gut". In Arbeit sei außerdem noch "etwas zur Sozialgeschichte", eine Art Zeitzeugenprojekt. Hoffmann, Heckmann und Braun werden wortkarg: Dieses Vorhaben sei noch nicht spruchreif. Darüber hinaus hat sich die IVH einen "Arbeitskreis Zukunft" zugelegt. Er soll Kontakt knüpfen zu jungen Menschen, zu Schulen und Hochschulen in der Region. Um Nachwuchs zu gewinnen für die Belange des Denkmals und für die Initiative selbst - "Leute wie wir", sagt Heckmann, "gehören mittlerweile schon zu den Jüngsten"; die IVH, rund 200 Mitglieder stark, ist gealtert. Und hat die heroischen Anfänge hinter sich gelassen, den leidenschaftlichen Kampf für die Hütten-Erhaltung, den "Dächerzustandsbericht", der den entscheidenden Anstoß zur systematischen Denkmal-Sanierung gab. Die aktuellen Projekte kommen leise daher. Nachdenklich sagt Braun: "Die Zeit der großen Kracher ist vorbei."

ZUR PERSONSabine Hoffmann, 48, ist erste Vorsitzende der IVH. Die gelernte Bürokauffrau gehört der IVH erst seit gut zwei Jahren an. Sie ist zudem im Stadtteilforum Wehrden aktiv, unter anderem in deren AG Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Heckmann, 43, ist zweiter Vorsitzender der IVH - ein Amt, das er früher schon einmal innehatte. Der promovierte Naturwissenschaftler arbeitet als Lehrer für Biologie, Physik und Chemie in Saarlouis. Peter Braun, 40, stand bis zum Sommer 2009 an der Spitze der IVH. Der promovierte Maschinenbauingenieur ist in der Völklinger Saarschmiede tätig. dd

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