Die versunkene (Halb-)Insel

Völklingen. Unerhörtes geschehe am Warndtweiher, berichteten Völklinger Stadtverordnete in einer Rats-Ausschuss-Sitzung mit leiser Ironie: Die "Talsperre" sei - unerwartet - in Funktion gekommen. Gemeint ist das betonierte Überlaufbauwerk, das den Weiherdamm vor Hochwasser schützen soll

Völklingen. Unerhörtes geschehe am Warndtweiher, berichteten Völklinger Stadtverordnete in einer Rats-Ausschuss-Sitzung mit leiser Ironie: Die "Talsperre" sei - unerwartet - in Funktion gekommen. Gemeint ist das betonierte Überlaufbauwerk, das den Weiherdamm vor Hochwasser schützen soll. Einige Jahre vor dem Weiher-Umbau errichtet, liegt es so hoch, dass der Wasserspiegel nie heranreichte. Nicht in den trockenen Jahren seit 2003 - da schrumpfte der Weiher mehrmals zur schlammigen Pfütze. Auch nicht mehr seit dem Umbau 2008. Denn dabei legte man auf tieferem Niveau einen Abfluss an. Der soll die neu geschaffene Flachwasserzone - inklusive Halbinsel, Strand und Steg - trocken halten.

Eben diesen Abfluss haben Unbekannte im Frühjahr 2010 verstopft. Seither heißt es auf der Halbinsel "Land unter". Jetzt, nach der Schneeschmelze, ist das neue Ufer komplett versunken; der Weiher steht so hoch, dass die "Talsperre" Überschuss ableitet. Der Weiher-Umbau ist, im Wortsinn, ein Schlag ins Wasser geworden.

"Wir müssen da etwas tun", sagte Oberbürgermeister Klaus Lorig in der Ausschusssitzung, "wir haben schließlich mit Zuschüssen gebaut." Doch was zu tun wäre, weiß niemand. Beim Saarforst-Landesbetrieb, Eigentümer des Weihers, sieht man "keinen Handlungsbedarf", sagt Pressesprecher Volker Wild. Der aktuelle Zustand sei aus ökologischer Sicht in Ordnung. Schaden für den Weiherdamm drohe wegen des Überlaufbauwerks nicht. Und sicher werde die normale Verdunstung den Wasserstand im Sommer wieder reduzieren. Dass beim Aufräumen nach dem Orkan Xynthia alte Forstgräben neu geöffnet wurden - das, so berichtete Wolfgang Paquet vom städtischen Planungsamt, bringe wieder mehr Wasser in den Weiher -, verändere die hydrologische Situation nur leicht, aber nicht grundsätzlich.

Den letzten Punkt sieht Wolfgang Bintz, als Völklinger Bürgermeister für die Weiher-Frage zuständig, ähnlich; das Wasser werde wieder sinken, meint er. So hätten die Abfluss-Verstopfer "einen Riesenschaden angerichtet" - für die Sanierung des Strandes, der dann wohl wieder auftauchen werde, fehle der Stadt das Geld. "Förderziel verfehlt", sagt Bintz, auch mit Blick auf die Zuschüsse müsse der Weiher-Zustand wieder geändert werden. Es sei jedoch noch offen, wann und wie.

Hintergrund

Der Warndtweiher, in regenarmen Jahren oft ausgetrocknet, wurde 2008 umgebaut, um seinen Wasserstand zu stabilisieren: Man verkleinerte die Wasserfläche. Eine kleine Landzunge wurde aufgeschüttet, mit Sandstrand, Sitzgelegenheiten und Steg versehen und mit Eschen bepflanzt. Die Stadt Völklingen beteiligte sich an den Umbau-Kosten von rund 210 000 Euro; den Löwenanteil aber steuerte das Land bei, auch aus EU-Zuschüssen. Im Frühjahr 2010 verstopften Unbekannte einen Abfluss, der den "Pegel" der Flachwasserzone regulieren sollte. Seither ist die Halbinsel überflutet. dd

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