Die Stimmung ist entscheidend

Saarwellingen · Saarwellingen. Eine Frau geht mit Regenschirm durch eine Straße. Einsam. Die Häuser stehen dicht an dicht. Alles wirkt ausgestorben. Bonjour tristesse. Das ist von der Stimmung her die Ausnahme in den Bildern von Jean-Louis Schwartz. Sonst malt der Künstler aus Sarre-Union mehr lebensbejahende, menschen- und naturfreundliche Bilder. Zurzeit stellt er im Alten Rathaus Saarwellingen aus

 Jean-Louis Schwartz stellt 51 Aquarelle im Alten Rathaus in Saarwellingen aus. Foto: Gerhard Alt

Jean-Louis Schwartz stellt 51 Aquarelle im Alten Rathaus in Saarwellingen aus. Foto: Gerhard Alt

Saarwellingen. Eine Frau geht mit Regenschirm durch eine Straße. Einsam. Die Häuser stehen dicht an dicht. Alles wirkt ausgestorben. Bonjour tristesse. Das ist von der Stimmung her die Ausnahme in den Bildern von Jean-Louis Schwartz. Sonst malt der Künstler aus Sarre-Union mehr lebensbejahende, menschen- und naturfreundliche Bilder. Zurzeit stellt er im Alten Rathaus Saarwellingen aus.Von der Technik her ist das Regenschirmbild jedoch typisch für Schwartz: Er lasiert bereits mit größter Sorgfalt mit gutem Gespür für die Grundstimmung des Bildes von Anfang an. Als Meister der Verlauftechnik weiß er genau, was passiert, wenn die Farben sich mischen. Er provoziert genau das oder verhindert es durch Aussparung, sodass das Weiß des Papiers für feine Konturen sorgt. Das ist gut zu beobachten an der Darstellung von Menschen, die sich vereinzelt in Schwartz' Bildern zeigen oder in einer Fußgängerzone (St. Ingbert) oder auf einem Markt (Nancy) tummeln. Er kann ebenso das Besondere der Menschen auf Tahiti, wo er vier Jahre lebte, einfangen wie die Ausstrahlung eines Stilllebens. Bei ihm erhält Kontur, was wichtig ist, die Farben behalten ihre Kraft, auch noch, wenn sie ineinanderfließen. Es entstehen keine lieblichen Bonbonfarben, wie sie in Aquarellen häufig zu sehen sind.

Bei den Menschen hält sich Schwartz nicht an Details auf, trifft aber doch das Typische einer Haltung. Wenn es um das Einfangen einer Stimmung geht, setzt Schwartz jedoch das Besondere - mitunter sind es Kleinigkeiten - mit ins Bild. Genau das ist dann für die Stimmung entscheidend. In den Bildern aus dem Elsass machen gerade die vergleichsweise strengen Linien von Bauwerken im Wechsel mit den fließenden Linien der natürlichen Umgebung den Reiz aus. Dabei legt es Schwartz weder auf Dramatisierung noch auf Harmonisierung an. Er malt so - auch wenn es sich sehr simpel anhört - dass es gut aussieht. "Es gibt so viele Sachen in der Welt, die nicht so schön sind. Warum sollte ich auch noch so etwas malen", sagte Schwartz im Gespräch am Eröffnungsabend.

"Talent ohne Arbeit ist null. Die Kunst ist zu ernst, um zu schwindeln", ist Schwartz, der pensionierte Steuerbeamte und Maler von Kindesbeinen an, überzeugt.

"Jean-Louis Schwartz malt nicht die Natur, er malt die Seele der Natur", befand die Künstlerkollegin France Schwieder aus Saargemünd. "Ob Landschaften, Kirchen oder Marktplätze - er holt immer das Wesentliche heraus."

Seit Längerem besteht eine Kooperation zwischen Künstlern aus Saarwellingen und Saargemünd mit Ausstellungen im jährlichen Wechsel, wie Roland Schmitt vom Förderverein Altes Rathaus erklärte.

Hohes Lob für die Arbeit des Kulturfördervereins und das Alte Rathaus. Schwartz spricht von der "besonderen Seele dieses Hauses" und gab zu: "Ich hatte nicht erwartet, dass ich so etwas hier antreffen würde."

Auf einen Blick

Öffnungszeiten bis 30. März sind dienstags bis sonntags von 17 bis 20 Uhr. Zum Aquarell-Workshop mit Jean-Louis Schwartz am 31. März/1. April nimmt Roland Schmitt, Telefon (0 68 38) 8 11 47, Anmeldungen entgegen. Ein Künstlergespräch ist ebenfalls geplant, der Termin wird bekannt gegeben. gal

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