"Die machen uns alles kaputt"

Sulzbachtal/Fischbachtal. Seit Montag gilt das absolute Rauchverbot in den Gaststätten des Saarlandes. Der Verfassungsgerichtshof Saarbrücken hat das Nichtraucherschutzgesetz für verfassungsgemäß erklärt. Nur für Gastronomen, die in Raucherräume investiert haben, existiert eine Übergangsfrist bis 31. Dezember. Alle weiteren Ausnahmen, wie etwa bei inhabergeführten Kneipen, sind aufgehoben

 Der Sulzbacher Wirt Michael Thiel ärgert sich über das Rauchverbot in den Gaststätten. Er fürchtet, dass ihm die Stammkundschaft wegbleibt. Foto: Dennis Langenstein

Der Sulzbacher Wirt Michael Thiel ärgert sich über das Rauchverbot in den Gaststätten. Er fürchtet, dass ihm die Stammkundschaft wegbleibt. Foto: Dennis Langenstein

Sulzbachtal/Fischbachtal. Seit Montag gilt das absolute Rauchverbot in den Gaststätten des Saarlandes. Der Verfassungsgerichtshof Saarbrücken hat das Nichtraucherschutzgesetz für verfassungsgemäß erklärt. Nur für Gastronomen, die in Raucherräume investiert haben, existiert eine Übergangsfrist bis 31. Dezember. Alle weiteren Ausnahmen, wie etwa bei inhabergeführten Kneipen, sind aufgehoben.Doch wie wird dieser Beschluss unter den Wirten der Region aufgenommen? Rudi Siffrin von der Tante Emma in Quierschied hält die Entscheidung für eine "große, dreckige Schweinerei". Man solle den Leuten nicht in ihre privaten Angelegenheiten reinreden, sagt er und "für Saarbrücken ist das Rauchverbot nicht so schlimm, da ist mehr Durchgangsverkehr. Auf dem Land sind wir aber auf Stammgäste angewiesen - 80 Prozent meiner Gäste sind Raucher".

Ähnlich ist die Stimmung in Karin's Kneipe in Sulzbach. Auf das Rauchverbot reagiert Wirt Michael Thiel mit einiger Verärgerung: "Soll ich da noch was sagen? Die machen uns alles kaputt. Ändern kann man jetzt nichts mehr. Das Einzige, was sich ändert, ist, dass es bald mehr Arbeitslose gibt." 90 Prozent seiner Gäste seien Raucher und "die restlichen zehn Prozent hat der Zigarettenqualm nicht gestört", sagt er. Im schlimmsten Fall rechnet er damit, aufs Arbeitsamt zu müssen, "weil der Staat uns die Arbeitsplätze wegnimmt." Seit sechs Jahren ist er im Geschäft und hätte sich seitdem mühsam seine Stammkundschaft aufgebaut. Doch er fürchtet, dass diese jetzt lieber zu Hause bleibt. Gerade ist er dabei, seine Räume zu renovieren "und jetzt brauch' ich es bald nicht mehr", sagt Thiel. Auch gibt er eine Prognose ab, wie sich das Rauchverbot entwickelt: "Bald wird auch das Rauchen im Auto verboten, weil es vom Fahren ablenkt, warten Sie es ab."

Nicht so düster sieht Christina Alsfasser, Inhaberin der Gaststätte Kopp's Haus in Dudweiler, die momentane Lage. "Bei uns darf man schon länger nicht mehr rauchen. Seitdem haben wir auch neue Kunden hinzugewonnen", sagt sie. Die Raucher würden aber nicht mehr so lange bleiben. Die Stimmung nach dem Rauchverbot in ihrer Gaststätte sei zuerst gedrückt gewesen. Alsfasser: "Es braucht seine Zeit, bis es sich einspielt. Die Leute müssen sich erst darauf einstellen." Doch ist sie auch der Ansicht, dass es besser gewesen wäre, die Entscheidung den Wirten zu überlassen: "Die Entscheidung wird den Leuten abgenommen, eigentlich hat es doch mit den Nichtraucherzimmern geklappt." Seit 150 Jahren sei die Gaststätte Kopp's Haus ein Familienbetrieb und "es wäre schade, wenn wir wegen des Rauchverbots schließen müssten. Ich denke aber nicht, dass es soweit kommt. Man muss sich eben etwas einfallen lassen, damit die Menschen kommen. Am Wochenende hatten wir ein Schlachtfest, das ist gut angenommen worden."

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