Die Rampensau mit dem Lausbuben-Grinsen

Saarbrücken. Fast 60 Jahre und ein bisschen weise. Aber kein bisschen leise: Roland Helm ist einer jener Typen, die dank robuster Virilität und frechem Lausbuben-Grinsen die ewige Jugend gepachtet haben. Weil er Vegetarier ist? Oder weil seine drei alleinerziehenden Söhne ihn jung halten? Wer weiß

Saarbrücken. Fast 60 Jahre und ein bisschen weise. Aber kein bisschen leise: Roland Helm ist einer jener Typen, die dank robuster Virilität und frechem Lausbuben-Grinsen die ewige Jugend gepachtet haben. Weil er Vegetarier ist? Oder weil seine drei alleinerziehenden Söhne ihn jung halten? Wer weiß. Längst hat er den Großraum SaarLorLux, speziell das Saarland, als Heimat angenommen: "Saarländisch ist für mich eine Mischung aus erster Fremdsprache und zweiter Haut." Dabei ist er gar kein gebürtiger Saarländer: Helm stammt aus Offenbach und kam erst im Alter von acht Jahren an die Saar. Wieso blieb der passionierte Weltenbummler ausgerechnet in Saarbrücken hängen? Helm zählt auf: Grenzüberschreitung, Mehrsprachigkeit, lebendige Kulturszene, geschichtsträchtige Vergangenheit - "Do fehlt mir nix!". Seiner ausgedehnten Reisen wegen - es gibt kaum ein Land, das er mit dem Rucksack noch nicht durchkreuzt hat - lud ihn 1979 der SR zum Interview und entdeckte dabei seine sonore Stimme und sein Moderationstalent. Helm, damals noch VWL- und Politikstudent, wurde freier Mitarbeiter und blieb dem Rundfunk auch nach dem Examen treu. 31 Jahre Halberg hat er nun auf dem Buckel: 1983 schickte ihn der SR als ARD-Junior-Korrespondenten nach Washington, nach seiner Rückkehr moderierte er für SR 1 und wurde 1989 Unterhaltungschef der Welle. Mittlerweile ist er Programmgruppenleiter für Sounddesign bei SR 1 und "Unser Ding" und Moderator des SR 1-Kulturmagazins "Abendrot". Seine großen politischen Themen sind Kinderlosigkeit und Ausländerintegration, sein ganzer Stolz ist der Nachbau der legendären kastenförmigen Bo Diddley-Gitarre. Denn seine Liebe gilt auch dem Sammeln von Klampfen, und Musik gemacht hat er schon immer, und sei's als "Faasenachdsmussigger". Und dann gab's da sellemols die berüchtigte Cover-Formation "Helm Brothers": Sein älterer Bruder Wolfgang bediente Klavier und E-Bass, Roland gab die "Rampensau" an Gitarre und Gesangs-Mikrofon. Ein Foto der beiden Halbstarken findet sich natürlich auch in der von Helm initiierten "Saar Rock History", dem Kultbuch der hiesigen Pop-Rock-Szene. Herausgegeben hat er es 1991 mit dem Schlagzeuger Norbert Küntzer, eine aktualisierte und ergänzte Neuauflage ist in Vorbereitung. Helm hatte bereits begonnen, Mundart-Lieder zu schreiben, als er in Washington vom Cajun- und Zydeco-Fieber infiziert wurde - die Initialzündung für die Musette-Rockband "Saarbrück Libre", die nun auch schon 23 Jahre, anfangs als Roland Helm-Band, von sich hören lässt. 90 Prozent der Songs, die sich um saarlandspezifische Themen drehen, stammen aus Helms Feder; der Rest sind Chansons und Musette-Walzer. Als "musikalische Postkarte der Region" habe jemand eine der nunmehr vier CDs mal bezeichnet, erzählt Helm nicht ohne Stolz. Beim Saarbrücker Altstadtfest ist "Saarbrück Libre" nun am Samstag im Rahmen des SR-Bistrot Musique Special zu hören. Als Gäste angekündigt haben sich ein Akkordeonist aus Paris, einige Sängerinnen, die im Rahmen des Festivals auftreten, und SR-Moderator "Monsieur Chanson" Gerd Heger, der sich ebenfalls am Gesangs-Mikro die Ehre gibt. "Saarländisch ist für mich wie eine zweite Haut."Roland Helm

Auf einen BlickDas Chansonfestival beim Altstadtfest "Bistrot Musique Special" im Innenhof der Stadtgalerie beginnt am heutigen Freitag, 19 Uhr, mit Moi et les autres und Weepers Circus (21.30 Uhr). Am Samstag spielen ab 13 Uhr Claire, Alifair, Robert Gollo Steffen und Claudine Muno. Die Fête à "Saarbrück libre" beginnt um 21.30 Uhr. Am Sonntag gibt's ab 11 Uhr Wengert Stompers, Nordine le Nordec, Alex Toucourt, Oestrogena Orchestra, Eddy la Gooyatsch und die Live-Sendung Rendezvous Chanson.

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