Die Krokodil-Verherrlicherin

Eblange/Blieskastel · Wenn Barbara Hilgers Steine sieht, möchte sie am liebsten sofort drauflosschlagen. Besonders gut gelingen der Bildhauerin Krokodile und Oktopusse. Und sie gilt als begabte Pädagogin für Kinder.

 Barbara Hilgers mit einem ihrer Lieblingsmotive: einem Krokodil. Foto: Hartmann Jenal

Barbara Hilgers mit einem ihrer Lieblingsmotive: einem Krokodil. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Faul im Wasser liegen, ab und zu was zum Beißen reißen, Kinder großziehen und dabei steinalt werden - das Krokodil könnte zum Vorbild taugen, aber seine Verherrlichung ist nicht verbreitet. Anders bei der Bildhauerin Barbara Hilgers. Die trägt schon mal Pulli und Brille in krokodilgrün, ihre Homepage heißt krokodilei.de und ihr aus Eiche gehauenes riesiges Holz-Krokodil war einmal eine Attraktion am Losheimer See. Leider geht es ohne Schwimmhilfen unter, das erschwert sein Überleben.

Wenn Barbara Hilgers Steinbildhauerkurse gibt, am liebsten für Kinder in der Sommerakademie Blieskastel, dann kommen oft Krokos dabei heraus. Gearbeitet wird mit Sandstein. Beton- und Specksteine lehnt die ökologisch bewusste Künstlerin ab - "stinkig und giftig". Nein, die Schüler sollen sich an richtigem Material austoben. "Das setzt Energie frei", sagt sie. 150 junge Leute hat sie in den letzten Jahren schon unterwiesen. Sie gilt als große Könnerin unter den Kursleitern, pädagogisch, handwerklich und künstlerisch.

Barbara Hilgers hat an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe studiert, ihr Stil wurde aber auf zahlreichen Reisesemestern nach Südamerika und Afrika von der dortigen Volkskunst geprägt - leicht wirkende Formen, die schwer was daher machen.

Sie restauriert auch Dorfkreuze

Sie kann auch sakral: zwei Eblanger Dorfkreuze hat sie restauriert, dem Heiligen Gangolf über dem Portal der Remeringer Kirche einen neuen Arm spendiert. Eine Kleinigkeit ist typisch für diese Frau, die lieber auf Steine drischt, als viele Worte zu machen: In den Ausschreibungen vieler Steinbildhauerkurse ist "festes Schuhwerk" vorgeschrieben; bei ihr tun es, bodenständig, "feste Schuhe".

Die 48-Jährige stammt aus Mettlach, lebt aber seit 20 Jahren mit ihrer Familie in Eblange, einem kleinen lothringischen Dorf zwischen Boulay und Bouzonville. Ihr Mann ist ein bekannter Steinmetzmeister. Zehn Meter hinter dem 170 Jahre alten Haus strömt Ehrfurcht gebietend und breit die Nied vorbei. Man könnte bei Hitze mit etwas Fantasie Krokodil-Angst kriegen.

Im Garten und in den Arbeitsräumen springen einen die Skulpturen regelrecht an: Fabelwesen, Oktopusse, Wasserspeier. Und dort, ein neues Kroko? Nein, das sieht nur so aus, das ist ein Totempfahl, 900 Kilo schwer, eine private Auftragsarbeit für den Garten eines Saarländers. Übrigens: Das alte Krokodil von Losheim wieder zu Wasser zu lassen, das wäre schon ein Anliegen der Künstlerin.

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