Maggi: darf auf dem Einkaufszettel nicht fehlen Die Maggi-Exzesse der Saarländer

Saarbrücken · Was muss auf der Einkaufsliste eines Saarländers ganz oben stehen? Maggi. In keinem Teil von Deutschland ist das flüssige Würzmittel so beliebt wie im Saarland. Sogar Eis macht man hier daraus.

 Mehr als 125 Jahre hat die Maggi Würze schon auf dem Buckel.

Mehr als 125 Jahre hat die Maggi Würze schon auf dem Buckel.

Foto: dpa/A9999

Die braune Brühe schießt im Strahl aus dem Hals. Die gelben Scheiben saugen die Flüssigkeit auf. Färben sich braun. Werden matschig. Die rosa farbene Wurst schwimmt in einem braunen See. Kartoffel-Lyoner-Pfanne steht an diesem Tag auf dem Speiseplan der Kantine. Auf den Tischen wartet die wichtigste Zutat: Maggi. Die braune Flasche mit dem langen Hals und dem gelben Etikett. „Würze“ steht in roter Schrift darauf. Der Saarländer nennt es einfach „Es Maggi“. Und das passt zu allem. Suppen, Pfannen, Aufläufen, Fleisch. Schmeckt dann nicht alles gleich? Fragt sich der, der der braunen Brühe nichts abgewinnen kann. Doch das nuschelt man hierzulande besser nur leise vor sich hin. Denn wenn eins im Haushalt nicht ausgehen darf, dann Maggi.

 Diesen Einkaufszettel hat ein Saarländer im Saarbrücker Nauwieser Viertel auf dem Gehweg verloren. Ganz oben auf der Liste: Maggi.

Diesen Einkaufszettel hat ein Saarländer im Saarbrücker Nauwieser Viertel auf dem Gehweg verloren. Ganz oben auf der Liste: Maggi.

Foto: Patricia Heine

Deshalb kommt es als erstes auf die Einkaufsliste. Nicht auszudenken, die Krumbeersupp ohne Maggi. Schlimmer noch als Pommes ohne Salz. Im Saarbrücker Nauwieser Viertel liegt ein Einkaufszettel auf dem Gehweg. Der Blick bleibt hängen am ersten Wort auf der Liste: Maggi. In keinem Bundesland ist der Verbrauch so hoch wie im Saarland. Saarländische Maggi-Exzesse nicht nur in der Kantine. Frank Broniewski teilt die Leidenschaft der Saarländer nicht. Er ist auch kein echter. Der Geograf und Kartenliebhaber kommt aus Nordrhein-Westfalen. 2001 kam er ins Saarland. Die skurrilen Rezepte rund um das flüssige Würzmittel haben Broniewski dennoch inspiriert. Vor knapp zwei Jahren hat er eine Karte erstellt. Sie zeigt den Verbrauch von Maggi in Deutschland. So hoch, wie nirgendwo anders in Deutschland.

 Der Geograf Frank Broniewski hat vor wenigen Jahren eine Karte zum Maggi-Verbrauch in Deutschland  erstellt.

Der Geograf Frank Broniewski hat vor wenigen Jahren eine Karte zum Maggi-Verbrauch in Deutschland erstellt.

Foto: Frank Broniewski

Und weil die Saarländer auch kreative Köpfe sind, experimentieren sie immer wieder mit der braunen Brühe. Im vergangenen Sommer brachte Uwe Hoffmann in Burbach eine neue Eissorte auf den Markt – eine würzige, geschmackvolle: Das Maggi-Eis. In seiner Burbacher Eisdiele Favretti verkaufte er es und es schlug bei den Kunden ein wie eine Rakete. In ganz Deutschland berichteten Medien über ihn. Aus Luxemburg, Nordrhein-Westfalen, vom Bodensee und sogar aus Japan kamen die Leute, um seine verrückte Eis-Kreation zu testen. Nur ein kurzzeitiger Hype oder ein Dauerbrenner? Fast ein Jahr nach der Erfindung hat das Maggi-Eis im Eiscafé Favretti noch immer seinen festen Platz in der Theke. „Wir können es leider nicht rausnehmen“, erzählt Hoffmann. Mittlerweile habe sich ein Stamm-Klientel entwickelt, das täglich nach dem Würz-Eis fragt. Aus dem Experiment ist ein Verkaufsschlager geworden. Einer, der das Saarland auf der Weltkarte fett markiert. Und vielleicht steht auf japanischen Kantinentischen ja auch bald die braune Brühe.

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