Die unbekannte Neue im Bundestag

Saarbrücken · Vom Neunkircher Stadtrat in den Deutschen Bundestag: Heide Henn (SPD) hat den Sprung nach Berlin geschafft. Sie will sich im Petitionsausschuss für die Belange der Bürger engagieren – und im Verteidigungsausschuss für die der Soldaten.

 Erst Diakonin, jetzt Bundestagsabgeordnete: Heide Henn. Foto: Willi Hiegel

Erst Diakonin, jetzt Bundestagsabgeordnete: Heide Henn. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Als Heide Henn im Oktober für die Saar-SPD in den Bundestag einzog, kam das für viele überraschend - auch für Henn selbst: "Ich hatte nicht damit gerechnet." Die 51-Jährige sitzt seit 2009 im Neunkircher Stadtrat und im Wellesweiler Ortsrat. In der Landes-, geschweige denn der Bundespolitik trat sie bislang nicht in Erscheinung. Das wird sich nun ändern. Während der kommenden vier Jahre wird die gelernte Altenpflegerin Berufspolitikerin in Berlin sein.

Allein schon von Berufs wegen liegt ihr die Pflege am Herzen: die mangelnde Wertschätzung von Pflegeberufen, aber auch die Ausbildung. "Gerade im Saarland muss mehr Qualität in die Ausbildung." In den Gesundheitsausschuss will sie aber nicht. Diesen Plan hat sie inzwischen verworfen: "Ich mache seit 1996 Gesundheit, als Altenpflegerin und als Diakonin in der Seniorenhilfe." Nun sei es Zeit für etwas Neues - sie möchte in den Verteidigungsausschuss. Das mag auf den ersten Blick überraschen, doch ihr geht es vor allem um eines: "Wir brauchen eine bessere Fürsorge für Soldaten, die aus Krisengebieten zurückkommen."

Auch für den Petitionsausschuss will sie sich bewerben: "Da ist man nah am Bürger dran." Ihre eigentliche Arbeit hat indes noch nicht begonnen. Solange die neue Bundesregierung nicht steht, ist der Bundestag praktisch handlungsunfähig. Für Henn kein Grund, sich aufzuregen: "Wir können doch ohnehin nichts daran ändern." Zwar ist sie stellvertretendes Mitglied im Hauptausschuss, einem provisorischen Gremium bis zum Arbeitsbeginn der Fachausschüsse. Doch: "Da wurde so gut wie gar nichts beschlossen." Bei dieser einen Arbeitssitzung des Hauptausschusses wird es wohl auch bleiben. Denn sobald die SPD-Basis den Koalitionsvertrag abgesegnet hat, können die neue Regierung und die Fachausschüsse gebildet werden. Dass es so kommen wird, davon ist Henn überzeugt. Eine Prognose, wie viel Prozent der SPD-Mitglieder dem Vertrag ihr Ja geben werden, wagt sie aber nicht: "Ich kann nur sagen, dass die Stimmung positiv ist."

Mit dem Koalitionsvertrag ist sie mehr als zufrieden: "Nach 25 Prozent Wahlergebnis ist es wirklich klasse, was die Genossen rausgehandelt haben. Ich würde sagen, wir gehen ein Stück weit als Sieger aus den Verhandlungen hervor." Vor allem mit der abschlagsfreien Rente mit 63 und in der Pflege habe die SPD wichtige Punkte durchsetzen können.

Dass die Wellesweilerin im Bundestag landete, hat sie in gewisser Weise auch Elke Ferner zu verdanken. Die bestand nämlich darauf, auf Platz 1 der SPD-Landesliste zu stehen und verdrängte so Reinhold Jost auf Platz 2. Damit waren zwei der vier Direktkandidaten über die Liste abgesichert. Für die Direktkandidaten der anderen Wahlkreise, David Lindemann (Homburg) und Christian Petry (St. Wendel), war das nicht möglich. Denn laut Parteistatut muss die Liste im Wechsel Mann/Frau besetzt sein. Also ging Platz 3 an Heide Henn. Eine Verlegenheitslösung sei das aber nicht gewesen, betont sie.

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Zur PersonHeidtrud (Heide) Henn: Geboren am 12. Juli 1962 in Birkenfeld.Ausbildung zur Floristin. 1996 Umschulung zur Altenpflegerin, Leiterin der Tagespflege im Saarbrücker Wichernhaus.2007 Ausbildung zur Diakonin bei der Seniorenhilfe der Kreuznacher Diakonie.Seit Oktober 2013 Mitglied des Bundestags. noe

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