Die Quelle wird bald versiegenDie Quelle-Shops müssen sich umorientieren

Kreis Neunkirchen. Das Traditions-Versandhaus Quelle Deutschland wird abgewickelt. Und die Folgen reichen auch in den Kreis Neunkirchen. Die sechs Mitarbeiter im Quelle-Verkaufshaus in der Neunkircher Lindenallee etwa haben alle zum 31. Dezember ihre Kündigung erhalten. Das Quelle-Verkaufshaus ist direkt der Quelle Fürth unterstellt

Kreis Neunkirchen. Das Traditions-Versandhaus Quelle Deutschland wird abgewickelt. Und die Folgen reichen auch in den Kreis Neunkirchen. Die sechs Mitarbeiter im Quelle-Verkaufshaus in der Neunkircher Lindenallee etwa haben alle zum 31. Dezember ihre Kündigung erhalten. Das Quelle-Verkaufshaus ist direkt der Quelle Fürth unterstellt. Das Mitarbeiter-Team hat vom Aus für Quelle auch am Dienstag aus den Medien erfahren. Und übt sich tapfer in Loyalität zum Unternehmen "Wir sind weiter für den Kunden da, wie gewohnt", sagt Chef Hermann Sattler. Und in diesen Tagen fast pausenlos. Denn die Rabatte locken, der Laden gleicht einem Bienenkorb, wie sich die SZ vor Ort überzeugte. Die Kunden kommen in Scharen. Derzeit liegen die Nachlässe zwischen 15 und 30 Prozent. Und werden wohl noch deutlich steigen. Alles muss raus. "Für die einen ist es gut, für die anderen schlecht", sagen Kunden zu unserer Zeitung. Sie denken dabei an ihre günstigen Einkäufe, aber auch an das Los Arbeitslosigkeit für die Quelle-Mitarbeiter. "Uns haben die Rabatt-Plakate an den Schaufenster hereingelockt", erzählen Wolfgang und Andrea Becker aus Saarlouis. Und mit heruntergesetzten Spielwaren in Tüten und unterm Arm treten sie die Heimfahrt an. "Es ist ja bald Weihnachten", sagt Wolfgang Becker und schaut seinen elfjährigen Sohn Leon an.57 Jahre ist Hermann Sattler, seit 31 Jahren bei Quelle. Fast 34 Jahre sind es schon bei Gabriele Schmidt (60), Dienstälteste im Team in der Lindenallee. Die anderen vier Kollegen sind 26, 45, 58 und 60 Jahre. "Wir waren alle schon beim Arbeitsamt", erzählt Gabriele Schmidt. Die Wiebelskircherin braucht einen neuen Arbeitsplatz: "Ich kann noch nicht in Rente. Da fehlt Geld. Ich brauche auch eine volle Stelle. Mit einem 400-Euro-Job ist mir nicht geholfen." Trotz Kündigung geht die temperamentvolle Frau auf jede der zahlreichen Kundenfragen ein. "Ich bin immer noch motiviert", sagt Gabriele Schmidt. Die Kunden hätten großen Beratungsbedarf: "Viele sind verunsichert, fragen zum Beispiel, was aus ihren Bestellungen wird." Was sie wissen, geben Hermann Sattler, Gabriele Schmidt und ihre Kollegen weiter. Was da ist, wird verkauft. Was noch an Ware reinkommt, auch. Was weg ist, kann nicht mehr geliefert werden. Inzwischen macht das Quelle-Verkaufshaus Lindenallee von 13 bis 14 Uhr eine Mittagspause: "Anders kriegen wir das bei dem Kunden-Ansturm nicht hin."Kreis Neunkirchen. Konsequenzen aus dem Aus für das Fürther Versandhaus Quelle spüren auch die rund ein Dutzend Quelle-Shops und Quelle-Bestellannahmestellen im Kreis Neunkirchen. Manche sehr schmerzhaft, manche weniger hart. Zwei Beispiele: "Für mich ändert sich nicht viel. Ich habe einfach mit dem Bestellservice aufgehört", sagt Cornelia Hellbrück auf Anfrage unserer Zeitung. Sie führt einen Zeitschriftenladen mit Toto&Lotto in Humes. Bei ihr lagen lediglich Kataloge aus, keine Waren: "Der Bestellservice war für mich nur ein zusätzliches Angebot und lief zuletzt sowieso nur noch schwach." Perspektive Otto-Shop?Anders sieht es bei Birgit Fuhrmeister aus. Sie führt seit acht Jahren einen seit bereits dreißig Jahren ansässigen Quelle-Shop in Dirmingen. "Ich dachte, das läuft immer so weiter", sagt sie im Gespräch mit der SZ. Als selbstständige Unternehmerin, die mit Quelle auf Provisionsbasis arbeitete, hat die 46-Jährige jetzt Zukunftsangst: "Ich hänge völlig in der Luft." Bis Ende des Jahres will sie aber auf jeden Fall offen bleiben: "Ich habe ja noch Neckermann mit drin." Derzeit führe sie Gespräche mit dem Otto-Versand. "Ich würde gern ein Otto-Shop werden, aber das wollen viele, die als Quelle-Shop keine Zukunft mehr haben." Kundenberater schon wegKritik gibt es an der fehlenden Informationspolitik von Quelle. Und der für ihren Bezirk zuständige Quelle-Kundenberater, das bestätigen Hellbrück und Fuhrmeister, kann in der aktuellen Situation auch keine Auskünfte geben: Ihm wurde von Quelle bereits Anfang Oktober gekündigt. cle

Hintergrund"Unsere Region ist von den Folgen der Quelle-Schließung weniger stark betroffen", antwortet die Agentur für Arbeit Saarland auf SZ-Anfrage. "Im Saarland sind es Einzelfälle, die sich bei den Agenturen für Arbeit und in den jeweiligen Geschäftsstellen arbeitslos melden bzw. bereits gemeldet haben. Die betroffenen Quelle-Mitarbeiter werden, wenn sie sich arbeitslos melden, direkt in den Beratungs- und Vermittlungsprozess einbezogen. In jedem Einzelfall ist zu prüfen, ob ein Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht. Einige der ehemaligen Quelle-Mitarbeiter werden keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, da sie in der Vergangenheit auf selbstständiger Basis tätig waren, ohne Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu leisten." cle

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