Die Landeck ist eine Burg für alle

Klingenmünster · In Klingenmünster sind die Bürger stolz auf „ihre Burg" Landeck. Selbst als Ruine beeindruckt sie viele Besucher und bietet neben tollen Ausblicken auch sonst einiges fürs Auge.

 Über Klingenmünster thront die imposante Ruine der Burg Landeck. Fotos: W. Storck

Über Klingenmünster thront die imposante Ruine der Burg Landeck. Fotos: W. Storck

Auf dem Parkplatz stehen Autos mit Kennzeichen aus Baden-Württemberg, dem Saarland, Nordrhein-Westfalen, Belgien, Frankreich und natürlich der näheren Umgebung. In der Burg-Gaststätte, die eine solide Regionalküche und offenbar sehr beliebte Flammkuchen bietet, ist nur mit Mühe ein Platz zu bekommen. Draußen pfeift in 305 Metern Höhe ein spürbarer Wind. Dennoch sitzen Familien und Wandergrüppchen an den Holztischen im Burghof. Die Aussicht über Klingenmünster, das rebenbestandene Vorhügelland und die Ebene reicht bis über den Rhein.

Wie auf einem Balkon

Die wuchtig über Klingenmünster auf dem südöstlichen Ausläufer des Treutelsbergs thronende ehemalige Reichsburg Landeck macht auch als Ruine noch was her. Von außen wirkt sie fast erhalten. Geht man von der Bergseite über die den Halsgraben überspannende Brücke, dann durch das äußere Tor und schließlich durch das Haupttor, steht man im geräumigen Burghof. Rechts der Bergfried, ringsum Mauern, ergänzt durch spätere Einbauten; linker Hand besagter Blick auf die Rheinebene. Es ist wie auf einem gewaltigen Balkon .

"Zu Landeck auf der Feste saß König Dagobert", hat der 1828 in Klingenmünster geborene Schriftsteller August Becker gedichtet. Beckers Werk "Die Pfalz und die Pfälzer" gehört noch heute zur Standardliteratur über die Pfalz, unten im Ort steht sein rosenbekränztes Denkmal. Aber das mit dem Merowingerkönig Dagobert I. und der Landeck ist historisierender Unfug. Geht man von der nicht eindeutig bestätigten Gründung des Klosters Klingenmünster um 627 aus, käme eine zeitliche Verbindung von Ort und Frankenherrscher allerdings zumindest in Frage.

Die Burg Landeck wurde jedoch erst im späten 12. Jahrhundert errichtet, mutmaßlich als Nachfolgerin der nahen und Mitte des 12. Jahrhunderts zerstörten salischen Turmburg "Schlössel". 1237 wird sie erstmals urkundlich erwähnt, als sie bei der Teilung des in dieser Region unvermeidlichen Hauses Leiningen an Emich IV. fiel. 1252 ist sie als Reichslehen je zur Hälfte im Besitz der Grafen von Leiningen-Landeck und der Grafen von Zweibrücken. Als die Linie Leiningen-Landeck ausstarb, verlieh König Rudolf von Habsburg deren Hälfte an seinen Neffen Otto III. von Ochsenstein, der Landvogt im Elsass war.

Die Burg, der wohl eine Schutzfunktion für die Abtei Klingenmünster oblag, wurde Ende des 15. Jahrhunderts ausgebaut, was im Bauernkrieg den elsässischen Kolbenhaufen nicht daran hinderte, sie zu brandschatzen. Als die Geschlechter der Ochsensteiner und der Grafen von Zweibrücken-Bitsch ausstarben, konnte die Kurpfalz ihren Anteil nach und nach auf drei Viertel erhöhen und 1709 durch Tausch mit dem Bistum Speyer alleiniger Besitzer werden. Sie blieb es bis zur Französischen Revolution, aber da war die Landeck bereits von französischen Truppen zerstört worden.

Was wir heute noch sehen, ist beachtlich. Die Zwingermauer und die Zwingeranlage mit ihren fünf Türmen mit Gusslöchern, Senkscharten, Schlüssellochscharten und Pecherkern verweisen auf antike Befestigungsformen. Die Kenntnis darüber kam durch Kreuzfahrer nach Mitteleuropa. Die mächtige Kernanlage mit ihrer an der Angriffsseite rund zehn Meter hohen Mantelmauer wird durch das große und beeindruckende Tor erreicht.

Der heute noch 23 Meter hohe, fast quadratische Bergfried zählt zu den am besten erhaltenen aller pfälzischen Burgen . Eine Treppe an der Ostseite führt zu einer Öffnung in zehn Metern Höhe. Wer auf die Plattform hinaufsteigen will, kommt durch das vom Landeckverein eingerichtete Turmmuseum mit Informationen in Wort und Bild, Keramik- und Eisenfunden, Urkunden und alten Gerätschaften. So viel wird bei einer Besichtigung rasch klar: Beim Bau dieser im Ursprung staufischen Burg wurde nicht gespart.

