Die unblutige Hatz nach dem Fuchs

Bliesmengen-Bolchen

 Reiter, Pferde und Hunde in der Hitze des Bliesgaus. Foto: bub

Reiter, Pferde und Hunde in der Hitze des Bliesgaus. Foto: bub

Bliesmengen-Bolchen. Unter wolkenfreiem Himmel, bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen reiten jüngere und ältere Jagdfreunde durch Wiesen und Wälder der Hundemeute hinterher - und doch herrscht nach Meuteführer Gerd Klapschus "zwar herrliches Wetter, aber kein Jagdwetter": Die hechelnden Hunde müssen öfter als sonst getränkt werden, die Pferde rasten im Schatten und viele der 56 Reiter verzichten auf die eigentlich vorgeschriebene rote Jacke.

Dennoch genießen die Zuschauer der unblutigen, weil simulierten Fuchsjagd ein besonderes Schauspiel vor der Kulisse der Kulturlandschaft der Biosphärenregion Bliesmengen-Bolchen. Mit dem gegenseitigen Zuruf "Gute Jagd!" beginnt nach dem "Stelldichein" um 16 Uhr die Veranstaltung: Zu Pferd werden 22 Hunde der Rasse Francais Tricolore verfolgt, die auf die Duftfährte der beiden Schleppenlegern gehen. Dabei orientiert sich die Hundemeute des Badischen Schleppjagdvereins als einzige in Deutschland an der Hufspur der Fuchsreiter, am Geruch der frisch aufgeschlagenen Erde und am Eigengeruch des Hufes, statt an einer Anislösung. Die antrainierte Wildreinheit der Hunde sorgt dafür, dass es tatsächlich eine unblutige Jagd bleibt, die Mann und Frau, Jung und Alt auf den Rücken der Pferde zieht: Die jüngste Reiterin ist gerade zwölf Jahre alt und auch ein 74-jähriger Jagdliebhaber ließ sich die Geselligkeit nicht entgehen. "Das Erlebnis der Gemeinschaft, der Verzicht auf Wettbewerb und das gemeinsame Ziel machen das Jagdreiten zu einem ganz besonderen Ereignis", sagt Andreas Haberer, erster Vorsitzender des Schleppjagdclubs Saar-Pfalz.

Schallendes Geläut der Hunde

Das im Bliestal schallende Geläut der Hunde und die Töne der Trompes der Saarbrücker Parforcehornbläser St. Georg sorgen für eindrucksvolle Momente - selbst dann, wenn die Reiter gerade nicht zu sehen sind. Zwar wird das Urjagdhorn nicht wie einst zur gegenseitigen Verständigung der Jäger gebraucht, dennoch gilt es als unverzichtbares Utensil in der Wahrung der alten Jagdtradition.

Gegen 19 Uhr endet die Schleppjagd mit dem "Halali" wieder am zentralen Reitplatz Bliesmengen-Bolchen, wo die Hunde ihr wohl verdientes Curree bekommen und die Reiter am Jagdfeuer ihre Eichenbrüche empfangen.

Mit der Erfindung des Schießpulvers um 1500 war die Schleppjagd zum Fleischerwerb nicht mehr notwendig und wurde lediglich zum Wahren der Tradition - seit 1936 unblutig - bis heute weitergeführt.

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