Die Pflanzen-Fee kennt die Wunderwaffen
Hambach/Lothringen · Lothringerin Alexandra Jansen erschafft Vorzeige-Garten-Projekt.
Ihr Märchen beginnt mit einem Anruf. Eine Woche, nachdem das Ende besiegelt war. Die Garten-Firma von Alexandra Jansen begraben. Da rief die Direktorin an. Ihr Projekt hatte es unter die besten 24 Gartenprojekte weltweit beim internationalen Gartenfestival im französischen Chaumont sur Loire geschafft. "Ich hätte heulen können", sagt Jansen. Vor Freude und Trauer. "Da oben will jemand, dass du nicht aufhörst mit Garten", erzählt die 46-Jährige.
Dabei war das der Plan - aufzuhören. Die Arbeit sei ihr und ihrem Mann über den Kopf gewachsen. "Wir wurden zu groß", sagt die Garten-Designerin. Aber ein Ende ist ein neuer Anfang. Nur wenige Wochen später hat Jansen ein neues Gartenunternehmen gegründet. Das brauchte sie, um das Projekt beim Wettbewerb umsetzen zu können. Zu ihrem Team gehören der luxemburger Architekt Carlos Esteves Duarte, der französische Eisenbildhauer Michel Grimmer, die französische Betonkünstlerin Vero Reato und Jansens Ehemann Bruno Jansen. In 48 Stunden stanzten die befreundeten Künstler vergangenen Herbst das Konzept für ihre Bewerbung aus dem Boden. Die Idee: ein historischer Betonpfeiler, der unter der Blütenpracht explodiert. "Man muss etwas machen, das keiner macht", erzählt Jansen. "Trotzdem hat keiner von uns je geglaubt, so gut zu sein, dass wir beim Festival aufgenommen werden", sagt sie. Dann ging das Rödeln los. 150 Quadratmeter Fläche planen und gestalten. Das Budget vom Veranstalter: 12 500 Euro. "Das haben wir gnadenlos gesprengt", erzählt Jansen. Zusätzliche Sponsoren halfen aus. Und auch Kultusminister Ulrich Commerçon (SPD) unterstützte die Gruppe um die Saarländerin Jansen finanziell.
Im April dann die Eröffnung des Festivals. Extra nach Florenz war Jansen kurz vorher noch geflogen, um die letzten Pflanzen zu ergattern. Bis Oktober soll das Gartenprojekt in Blüte stehen. Nicht so einfach, sagt die Expertin. Wenn man der Natur ausgeliefert ist. "Man muss freestylen", verrät sie. Die Pläne entwerfe sie nur für ihre Kunden. Am liebsten macht die dunkelhaarige Saarländerin im Exil aber ihr eigenes Ding. Lässt sich dabei von der Natur leiten. Denn sie kennt sie alle - die Wunderwaffen unter den Pflanzen. Und so hat sie es geschafft, sich einen Namen in der Garten-Szene zu machen. Jansen schrieb ein Buch, entwickelte Gartenkonzepte, hält Vorträge. Und hat eigene Sendungen im französischen Radio und Fernsehen.
Dabei hatte sie mit Pflanzen lange nichts am Hut. In Lebach aufgewachsen, machte die heute dreifache Mutter nach der Schule zunächst eine kaufmännische Lehre im Tante Emma Laden ihres Vaters. In den Folgejahren arbeitete sie im Vertrieb eines Unternehmens. Reiste durch die ganze Welt. "Ich habe immer gerne bei Männern gewildert", erzählt sie selbstbewusst. Wollte Erfolg haben, der oft nur dem männlichen Geschlecht zugerechnet werde. Sternzeichen Skorpion eben, sagt sie. Also begann sie "Garten-Bücher zu fressen" - auf der Toilette, vor dem Fernsehen, überall. Hinter ihrem Haus im fränzösischen Hambach entstand nach und nach ihr Versuchslabor. 2000 Quadratmeter Garten. "Ich habe mein schöner Garten studiert", sagt Jansen und lacht. Und das von 1995 bis 2003. Dann öffnete sie ihr eigenes Paradies mit einer Kunstausstellung für die Öffentlichkeit. Immer mehr Leute wurden auf ihr Werk aufmerksam. Die Karriere kam ins Rollen. Immer mehr Aufträge gingen ein - unter anderem die Gestaltung eines historischen Rosengartens im luxemburgischen Mondorf les Bains. Es lief. "Aber manchmal gehe ich an meinem eigenen Perfektionismus zu Grunde", sagt die Garten-Designerin. Der Selbstzweifel sitze immer auf der Schulter. Zehn Jahre waren sie und ihr Mann mit ihrer Firma erfolgreich. Aber die Selbstständigkeit hemmt die Künstlerin beim Gedeihen. "Ich möchte mein Talent nicht in Papierkram verschwenden", sagt sie. Eigene Projekte. Ihr Kind wachsen sehen. Das ist es, was sie will. Ihr Märchen. Vorbei ist es noch nicht. Vielleicht öffnet das internationale Gartenfestival neue Tore.