Die Leiche aus dem Keller

Saarbrücken. Erik Schrader, Walter Pitz und Heribert J. Leonardy haben eine Leiche im Keller. "Im wahrsten Sinne des Wortes", wie Leonardy sagt. Heribert J. Leonardy ist Vorsitzender des Vereins der Freunde des Abenteuermuseums - eines Museums, das seit über vier Jahren nicht mehr existiert

 Heinz Rox-Schulz (links)  hat Ende der 50iger Jahre in Peru zwei Mumien aus der Inkazeit ausgegraben. Eine davon gehört zu den Exponaten des Abenteuermuseums. Foto: Iris Maurer

Heinz Rox-Schulz (links) hat Ende der 50iger Jahre in Peru zwei Mumien aus der Inkazeit ausgegraben. Eine davon gehört zu den Exponaten des Abenteuermuseums. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Erik Schrader, Walter Pitz und Heribert J. Leonardy haben eine Leiche im Keller. "Im wahrsten Sinne des Wortes", wie Leonardy sagt. Heribert J. Leonardy ist Vorsitzender des Vereins der Freunde des Abenteuermuseums - eines Museums, das seit über vier Jahren nicht mehr existiert. 2004 mussten die Ausstellungsstücke, die der Abenteurer Heinz Rox-Schulz zusammengetragen hat, in Kisten verpackt werden. Die Volkshochschule hatte die damaligen Museumsräume im Alten Rathaus am Schlossplatz als Bürofläche beansprucht.

Zusammen mit Saarbrückens Kulturdezernent Erik Schrader und Walter Pitz vom Kulturamt wollen Leonardy und seine Mitstreiter die Kisten jetzt wieder aus dem Keller holen. In einer dieser Kisten sei die Leiche - eine Mumie, die Rox in Peru ausgegraben hat und die zu den Ausstellungsstecken gehört, die besonders bei Kindern gut ankommt, erklärt Rox-Freund Leonardy.

Und insbesondere für Kinder soll das Museum wieder eröffnet werden. Zwei Drittel der bis zu 3000 Menschen, die das Museum zuletzt jedes Jahr besucht haben, waren Kinder. Bis sie das Erbe des "Königs der Globetrotter" bestaunen dürfen, wird allerdings noch gut ein Jahr ins Land gehen. Schrader wird dem Kulturausschuss des Stadtrats morgen vorschlagen, das Museum in der ehemaligen Deutschherrnschule unterzubringen. Sie wird zurzeit umgebaut. Das Stadtarchiv wird dorthin zum Jahresbeginn 2010 umziehen. Kurz darauf soll auch das Abenteuermuseum in der ehemaligen Grundschule neu eröffnet werden. Zwei Räume sollen für die Exponate zur Verfügung stehen. Die Räume herzurichten koste rund 70 000 Euro. Personal werde fürs Museum nicht gebraucht. Mitarbeiter des Archivs können das Museum auf- und zusprerren. Schulklassen sollen bei freiem Eintritt mit kurzen Filmen durch die Ausstellung geführt werden. Vorausichtlich einmal in der Woche bietet der Verein eine Führung an. Mitglieder wollen sich auch darum kümmern, dass Kinder an Wochenenden im Museum übernachten und dort Geburtstage feiern können.

Dazu muss der Stadtrat aber erstmal seinen Beschluss, das Abenteuermuseum im Zoo unterzubringen, zurücknehmen. Schrader, Pitz und Leonardy wollen dafür werben. Weil die Räume in dem Schulhaus besser geeignet seien. Und weil diese Lösung viel billiger sei. Dass es eine Lösung für höchstens sechs bis sieben Jahre ist, sieht Schrader nicht als Nachteil. Bis das Archiv die beiden Räume brauche, könne man "schauen, wie das Museum angenommen wird, ob das Konzept funktioniert oder wie es verbessert werden kann". Die Stadt habe dann Zeit, neue Räume zu suchen. Jetzt gehe es erstmal darum, die Kisten aus dem Keller zu schaffen. Wo genau sie lagern, verrät die Stadt nicht - aus Angst vor Dieben. Die Sammlung ist laut Versicherung exakt 674 905 Euro und 28 Cent wert.

Zur Person

Heinz Rox-Schulz wurde 1921 in Königsberg als Heinz Schulz geboren. Von seinen zahlreichen Weltreisen brachte er kistenweise Andenken mit in seine Wahlheimat Saarbrücken. Seit 1980 konnte man sie im Alten Rathaus am Saarbrücker Schlossplatz besichtigen. Dort hatte Rox, der "König der Globetrotter", sein Abenteuermuseum eröffnet. Es wurde 2004 kurz nach dem Tod des Abenteurers geschlossen, weil die Räume als Bürofläche benötigt wurden.

Rox, der im Laufe seines Lebens viele Bücher schrieb und unter anderem für den Saarländischen Rundfunk Filme drehte, schlug sich bis 1951 als Artist durch. Rox wählte er in dieser Zeit als Künstlernamen. Zuletzt stand der Name auch in seinem Pass. Heinz Rox-Schulz starb im März 2004. Er ist auf dem Friedhof St. Arnual begraben. ols

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