Heute gehört sie dem Land Rheinland-Pfalz. Als "Burgherr" darf sich indes - gegen einen symbolischen Pachtbetrag - der bereits 1881 gegründete Landeckverein fühlen. Vorsitzender Klaus Frey: "Wir haben eine Art Hausmeister-Funktion und sollen den Finger heben, wenn auf der Burg etwas zu machen ist." Das gilt - schon wegen der hohen Besucherzahl von rund 300 000 im Jahr - vor allem für die Sicherheit, aber auch für Sanierungsmaßnahmen. Burgenerhalt ist teuer: Die Abdichtung der Kellerdecke kostete gleich 30 000 Euro. Demnächst stehen die Sanierung von drei Zwinger-Türmen, die Verbesserung der Entwässerung des Kastells und die Ausbesserung der Tore an.

Ein "Heiligtum"

Die Burg und der Ort sind eng verbunden. Frey: "Die Landeck ist das Heiligtum der Klingenmünsterer." Der Landeckverein zählt denn auch stolze 565 Mitglieder, von denen die allermeisten allerdings nur brav ihren Beitrag zahlen. Der beträgt zehn Euro im Jahr, was keine großen Sprünge erlaubt. Immerhin erhält der Verein das Geld aus der Verpachtung der Gaststätte, und Spenden gibt es auch schon mal. Nicht zu vergessen sind die Veranstaltungen: Rock- und Skye-Konzerte, Kinder- und Familientage und vor allem das Landeckfest bringen Besucherscharen auf den Berg. Die Landeck ist im besten Sinne eine Burg für alle.

Der Landeckverein tut aber noch mehr. Um sich auch um andere Sehenswürdigkeiten in und um Klingenmünster kümmern zu können, wurde die Landeck-Stiftung gegründet. Es gibt da - durch Rundwege gut zu erwandern - einiges. Die Ruine "Schlössel", deren Mauersockel noch gut erhalten und deren ursprünglicher Name nicht bekannt ist, wurde schon erwähnt. Sie wurde um 1050 auf einer Felskuppe errichtet, die ihrerseits Teil der vermutlich schon im 9. Jahrhundert entstandenen Fliehburg war. Dann die frühmittelalterliche Fliehburg "Heidenschuh" selbst, 430 bis 455 Meter hoch gelegen, von der noch Mauerreste zu sehen sind. Schließlich auf dem Treutelsberg auf 503 Metern Höhe der Martinsturm. 1886, als die Pfalz zu Bayern hörte, wurde er errichtet und ist noch immer ein besonders markanter Aussichtspunkt.

Aber schon vor der Auffahrt zur Burg, die bei der Pfalzklinik beginnt, sollte man die links stehende Nikolauskapelle nicht übersehen. Es gebe, so Klaus Frey, Indizien, dass sie einmal die Burgkapelle war, ehe auf der Burg eine neue Kapelle gebaut wurde. Sie wurde 1313 erstmal erwähnt, ist der Spätromanik zuzurechnen und nicht nur äußerlich, sondern auch durch Wandmalereien im Inneren ein Kleinod staufischer Sakralarchitektur.

Der Niedergang des Benediktinerklosters Klingenmünster begann 1491 mit der Umwandlung in ein weltliches Chorherrenstift. Nach der Einführung der Reformation wurde es 1567 säkularisiert, dann rekatholisiert, mehrfach umgebaut und wieder säkularisiert. Von der um 1100 errichteten dreischiffigen Säulenbasilika (heute Pfarrkirche St. Michael) sind Reste wie das romanische Westwerk oder die Doppelturmanlage mit Spindeltreppen erhalten.

Und was macht das Besondere der Burg Landeck aus? Frey meint nach kurzem Nachdenken: "Sie liegt gut, kann gut angefahren werden und bietet einen wunderschönen Ausblick. Aber was es konkret ist, kann ich auch nicht beschreiben."

 Der Bergfried kann bestiegen werden. Die Aussicht lohnt sich. Durch das Haupttor gelangen die Besucher in den Burghof.

Der Bergfried kann bestiegen werden. Die Aussicht lohnt sich. Durch das Haupttor gelangen die Besucher in den Burghof.

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Auf einen BlickÖffnungszeiten: Burg und Gaststätte ab 10 Uhr (im Winter ab 11 Uhr).Landeckfest: 28./29. Juni mit Mittelaltermarkt, historischen Gruppen, Gauklern und Musik.Kontakt: Landeckverein, Klaus Frey, Tel.: (0 63 49) 87 29; Tourismusbüro Klingenmünster, Tel.: (0 63 49) 92 80 92. stolandeck-burg.deklingenmuenster.org

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