Die Saat gemeinsamen Tuns

Neunkirchen · Auf einem idyllischen Flecken Erde steht sie, die Haseler Mühle – zwischen Neunkirchen und Bexbach. Wo einst ein Mühlrad klapperte, entsteht nun ein landwirtschaftlicher Integrationsbetrieb.

 Mitarbeiter des Integrationsbetriebs Haseler Mühle pflanzen „Wiesenpippau“. Foto: Iris Maurer

Mitarbeiter des Integrationsbetriebs Haseler Mühle pflanzen „Wiesenpippau“. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Hier sollen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten: Den früheren Pferdehof Haseler Mühle erfüllt die Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft Neue Arbeit Saar (NAS) zu diesem Zweck mit neuem Leben. Saatgut aus heimischen Wildpflanzen soll hier produziert, eine Imkerei betrieben und Pferde beherbergt werden.

Bis Anfang 2014 sollen auf der Haseler Mühle in Neunkirchen-Wellesweiler sechs neue Arbeitsplätze entstehen, erklärt Betriebsleiter Jürgen Michel. Insgesamt sollen 19 Menschen beschäftigt werden. Die Idee dahinter sei, einen gemeinsamen Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung und Langzeitarbeitslose zu schaffen, so Michel. Ein besonderes Anliegen der NAS sei es, mit dem Integrationsbetrieb einer inklusiven Gesellschaft Rechnung zu tragen. Vor allem will die NAS auf der Haseler Mühle Menschen mit geistiger Behinderung, mit psychischen Erkrankungen, Absolventen von Förderschulen, aber auch Langzeitarbeitslose integrieren. Menschen mit Handicap müssen einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent nachweisen. Wünschenswert, aber nicht erforderlich sei es, wenn die Beschäftigten Erfahrungen in der Landwirtschaft oder in der Gärtnerei hätten. Michel: "Uns ist wichtig zu erkennen, wo die Stärken der Menschen liegen, um sie nach ihren Fähigkeiten einsetzen zu können."

Den Hauptzweig des künftigen gemeinnützigen Betriebs bildet die Saatgut-Produktion aus heimischen Wildpflanzen. Doch bis die Samen aus rund 200 Wildkräuterarten und etwa 80 Wildgräserarten hergestellt sind, gibt es viel zu tun. Zuerst müsse das heimische Saatgut gesammelt, in Gewächshäusern vermehrt, in der freien Landschaft eingepflanzt, geerntet und zuletzt gereinigt werden, erklärt Michel. Eine Firma aus Baden-Württemberg verkaufe dann die fertigen Saatgutmischungen, die vor allem bei öffentlichen Bauprojekten verwendet werden sollen.

Der Leiter des Integrationsbetriebes rechnet mit einer ansteigenden Nachfrage nach regionalem Saatgut. Denn längst müsse man laut Bundesnaturschutzgesetz für jedes Bauprojekt, etwa im Bereich Straßenbau, eine ökologische Ausgleichsmaßnahme schaffen, so Michel. Dafür solle man auf heimische Saatgutmischungen zurückgreifen.

Vor Kurzem hat bereits die hofeigene Imkerei ihren Betrieb aufgenommen. Für den Anfang seien sieben Bienenvölker aufgestellt worden. "Die Imkerei soll dem Betrieb auch außerhalb der Vegetationsperiode etwas einbringen", sagt Michel. In Zukunft sollen 80 Bienenvölker die Blüten im Umkreis der Haseler Mühle bestäuben. Michel: "Mit einer eigenen Imkerei leistet die Neue Arbeit Saar einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und Landwirtschaft." Auf der Haseler Mühle betreibt die NAS bereits eine Pferdepension. "Pferdebesitzer können mit uns einen Einstellervertrag abschließen", so Michel.

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HINTERGRUNDDie Neue Arbeit Saar hat im Dezember 2012 den früheren Pferdehof Haseler Mühle gekauft. Zu dem Anwesen gehören ein Wohnhaus mit angebauten Wirtschaftsgebäude, mehrere Pferdeställe, eine Reithalle und acht Hektar Acker- und Grünlandfläche. Der Integrationsbetrieb wird durch das Integrationsamt des Saarlandes und die Aktion Mensch gefördert. bera

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