Kindertagespflegestelle der Diakonie Die Mütter lernen, die Kinder spielen

Neunkirchen · In Neunkirchen gibt es die saarlandweit erste Kindertagespflegestelle für Mütter, die einen Sprachkurs besuchen. Gestartet hat das Projekt die Diakonie.

 Udo Blank.

Udo Blank.

Foto: Foto: Diakonie Saar/ Paulus

Es gibt Buntstifte, Spielsachen, Platz zum Spielen – und kleine Kinder, die die Welt um sich herum entdecken, sind ebenfalls da: In einer Wohnung in der zweiten Etage eines Hauses in der Neunkircher Bahnhofstraße sieht es aus wie in einer normalen Kindertagesstätte. Doch dabei handelt es sich um keine gewöhnliche Kita, sondern um eine Kindertagespflegestelle für Mütter, die an Sprachkursen teilnehmen. Es ist die erste und bislang einzige im Saarland.

Die Diakonie Saar hat das Modellprojekt im Mai gestartet. Sie sieht die Pflegestelle als „Angebot in einer Sondernotsituation“. „Wir wollen mehr jungen Müttern mit Fluchtgeschichte oder Migrationshintergrund ermöglichen, einen Integrationskurs zu besuchen“, sagt Diakoniepfarrer Udo Blank. Auch wenn einige Politiker gerade versuchten, die Europäische Union zuzumauern, dürfe man die Integration nicht vergessen. Und weil es lange dauere und viel Bürokratie erfordere, einen Kindergarten formal einzurichten, habe man sich dazu entschlossen, mit einer Tagespflegestelle für Entlastung zu sorgen.

Die Wohnung in der Neunkircher Innenstadt besteht aus zwei Spielzimmern, Büro, Küche, Toilette und Duschbad. Die Erzieherinnen arbeiten von 7.45 bis 12.45 Uhr. Sie spielen, malen und singen mit den Kindern und gehen auch mal auf den Spielplatz und in den Zoo. Zwei Fachkräfte betreuen die Kinder: Michaela Arlt und Valentina Insalata. Die beiden ausgebildeten Erzieherinnen sind bei der Diakonie Saar beschäftigt. Derzeit betreuen sie vier Kinder zwischen ein und vier Jahren. Drei kommen aus Syrien, eines aus Afghanistan. „Sie fühlen sich hier sehr wohl“, sagt Arlt.

Den Anstoß gab das Jobcenter im Landkreis Neunkirchen. „Wir haben in unserer Beratungsarbeit festgestellt, dass viele Mütter nicht an Sprachkursen teilnehmen können, weil die Betreuung ihrer Kinder während des Unterrichts nicht gesichert ist“, sagt Katja Sauerbrey, Geschäftsführerin des Jobcenters. Grund sei der Engpass bei Kitaplätzen im Raum Neunkirchen, außerdem fehle Flüchtlingen oft ein soziales Angebot – häufig gebe es keine Großeltern, keine Bekannten und keine Nachbarn, die helfen könnten. Das Angebot sei sehr wichtig, sagt Sauerbrey. Denn: „Ohne Spracherwerb keine Arbeitsmarktintegration und keine soziale Integration.“

Eltern, die bei der Diakonie, der Volkshochschule, der Dekra-Akademie oder dem Bildungszentrum IBBV einen Kurs beginnen, können für Kinder bis sechs Jahre einen Platz anfragen. Die Betreuung in der Bahnhofstraße ist als Überbrückung gedacht. Endet der Sprachkurs der Mutter, endet auch die Betreuung. Die Beratungsstelle „Frau & Beruf“ und Migrationsdienste wollen die Eltern dabei unterstützen, eine Anschlussbetreuung in einer Kita zu finden.

Das Projekt ist zunächst bis zum 31. Dezember dieses Jahres befristet. Die Lebacher Regionalstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und die Diakonie Saar finanzieren die Tagespflegestelle. Sie sind allerdings auf zusätzliche Förderer angewiesen. Denn bislang können sie nach eigenen Angaben die Kosten nicht decken.

Auch Spenden sind willkommen – wie die 5000 Euro, die die Diakoniestiftung an der Saar vor ein paar Tagen beisteuerte. Beiratsvorsitzender Michael Burkert besuchte die Einrichtung und übergab das Geld an Udo Blank. Das Geld helfe, die Einrichtung adäquat auszustatten und ein fachlich gutes Angebot für die Kinder zu schaffen, sagt Blank.

Auch andernorts sind solche Einrichtungen geplant. In Saarbrücken, Merzig und Homburg geht es im August los. In Saarlouis ist ebenfalls eine Tagespflegestelle vorgesehen. In St. Wendel gibt es nach Informationen der Diakonie Saar derzeit keinen Bedarf, genauso wie im ländlichen Raum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort