Die L 112: Todesstrecke für Tiere

St. Ingbert. Es ist eine gefährliche Strecke, die L 112 zwischen Elversberg und St. Ingbert. Und zwar für Autofahrer wie für Wildtiere gleichermaßen. Auch in den vergangenen Wochen sind hier wieder Wildschweine überfahren worden. "Neun von zehn Wildunfällen passieren hier auf einer Strecke von 300 Metern", sagt Revierpächter Karl Scherer

 Bodo Marschall (links) und Karl Scherer an der wildunfallträchtigen Stelle der L 112. Foto: SZ

Bodo Marschall (links) und Karl Scherer an der wildunfallträchtigen Stelle der L 112. Foto: SZ

St. Ingbert. Es ist eine gefährliche Strecke, die L 112 zwischen Elversberg und St. Ingbert. Und zwar für Autofahrer wie für Wildtiere gleichermaßen. Auch in den vergangenen Wochen sind hier wieder Wildschweine überfahren worden. "Neun von zehn Wildunfällen passieren hier auf einer Strecke von 300 Metern", sagt Revierpächter Karl Scherer. Zwischen Schüren und dem Krankenhaus - "das ist der neuralgische Punkt, an dem die Tiere totgefahren werden". Das liegt auch am Verhalten der Tiere, wie Förster Bodo Marschall erklärt. "Die haben ihre speziellen Wechsel. Das ist die Stelle, an der sie über die Straße gehen." Marschall, der mit Unterbrechung seit 1980 Förster in diesem Revier ist, weiß, dass sich bereits einiges getan hat auf der Strecke. "Früher war hier Tempo 100 erlaubt", erinnert sich Marschall. Inzwischen wurde die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 70 heruntergesetzt, und es gilt Überholverbot. Zwei Schilder, eines am Ortsausgang von St. Ingbert und ein zweites von Elversberg kommend auf Höhe der Gartenanlagen weisen auf den Wildwechsel hin. Trotzdem bleibt diese Strecke - gerade in den nassen und nebligen Herbsttagen - brandgefährlich. Deshalb würde sich Scherer Tempo 50 auf den gefährlichen 300 Metern wünschen. Ein Drittel Rehwild und zwei Drittel Wildschweine werden auf der L 112 bei Schüren von Autos überfahren. Dieses Verhältnis war in der Vergangenheit genau umgekehrt. "In großen Teilen des Saarlandes haben wir eine Schwarzwild-Plage", sagt Scherer. "Die Zahl der Wildunfälle insgesamt war in den vergangenen Jahren konstant". Das Verhalten der Tiere zu kennen, kann Wildunfällen vorbeugen. Generell gilt: "Bei Wild ist meistens kein Tier allein unterwegs, sondern eine ganze Familie", erklärt Scherer. Wenn man ein Reh in 50 Meter Entfernung auf der Straße sieht, sollte man sofort abbremsen und vorsichtig an die Stelle heranfahren, denn es kommen sicher noch Tiere nach. Eine Bache geht zum Beispiel immer zuerst über die Straße, die Frischlinge folgen ihr dann blind nach.Wildunfälle fürchtet wohl jeder Autofahrer. Vor allem auch, weil man sich in solchen Stresssituationen fragt, was zu tun ist. Generell ist zu unterscheiden, ob Kleinwild oder größere Tiere vor das Auto laufen. "So herzlos es auch klingen mag, aber man soll bei Kleinwild wie Hase oder Fuchs nicht bremsen", erklärt Marschall. Bei größeren Tieren hingegen sei der Tritt auf die Bremse empfehlenswert. "Der Wildunfall ist ein Unfall und somit sollte zunächst die Polizei verständigt werden", so Marschall. Die informieren dann den entsprechenden Pächter oder Förster, der sich um das Tier kümmert.

Auch wenn ein Tier nach dem Unfall noch lebt, "die eigene Sicherheit steht im Vordergrund". Deshalb sollte man das Tier nicht anfassen. Denn - so Scherer - man wisse nie, wie ein verletztes Tier reagiert. "Das Tier könnte weglaufen. Dann ist es für uns später schwer, das verletzte Tier im Wald zu finden und es von seinen Qualen zu erlösen." Auch wenn Tiere weglaufen, liegen meist schwere Verletzungen vor. Bei kleineren Tieren ist es möglich, dass der Autofahrer das verletzte Tier zum nächsten Tierarzt bringt. "Da steht der Tierschutz über allem", sagt Scherer.

Tote Wildtiere darf man nicht einfach nach einem Unfall ins Auto packen, warnt Marschall: "Das ist strafbar. Das ist Wilderei." Außerdem sei es im eigenen Interesse des Autofahrers wichtig, auf die Polizei zu warten, da sie - aber auch Förster und Pächter - die nötige Bescheinigung für die Versicherung ausfüllen, dass es sich um einen Wildunfall handelt. "In großen Teilen des Saarlandes haben wir

eine Schwarzwild-

Plage."

Revierpächter Karl Scherer

Meinung

Fuß vom Gas am Wildwechsel

Von SZ-RedakteurinEvelyn Schneider

Für Wildtiere ist die L 112 bei Schüren schon seit Jahren eine regelrechte Todesstrecke. Ihrem Instinkt und Leittieren folgend überqueren sie immer wieder an der gleichen Stelle die Landstraße - was für viele Rehe und Wildschweine den Tod bedeutet. Den Tieren ein anderes Verhalten anzutrainieren, wird kaum möglich sein. Deshalb ist es an uns Menschen, etwas zu ändern. Wir müssen unser Fahrverhalten in diesem Bereich der potenziellen Gefahr auf der Fahrbahn anpassen. Nur so können schwere Unfälle, die unsere eigene Gesundheit, aber auch das Leben der Wildtiere gefährden, vermieden werden.

Vielleicht hilft es ja auch, ein paar Minuten früher loszufahren, um nicht unterwegs in Hektik zu geraten. Am besten schon heute!

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