Die sprachliche Pest heißt "nochmal"

Manchmal sind es Feinheiten, die den Saarländer als Saarländer entlarven. Ich, der ich mich vor acht Jahren in diesem schönen Landstrich niederließ, bilde mir ein, alle Feinheiten längst zu kennen. Doch die feinste Feinheit irritiert mich noch immer: Die fälschliche Verwendung des Adverbs "nochmal" ist zwischen Homburg und Merzig so stark verbreitet wie im 14. Jahrhundert die Pest

Manchmal sind es Feinheiten, die den Saarländer als Saarländer entlarven. Ich, der ich mich vor acht Jahren in diesem schönen Landstrich niederließ, bilde mir ein, alle Feinheiten längst zu kennen. Doch die feinste Feinheit irritiert mich noch immer: Die fälschliche Verwendung des Adverbs "nochmal" ist zwischen Homburg und Merzig so stark verbreitet wie im 14. Jahrhundert die Pest. Jawoll, die Pest! Ich kann das fiese "nochmal" einfach nicht ertragen. Selbst saarländische Freunde, die des Hochdeutschs zweifellos mächtig sind, entlarven sich. Die haben zwar Grippe statt "Fregg", nehmen fünf Kilo ab anstatt das Gewicht "abzuhollen" und nennen Stefanie Stefanie statt "es Steffi". Doch fällt immer wieder dieses unsägliche Wort, eingeflochten in banale Sätze: "Sollen wir nächste Woche nochmal Bier trinken gehen?", "Nach dem 1:1 ist nochmal alles offen." Was bitte soll das heißen? "Gehen wir ein allerletztes Mal Bier trinken, bevor wir uns nie wieder sehen?" "Nach dem Ausgleich ist das Spiel ein letztes Mal spannend?" Nein. Wenn der Saarländer "nochmal" sagt, meint er "wieder". Nur warum verweigert er sich dem korrekten Ausdruck? Ich verstehe es nicht. Auch nächstes Mal werde ich mich nochmal aufregen. Johannes Kloth stammt aus Freiburg im Breisgau. Sein Volontariat hat ihn für zwei Monate nach Merzig verschlagen. Als Zugereister schildert er Eindrücke aus seiner Wahlheimat.

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