Die Reise des Abwassers

Jägersfreude · Die Kläranlage in Jägersfreude zählt nach ihrer Sanierung zu einer der modernsten Deutschlands. Durch den Bau neuer Kanäle konnte auch die Renaturierung des Sulzbachs in Angriff genommen werden.

Das Erste, was überrascht, ist der Geruch. Viel schlimmer ist er von einem Besuch einer anderen Kläranlage in Erinnerung. Natürlich riecht es nicht nach Rosen, doch die Nase war auf einen deutlich größeren Ansturm vorbereitet. Und auch bei den Zuläufen zur Kläranlage des Entsorgungsverbandes Saar (EVS) in Jägersfreude hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Der Sulzbach, früher als Abwasserkanal missbraucht, wird gerade renaturiert. Fische und andere Wasserbewohner haben das Gewässer zurückerobert.

"Wir haben ein intaktes Netz an Abwasserkanälen in den letzten Jahren errichtet", erklärt Michael Perius, Betriebsleiter der Jägersfreuder Anlage. Friedrichsthal, Quierschied, Dudweiler, Jägersfreude und Herrensohr schicken ihr Abwasser, verborgen in unterirdischen Kanälen, nach Jägersfreude. Und viel Aufwand wurde betrieben, damit es am Sulzbach nicht mehr stinkt. Größtes Problem waren hierbei die stark bebauten Gebiete. So wurde in Dudweiler eigens ein Rohr mit 2,20 Metern Durchmesser 900 Meter weit und in 16 bis 18 Metern Tiefe durch die Erde gepresst, um die darüberliegenden Gebäude zu schonen, wie Perius erklärt. Die Reise des Sulzbachtaler Abwassers endet dann in 18 Metern Tiefe im Pumpwerk der Jägersfreuder Anlage. Hier stehen fünf große Pumpen, die bei Regen zusammen bis zu 600 Liter pro Sekunde an die Oberfläche befördern. Eine sechste Pumpe dient, wie viele andere Geräte, zur Reserve, denn eine Kläranlage darf nie über längere Zeit stillstehen, sonst droht das Abwasser, die gerade renaturierten Flüsse zu verseuchen. "Wir müssen jede Eventualität so planen, dass kein Abwasser die Anlage verlässt", sagt Perius. Die Mess-, Pump- und Kontrollgeräte sorgen hierbei in der Regel für einen reibungslosen Ablauf, jedoch steht für den Notfall immer eine Bereitschaft parat, die die Anlage auch in Handarbeit am Laufen hält. "Jeder von uns wusste, worauf er sich einlässt", sagt hierzu Vorarbeiter Michael Weinrank und ergänzt: "Bei einem Gewitter in der Nacht schläft man aber unruhig."

Hat das Wasser wieder das Oberflächenniveau erreicht, werden zunächst größere Reste aus dem Wasser gerecht. Hygieneartikel wie Ohrenstäbchen und Watte fallen hier oftmals an, die dann als Sondermüll entsorgt werden müssen. Perius: "Dinge, die eigentlich nicht in die Toilette gehören und die oft unsere Maschinen verstopfen." Mit Hand und Skalpell müssen dann die Rechenfugen freigekratzt werden.

Sind die Grobstoffe entfernt, geht es weiter zum Sandfangbecken. Hier setzten sich die mit geschwemmten Sandkörner ab, die unter anderem im Straßenbau ihre weitere Verwendung finden. Bei der Vorklärung und in einer der sechs Belebungsanlagen wird das Abwasser schließlich mit der Hilfe von Bakterien vom Schlamm oder im Fachjargon der Biomasse, getrennt. Diese findet, nach der Lagerung im Faulturm, immer noch Abnehmer in der Landwirtschaft, wie Perius weiß. Mitarbeiter der Kläranlage nehmen hierfür sogar Bodenproben vom Feld und erklären dem Bauern, wie viel er von dem Schlamm aufbringen darf, um den Boden nicht zu überdüngen. Oder der Schlamm geht zur Energiegewinnung in ein Heizkraftwerk.

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