Die Zaubersteine des Grünen Kreises

Im Grünen Kreis fühle ich mich manchmal in die Steinzeit zurückversetzt. Nicht weil der Kreis zurückgeblieben wäre. Sondern weil hier der Stein-Kult gepflegt wird. Wer durch Merzig-Wadern wandert, stößt ständig auf Steine: den Gustav-Regler-Stein am Seffersbach, den Teufelsfelsen bei Waldhölzbach, den Dasselter Stein bei Düppenweiler. Und nicht zuletzt die "Steine an der Grenze"

Im Grünen Kreis fühle ich mich manchmal in die Steinzeit zurückversetzt. Nicht weil der Kreis zurückgeblieben wäre. Sondern weil hier der Stein-Kult gepflegt wird. Wer durch Merzig-Wadern wandert, stößt ständig auf Steine: den Gustav-Regler-Stein am Seffersbach, den Teufelsfelsen bei Waldhölzbach, den Dasselter Stein bei Düppenweiler. Und nicht zuletzt die "Steine an der Grenze". Für die Menschen hier scheinen ihre Steine so wichtig zu sein wie für die Gallier die Hinkelsteine. Diese Huldigung ist keine Spinnerei: Kaum etwas ist so schön, nützlich und weise wie Steine. Sie dienten unseren Ahnen als Werkzeug, haben Millionen Jahre Lebenserfahrung - und vollbringen Wunder.

Das gilt auch für die Merzig-Waderner Steine: Gerüchten zufolge waren die Grenzsteine schon immer überzeugte Europäer - weit vor der europäischen Einigung: Nächtens erwachten sie zum Leben und sprangen fröhlich zwischen Luxemburg, Lothringen und dem Saarland hin und her.

Heute sorgen sie für Frieden, indem sie magische Strahlen nach Brüssel senden, wenn EU-Politiker ein Gesetz planen, das zu gewalttätigen Unruhen in der Region führen könnte. Die Strahlen lassen die Politiker heikle Gesetzesinitiativen sofort vergessen. Unter anderem konnten die strahlenden Steine schon verhindern, dass der Name "Viez" verboten und durch "Apfelwein" ersetzt wurde. Lyoner sollte nur noch einen Fettgehalt von 0,1 Prozent haben dürfen, Maggi unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Zudem war geplant, das saarländische Pronomen "es" zu verbieten, weil es Frauen diskriminiere.

All diese wirren Gesetzeskonstrukte haben die Steine aus dem Grünen Kreis zum Einstürzen gebracht - und den Frieden in der Region gesichert.

Gregor Haschnik wurde im polnischen Kattowitz geboren, wuchs bei Frankfurt am Main auf, studierte in Hamburg. Zurzeit führt ihn sein Volontariat täglich von Saarbrücken nach Merzig. An dieser Stelle schildert er Eindrücke aus seiner Wahlheimat.

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