Die Melone ist nur die Hälfte wert

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die jüngste Mathe- Aufgabe: Eine Wassermelone wog beim Kauf zehn Kilogramm, zu 95 Prozent bestand sie aus Wasser. Nach der Lagerung auf unserer Südterrasse, nach Sonneneinstrahlung, enthielt sie nur noch 90 Prozent Wasser

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die jüngste Mathe- Aufgabe: Eine Wassermelone wog beim Kauf zehn Kilogramm, zu 95 Prozent bestand sie aus Wasser. Nach der Lagerung auf unserer Südterrasse, nach Sonneneinstrahlung, enthielt sie nur noch 90 Prozent Wasser. Die Frage an die Mathe-Freunde: Wie schwer war die Melone jetzt? Eigentlich waren es zwei Fragen: Ihre erste Einschätzung, dann das exakte Ergebnis.90 Prozent ist ja kaum weniger als 95 Prozent. Ich gestehe es ungern, aber es ist nun einmal so, meine erste Einschätzung war vollkommen falsch. Ich hatte auf etwa neun Kilogramm getippt. Aus dem hohlen Bauch, ohne jede Rechnung. Vollkommen falsch, total daneben. Wie man leicht sieht. Wirklich?"Wie man leicht sieht" ist eine Lieblingsformulierung aller Mathematiker und Mathematikerinnen, universell. Im Englischen "it's obvious". Wunderbar bequem, man muss nichts erklären, die Last des Verstehens wird dem Leser überlassen. Wenn er nichts versteht, ist er selbst daran schuld, vielleicht nicht ganz auf der Höhe. Er sollte sich schuldig fühlen, in sich gehen. So richtig arrogant das Ganze.Also wie man leicht sieht, sieht das für unsere Mathe-Aufgabe so aus: Beim Kauf wog die Melone zehn Kilogramm. Zu 95 Prozent bestand sie aus Wasser. Also hatte sie fünf Prozent feste Bestandteile, das macht 500 Gramm. Ein Pfund feste Masse. Nach der Lagerung betrug der Wasseranteil 90 Prozent, die feste Masse, jetzt zehn Prozent, war geblieben. Also: 500 Gramm sind jetzt zehn Prozent der Melone. Nach Adam Riese wiegt die Melone jetzt nur noch 10 mal 500 Gramm, also 5000 Gramm. Das sind fünf Kilogramm. Das konnte man wirklich nicht erwarten. Und die Idee zu dieser Aufgabe? Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Vor einigen Wochen nahm ich in Esslingen an einer Tagung über das Lösen von Aufgaben teil. Natürlich von Mathe-Aufgaben. Dort wurde unsere Aufgabe (in einer anderen Einkleidung) als Einstieg in das Thema vorgestellt. Von dort habe ich die Idee.

Auf einen BlickMathe macht Spaß, das will Professor Rainer Roos mit seinen Aufgaben beweisen. Und das gelingt ihm auch. So schreiben Sandra und Michael Lux aus Merzig in ihrer Mail: "Wir hatten heute Morgen schon einen Heidenspaß mit Ihrer Knobelaufgabe - waren trotz Übernächtigung nach zwei Tassen Kaffee auf das Ergebnis gekommen, gegen neun Uhr an einem heißen Samstagmorgen auf einer Hilbringer Terrasse." So soll es sein. Übrigens, die Antwort der beiden war richtig. So mancher Leser hat sich sogar Gedanken um den Zustand der Melone gemacht. So schreibt Jörg Weinkauf aus Wadgassen: "Nach mehreren Tagen auf der Terrasse wiegt die Melone von Professor Roos gar nichts mehr, tierische Gäste haben sie aufgefressen."Viola Stras aus Lebach denkt sogar noch weiter: "Ich frage mich, ob man dieses Verfahren auch bei Menschen anwenden kann, und ich mich nur in die Sonne legen muss, um abzunehmen. Schön wäre es."Mittlerweile machen auch Leser aus anderen Bundesländern bei der Mathe-Aufgabe mit. Sie lesen die SZ wohl im Internet. Richtige Lösungen erreichten die Redaktion zum Beispiel aus Wolnzach und aus Everswinkel. Originell auch die Postkarte des Lauftreffs Köllertal, die die Aufgabe gemeinsam in Essing nach einer Fahrradtour gelöst haben. vfAuf einen Blick93 SZ-Leser haben bei der Melonen-Aufgabe mitgemacht. Das ist toll. Die meisten haben das Gewicht der Melone richtig berechnet, so mancher dieses aber zuvor wie Rainer Roos auch, falsch geschätzt. Aus allen Einsendungen hat die Glücksfee der Redaktion zehn Gewinner gezogen, die sich auf je einen Gutschein über zehn Euro des Erlebnisbades Schaumberg freuen dürfen. Zur Verfügung gestellt haben diese Gutscheine die Gemeinde Tholey und das Schaumbergbad Tholey. Die nächste Aufgabe von Rainer Roos erscheint am Samstag, 8. August.Nun aber zu den Gewinnern. Gewonnen haben dieses Mal: Christoph Schröder aus St. Wendel, Alois Jost aus Kastel, Ulla Schnur aus Urexweiler, Florian Hans aus Winterbach, Thomas Kirchen aus Nalbach, Claus Holtfreter aus Lebach, Berthold Schwarz aus Saarlouis, Marcel Josten aus Morscholz, Christian Otto aus Beckingen und Roland Prim aus Merzig. Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner. vf