Die Shisha-Welle kommt an in Völklingen

Völklingen · In einem Lokal nahe der Wehrdener Kulturhalle und in einem früheren Optiker-Geschäft in der Rathausstraße wird bereits Wasserpfeife geraucht. Nun kommt eine Shisha-Bar in der Molkestraße hinzu.

 Bald startklar: Das „Shisha Café Deluxe“ im Gebäude der vormaligen VIP-Brasserie und des früheren Hotels Stadt Völklingen in der Moltkestraße in der Innenstadt. Foto: Jenal

Bald startklar: Das „Shisha Café Deluxe“ im Gebäude der vormaligen VIP-Brasserie und des früheren Hotels Stadt Völklingen in der Moltkestraße in der Innenstadt. Foto: Jenal

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732 "Gefällt mir!"-Angaben bei Facebook in nicht einmal einem Jahr - Mohammed Zoorob ist stolz auf die gute Bewertung des Shisha Café Deluxe, das sein älterer Cousin Hussein Chahrour in Merzig betreibt. Das Urteil der Gäste in diesem viel genutzten sozialen Netzwerk ist nach den Maßstäben einer jungen Szene Gradmesser für den Erfolg. Wer viele "Daumen hoch"-Kommentare auf Facebook bekommt, der darf mit Aufmerksamkeit und stabilen Besucherzahlen rechnen. Und so hat die aus dem Libanon stammende Familie nun beschlossen, auch in Völklingen eine Shisha-Bar zu öffnen, ganz nach dem Vorbild des Merziger Lokals. In der Moltkestraße 4, in den Räumen der früheren VIP-Brasserie, entsteht eines der wohl größten und hochwertig ausgestatteten Wasserpfeifen-Lokale des Saarlandes, für über 100 Gäste. Eine fünfstellige Eurosumme werde in die Inneneinrichtung investiert, heißt es. Noch sind die Handwerker zugange, aber am Samstag, 1. Juni, wird Eröffnung gefeiert, mit DJ und etlichen Überraschungen.

Mohammed Zoorob, 21, soll das Lokal leiten, und er gibt sich gewiss, dass Völklingen ein guter Standort sein werde. In Merzig, so berichtet er, habe man es geschafft, nicht nur ein junges Publikum anzusprechen. Es komme auch der 75-jährige oder der Fußball-Fan. Das Shisha Café Deluxe ist nämlich auch Sportbar mit Sky-Lizenz zum Ausstrahlen der Champions League und der Bundesligapartien. Geöffnet sei "von 15 Uhr bis der letzte Gast geht". Sich und das Lokal von innen fotografieren lassen will aber der Betreiber zumindest derzeit noch nicht.

Shisha-Lokale haben es grundsätzlich nicht ganz leicht, sich im öffentlichen Ansehen einen oberen Platz zu sichern. Sie zählen sich nicht zu den klassischen Gastronomiebetrieben und pflegen oft ein jugendlich-subkulturelles Nischendasein. Polizeilich treten sie genauso wenig oder sogar seltener in Erscheinung als manche normale Kneipe. Bei vielen Stadtplanern erzeugen sie reflexartig eher Unbehagen, weil sich in ihrem Umfeld meist kein hochwertiger Einzelhandel befindet. Anders als ungeliebte Spielhallen lassen sich Shisha-Lokale aber nicht verhindern, denn sie sind nicht genehmigungspflichtig, sondern müssen nur angezeigt werden.

Die wenigsten Zeitgenossen aus dem westlichen Kulturkreis werden je in ihrem Leben kalten Rauch aus einer Wasserpfeife gezogen haben und ziehen es auch nicht in Erwägung. So ist die Hauptzielgruppe eher zwischen 18 und 30 Jahre alt. Die große Stunde der Shisha-Bars schlug vor etlichen Jahren, als Bund und Länder ihre Nichtrauchergesetze verschärften und das Rauchen in der Gastronomie zurückdrängten. Wasserpfeifenrauchen, das nicht auf Anhieb verboten werden konnte, stieß in gesetzliche Lücken. Um auf der sicheren Seite zu sein, wird heute kein Tabak in die Pfeifen gefüllt, sondern ein so genannter Shiazostein. Damit handelt es sich nicht um ein verbotenes "Verbrennen" von Tabak ("Rauchen"), sondern ein erlaubtes "Verdampfen", wie vom Gesundheitsministerium zu erfahren war.

Werner Michaltzik, Vorsitzender des Völklinger Sicherheitsbeirates, zählt Shisha-Cafés zu den "Dingen, die die Welt nicht braucht", denn das dort praktizierte Rauchen sei "eine Mogelpackung" beziehungsweise "nachweislich für die Gesundheit gefährlicher als das Rauchen von Zigaretten".

Aufgeschlossen gibt sich derweil der städtische Wirtschaftsförderer Christof Theis. In der City seien dieser Tage zwei Leerstände in Shisha-Lokale umgewandelt worden, und zwar mit erheblichem Aufwand der Investoren. Es handele sich weder um Höhlen, noch um Höllen, sondern um Lokale, die einen momentanen "gefühlten Boom" bedienten. Und dagegen sei nichts Schlechtes zu sagen, man solle ihnen eine Chance geben, so Theis.

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