Streit um Benennung einer Straße nach einem Nazi-Kollaborateur NS-Freund soll Straßennamen verlieren

Saarbrücken · Immer wieder Ärger mit saarländischen Straßennamen. In Saarbrücken wurden in jüngster Zeit bereits zwei Straßen umbenannt, weil die zuständigen Bezirksräte knapp 70 Jahre nach Ende der NS-Herrschaft feststellten, dass die Namensgeber an den Verbrechen der Nazis beteiligt waren.

Jetzt ist die Debatte um die Neikesstraße und Neikes-Turnhalle in der Nähe des Evangelischen Krankenhauses neu aufgeflammt (die SZ berichtete). Schon 1995 habe die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) einen anderen Namen für die Neikesstraße in Saarbrücken gefordert, teilte jetzt die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) in Saarbrücken mit. Damals sei nur die unrühmliche Rolle des ehemaligen Saarbrücker Oberbürgermeisters Hans Neikes bei der „Heimholung“ des Saarlandes nach Hitler-Deutschland 1935 bekannt gewesen, hieß es. Die Berliner Historikerin Susanne Willems habe jetzt recherchiert und belegt: Neikes habe zwischen 1935 bis 1945 zudem an der „Entrechtung der jüdischen Bevölkerung Berlins“ mitgewirkt.

Die Stiftung und VVN-BdA Saar stellen nun die Frage, warum die Stadt Saarbrücken nicht schon längst den Vorschlag aufgegriffen hat, den Straßen- und Hallennamen Neikes zu streichen und auch die Pflege des „Ehrengrabes“ auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof aufzugeben. Denn 1995 sei ein anderer Name ins Gespräch gebracht worden, der des Saarbrücker Bürgermeisters und kommunistischen Widerstandskämpfers Heinrich Detjen (1899-1968), heißt es. Detjen sei von den US-Truppen im März 1945 nach der Befreiung Saarbrückens vom NS-Terror als Bürgermeister eingesetzt worden und später bis 1950 Stadtdirektor gewesen.

RLS und VVN-BdA Saar forderten den Bezirksrat auf, das baldige Auswechseln der Straßenschilder zu beschließen. Gleichzeitig luden beide Organisationen zu einer symbolischen Straßenumbenennung für Montag, 16. Dezember, an der Ecke Großherzog-Friedrich-Straße/Neikesstraße um 15 Uhr ein. Nach SZ-Informationen hat sich auch die Synagogengemeinde Saar beim Vorsitzenden des Bezirksrats Mitte, der Bezirksbürgermeister Stefan Brand (CDU), für eine Umbenennung der Neikesstraße und -halle eingesetzt. Neikes hatte 1934, also noch vor der Saarabstimmung am 13. Januar 1935, zusammen mit anderen Bürgermeistern aus dem Saarland Adolf Hitler (NSDAP) in Berlin die Ehrenbürgerwürde der Stadt Saarbrücken verliehen.

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