Die Sonne lacht über dem Regenbogen

Quierschied. Paul, sechs Jahre alt, wusste sehr genau, was die Männer da in den vergangenen Tagen auf dem Dach der Kindertagesstätte Villa Regenbogen im Taubenfeld montiert hatten. "Das ist eine Solaranlage", erklärte er. Seine drei Jahre jüngerer Namensvetter konnte allerdings noch nicht so viel mit den glänzenden Modulen auf dem Dach anfangen

Quierschied. Paul, sechs Jahre alt, wusste sehr genau, was die Männer da in den vergangenen Tagen auf dem Dach der Kindertagesstätte Villa Regenbogen im Taubenfeld montiert hatten. "Das ist eine Solaranlage", erklärte er. Seine drei Jahre jüngerer Namensvetter konnte allerdings noch nicht so viel mit den glänzenden Modulen auf dem Dach anfangen. "Ich glaube, das ist eine Heizung", meinte der kleine Paul.

"Wir haben in den vergangenen Tagen mit den Kindern über das Thema Sonnenenergie gesprochen", sagte Sandra Quirin, die stellvertretende Kindergartenleiterin. Seit Freitag ist das Bürgersolarkraftwerk auf dem Dach der Villa Regenbogen in Betrieb. Nachdem Ralf Wölfler von der Firma Voltaris die Anlage abgenommen hatte, schaltete Bürgermeisterin Karin Lawall mit einem Knopfdruck das kleine Kraftwerk ein.

Und obwohl die Sonne nur zeitweise durch die graue Wolkendecke schaute, hatte die Anlage innerhalb einer Stunde eine Kilowattstunde Strom ins Netz eingespeist. "Das reicht, dass eine 100-Watt-Birne zehn Stunden lang brennt", erklärte Jürgen Michel. Mit seiner Firma "MSE Michel solar electronics" hatte der Diplom-Ingenieur die 102 Module zu je 230 Watt auf dem Dach der Kindertagesstätte montiert.

"Wir haben acht Arbeitstage gebraucht", sagte Michel. Auftraggeber war die Gesellschaft Solverde Bürgersolarkraftwerke. Sie ist auch Betreiberin der Anlage. Das Besondere daran: Sie wurde von Quierschieder Bürgern finanziert. Diese können jetzt, je nach Höhe und Dauer ihrer Anlage, mit einer jährlichen Verzinsung zwischen 4,25 und 7,5 Prozent rechnen. Nach Angaben von Solverde-Geschäftsführer Nicolai Zwosta haben sich 35 Quierschieder an der knapp 81 000 Euro teuren Anlage beteiligt. Eigentlich wollte die Gesellschaft nur die Hälfte der Kosten durch eine Bürgerbeteiligung finanzieren. Zwosta betonte: "Da die Nachfrage so groß war, haben wir für den kompletten Betrag Bürgerbeteiligungen herausgegeben."

Zurzeit sei die Nachfrage wesentlich größer als die Dachflächen, die man zur Verfügung habe. Die Gemeinde Quierschied hat der Gesellschaft das Dach des Kindergartens für einen jährlichen Zins von 250 Euro verpachtet.

Das Modell, betonte Bürgermeister Karin Lawall, habe symbolischen Charakter. "Wir wollen damit bei der Bevölkerung das Bewusstsein für erneuerbare Energien stärken". Für ihr Patenkind, so die Chefin im Rathaus, habe sie auch einen Solarbaustein gekauft.

Die Anlage auf dem Dach der Kindertagesstätte Villa Regenbogen hat eine Leistung von knapp 24 Kilowatt. Sie produziert so viel Strom, wie von acht durchschnittlichen Familienhaushalten verbraucht wird. Dabei wird pro Jahr der Ausstoß von knapp 20 000 Kilogramm Kohlendioxid vermieden. Jetzt will die Gemeinde Quierschied auch auf dem Dach der Taubenfeldhalle eine Solar-Anlage errichten lassen. Das rund 420 Quadratmeter große Dach bietet Platz für ein 150-KW-Anlage. Bauherr ist ein privater Investor. Von ihm erhält die Gemeinde laut Verwaltung für 20-jährige Nutzung des Daches knapp 28 000 Euro.

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