Die Landfrauen suchen Nachwuchs

Saarbrücken · Auf den Dörfern sind die Landfrauen bei Festen und Umzügen aktiv. Doch die Mitgliederzahl hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast halbiert.

 Die Saar-Landfrauen bringen unter anderem auch frisches Obst und Gemüse auf den Frühstückstisch von Kindergärten und Grundschulen. Foto: dpa

Die Saar-Landfrauen bringen unter anderem auch frisches Obst und Gemüse auf den Frühstückstisch von Kindergärten und Grundschulen. Foto: dpa

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Sie lehren Brotbacken und Käsemachen, gehen mit ihrem "Fit mit Milch"-Programm in Schulen und Kindergärten, betreiben jede Menge Weiterbildungsarbeit für Frauen und sorgen zudem für das Catering beim Neujahrsempfang der Ministerpräsidentin: Die Saar-Landfrauen feiern ihr 60-jähriges Bestehen. Da sie bis heute das Dorfleben bereichern und mit ihrem Einsatz für gesunde Ernährung und Umwelt auch aus dem gesellschaftlichen Leben des Saarlandes nicht mehr wegzudenken sind, haben sich zu ihrem Festakt am 6. Juni im Haus für Kultur und Sport in Schwalbach-Hülzweiler unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hohe Gäste angesagt. Neben Umweltminister Reinhold Jost und Bildungs-Staatssekretärin Christine Streichert-Clivot (beide SPD) nimmt auch die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Brigitte Scherb, an dem Fest teil.

Was wohl kaum jemand weiß: Bäuerinnen und ausgebildete Hauswirtschafterinnen stellen bei der Organisation der Saar-Landfrauen inzwischen nur noch die Minderheit. "Bei uns sind alle Berufsgruppen vertreten: Bankkauffrauen, Krankenschwestern, Reiseverkehrskauffrauen, Köchinnen, Juristinnen und Kaufmännische Angestellte", sagt Camilla Atmer-Steitz (56), gebürtige Schwedin. Sie leitet zusammen mit ihrem Mann den Milchviehbetrieb Feilbacherhof in Homburg-Websweiler. Seit zwei Jahren ist sie die Landesvorsitzende der Saar-Landfrauen, die mit Unternehmerin Brigitte von Boch, Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) und Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) auch einige prominente Fördermitglieder in ihren Reihen hat.

Dennoch ist die Organisation in Zeiten, in denen immer mehr Landwirtschaftsbetriebe auf der Strecke bleiben, auch selbst von Nachwuchsmangel bedroht. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Mitgliederzahl von mehr als 5600 auf rund 3100 nahezu halbiert. "Auch die Saar-Landfrauen sind vom demografischen Wandel nicht verschont", sagt Atmer-Steitz. "An unserem moderaten Beitrag von 20 Euro im Jahr kann es nicht liegen", sagt Landesgeschäftsführerin Vera Backes.

Gegründet worden war der Landfrauenverband Saar, wie er damals noch hieß, 1957 von 28 Frauen aus dem Saarpfalz-Kreis, dem Stadtverband Saarbrücken sowie aus den Kreisen Saarlouis und St. Wendel in der Landwirtschaftsschule Blieskastel, um die Interessen der Bäuerinnen besser vertreten zu können und sie beruflich zu fördern. Im gleichen Jahr fand auch der erste Landfrauentag im Saarland statt. 1995 übergab die Organisation die erste "Erntekrone" zum Erntedank an den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU) und 2006 erfolgte die Umbenennung der Vereinigung in den Verein Saar-Landfrauen.

"Wir sind eine Interessen- und Bildungsorganisation für Frauen im ländlichen Raum", sagt Atmer-Steitz: "In den Dörfern bringen sich die Saar-Landfrauen bei Festen, Umzügen und der Flüchtlingshilfe ein. Die oftmals ehrenamtlich engagierten Frauen nehmen auch Aufgaben in anderen Vereinen wahr. Der Landfrauenverein vor Ort steht zwischen Tradition und Moderne, mit Themen vom Sauerkraut-Einmachen bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung."

Und was sagen die Saar-Landfrauen zu Fernsehsendungen wie "Bauer sucht Frau"? "Die Sendung nagt wohl eher am Image der Bauern als an unserem", meint Atmer-Steitz. "Die Bäuerinnen sind mit Sendungen wie zum Beispiel ‚Lecker aufs Land' (SWR) positiv besetzt. Mit diesem Image können die Landfrauen leben, auch wenn die Darstellung etwas romantisiert ist."

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